TSV 1860 München:Schwarzer Rauch bei Sechzig

Lesezeit: 2 min

Schmerzhafter Ausflug: Jesper Verlaat (re.) bekommt es hier mit Bielefelds Torschützen Merveille Biankadi zu tun. (Foto: Noah Wedel/Imago)

Die Münchner Löwen zeigen sich auf der Bielefelder Alm etwas lebhafter als zuletzt, trotz einiger Chancen und einer halben Stunde in Überzahl bleiben sie aber ohne Erfolgserlebnis.

Von Christoph Leischwitz

Im Grunde habe man "als Mannschaft gar nicht mehr wirklich gelebt", hatte Frank Schmöller vor seinem Trainer-Debüt im Profifußball gesagt. Der Interimstrainer des TSV 1860 München hatte also von Maurizio Jacobacci eine verunsicherte Mannschaft übernommen, und anschließend für seine kurze Amtszeit angekündigt, vor allem das Selbstvertrauen der Spieler beleben zu wollen. Nach dem Auswärtsspiel bei Arminia Bielefeld am späten Sonntagnachmittag ist festzuhalten: Einige Lebenszeichen von den Sechzigern gab es schon, doch trotz eines klaren Chancenplus verloren die Löwen auf der Alm 0:2 (0:2). "Das ist jetzt gerade ein bisschen schwer für mich, gebe ich zu", sagte Schmöller gleich nach dem Spiel, "weil es eine komplett vermeidbare Niederlage war". Am Mittwoch bestreitet die Mannschaft bei Waldhof Mannheim ihr letztes Spiel des Jahres - und könnte dann im Falle einer hohen Niederlage sogar auf einem Abstiegsplatz stehen.

Die Frage, wer wohl über das meiste Selbstvertrauen verfügt, hatte Schmöller für sich offenbar so beantwortet: Meistens die Spieler mit Erfahrung. Jedenfalls setzte er vor allem in der Abwehr auf Routiniers: Phillipp Steinhart stand nach Verletzung erstmals wieder in der Startelf, direkt neben ihm Tim Rieder als Innenverteidiger. Doch nach 24 Minuten waren trotzdem schon alle Tore gefallen. Den ersten Treffer erzielte ausgerechnet Ex-Löwe Merveille Biankadi mit einem Schüsschen gegen den Lauf des Torhüters David Richter (12.). Direkt danach, wohl auch zum Ende der zwölfminütigen Protestphase in den deutschen Stadien, warfen die Sechzig-Fans schwarze Rauchtöpfe auf das Feld, die eine fünfminütige Verzögerung und Brandflecken im Rasen zur Folge hatten.

SZ PlusTSV 1860 München
:Christian Werner wird Sportchef - nachdem er bereits abgelehnt wurde

Der Kandidat des scheidenden Geschäftsführers Pfeifer kommt nun doch zu den Löwen, allerdings als Sport-Geschäftsführer. Das könnte der Investorenseite sauer aufstoßen.

Von Markus Schäflein

Jesper Verlaat legte wenig später das zweite Tor auf: Fabian Klos sprintete die vermeintliche Volley-Klärung des Kapitäns ab, überlupfte Richter und staubte ab (24.). Im Angriff sah Sechzig zwar bemüht, aber nicht sehr viel glücklicher aus: Als der Bielefelder Keeper Jonas Kersken einen Fernschuss von Albion Vrenezi nach vorne abprallen ließ, setzte Manfred Starke den Ball über das Tor (20.).

Noch sei nicht klar, wann der neue Trainer präsentiert wird, sagt Noch-Geschäftsführer Pfeifer

In der Halbzeit stand Sechzigs Noch-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer bei Magentasport Rede und Antwort, zumindest so gut es ging: Wann zum Beispiel der neue Trainer präsentiert wird, könne er nicht sagen. Es sei aber sinnvoll, wenn der designierte Sportchef Christian Werner in diese Entscheidung eingebunden werde. Jüngste Vorwürfe des Ex-Löwen Marius Wörl, Sechzig habe seinen Sommertransfer eine halbe Stunde vor der Frist platzen lassen, räumte Pfeifer nicht aus.

Insgesamt vier ehemalige Löwen standen für Bielefeld auf dem Platz, die aktuellen Löwen schienen mit den zusätzlich motivierten Gegnern so ihre Probleme zu haben. Doch als die Mannschaft nach einer knappen Stunde schon geschlagen wirkte, sendete sie plötzlich Lebenszeichen. Als Arminias Maximilian Großer nach einer Notbremse an Morris Schröter die rote Karte sah (64.), dominierten die Gäste sogar - und zeigten - wenngleich nicht immer mit fairen Mitteln -, dass sie sehr wohl noch lebendig sind. Schröter etwa warf Fabian Klos nach einem Freistoß gegen dessen Kopf eine übertriebene Reaktion vor und erntete heftige Kritik - Klos, der mit Maske spielt, hatte sich 2022 eine schwere Kopfverletzung zugezogen. Und Rieder holte den Ex-Löwen Christopher Lannert dermaßen spektakulär von den Beinen, dass alle Bielefelder im Stadion auf den Beinen waren. Es war jede Menge Leben im Spiel.

Auch die Torchancen häuften sich. Schröter und Vrenezi scheiterten mit Großchancen an Gersker (57., 69.), der eingewechselte Julian Guttau setzte in einer spannenden Schlussphase einen Freistoß an den Innenpfosten (85.), Kilian Ludewig verzog in der langen Nachspielzeit nur knapp. "Es ist wie immer", sagte Schröter im Anschluss: "45 Minuten gut gespielt, kein Tor gemacht, wieder verloren." Dabei sei Interimstrainer Schmöller nah dran an der Mannschaft, er habe frischen Wind reingebracht. Bei dieser Chancenverwertung ist es allerdings egal, wer an der Seitenlinie steht.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusNeue politische Gruppierung bei 1860
:Hört 1860 den Donnerhall?

Das "Bündnis Zukunft 1860" will dem Münchner Fußball-Drittligisten zu sportlicher Größe verhelfen. Es hat gute und teils schräge Ideen - doch wie es diese politisch durchbringen möchte, bleibt rätselhaft.

Von Philipp Schneider

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: