TSV 1860 München:Drei Tore gegen das Chaos

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Löwen-Freude: Joël Zwarts bejubelt sein Tor zum 1:0 gegen Viktoria Köln. (Foto: Heike Feiner/Eibner/Imago)

Nach vier Niederlagen in Serie gelingt dem TSV 1860 München gegen Viktoria Köln ein 3:1-Sieg. Die Partie muss um eine Stunde verschoben werden - aus kuriosem Grund.

Von Julian Sieler

Es schlug 14 Uhr, zu diesem Zeitpunkt hätte das Spiel der Münchner Löwen eigentlich angepfiffen werden sollen. Der Rasen war bereitet, die Sonne schien, nur ein paar Kleinigkeiten fehlten: die Spieler - und die Fans. Am Samstagnachmittag zu Giesing wurde einmal mehr deutlich, wie hervorragend dieses Stadion (charmant, altehrwürdig, vieles funktioniert nicht) zum gastgebenden Verein (charmant, altehrwürdig, vieles funktioniert nicht) passt.

Vor dem Spiel war die Lautsprecheranlage im Stadion an der Grünwalder Straße ausgefallen. Aus Sorge der Polizei, wichtige Hinweise könnten deshalb im Notfall nicht durchgegeben werden, verzögerte sich der Anpfiff der Drittligapartie um eine Stunde. "Mehr Chaos gibt es nirgends", behauptete ein Fan. Begleitet von Jubelschreien, wie man sie in dieser Saison nicht oft hören konnte, durften die Münchner Anhänger dann mit reichlich Verzug die Eingangstore passieren. Zumindest auf einer der vier Tribünen funktionierte der Ton nun.

Und es stellte sich heraus: Der TSV 1860 München kann doch noch gewinnen. Nach zuletzt vier Niederlagen in Serie gelang den Löwen ein abgeklärter 3:1-Sieg gegen Viktoria Köln. Der Auftakt in den April ist somit aus Sicht der Münchner Löwen gelungen, dem Februar soll er ähneln, in dem vier Siege aus vier Spielen gelangen, und bitte keinesfalls dem März mit zuletzt vier Niederlagen aus vier Spielen. Kapitän Jesper Verlaat wirkte nach der Partie zufrieden: "Mir war egal, wie wir das Spiel gewinnen. Ob es ein Arbeitssieg ist, ein schöner Sieg, das ist in so einer Saisonphase dann egal. Wichtig waren nur die drei Punkte. Ich bin stolz auf die Mannschaft."

Dabei war lange fraglich, wann - und ob - die Partie stattfinden kann. Nicht nur für die Zuschauer hatte sich eine ungewohnte Situation entwickelt: "Für beide Mannschaften war es nicht einfach. Da muss man sich noch mal neu vorbereiten, die erste Nervosität fällt ab", sagte Verlaat.

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Der TSV 1860 München wollte am Samstag im ausverkauften Heimstadion ein frühsommerliches Fußballfest feiern. Doch dann fiel die Lautsprecheranlage aus und die Feuerwehr musste helfen.

Sein Trainer Argirios Giannikis schickte eine gegenüber der Niederlage in Freiburg auf fünf Positionen veränderte Elf auf das Feld. Für Tim Rieder, Fabian Greilinger, Albion Vrenezi, Fynn Lakenmacher und Manfred Starke starteten Michael Glück, Marlon Frey, Phillipp Steinhart, Eliot Muteba und Joël Zwarts. Letzterer war zuletzt im Oktober in der Startelf gestanden, danach hatte der Stürmer lange wegen einer Verletzung gefehlt und anschließend eine Jokerrolle inne. Die Gäste machten dem Rückkehrer rasch ein Geschenk: Kölns Verteidiger Lars Dietz legte ihm unfreiwillig den Ball vor, Zwarts schob ihn in der 16. Minute zur Führung ein. "Es freut mich für ihn, er hatte eine lange Leidenszeit. Umso schöner, dass er wieder da ist", sagte Zwarts' Mannschaftskollege Leroy Kwadwo.

"So was habe ich selten gesehen", sagt Löwen-Trainer Giannikis

Und auch beim zweiten Tor war Fortuna mit den Löwen im Bunde: Der Kölner Florian Engelhardt wollte zurück zu seinem Torwart Ben Voll spielen, der neben dem Tor stand. Doch Engelhardt wähnte seinen Keeper zwischen den Pfosten - und so landete sein Rückpass in der 35. Minute zum 2:0 für 1860 im Kölner Tor. "So was habe ich selten gesehen", sagte Löwen-Trainer Giannikis, der in seiner Trainerkarriere schon so einiges gesehen hat. "Das ist einfach Glück", erklärte Sechzig-Mittelfeldmann Frey. "Das muss man sich auch erst erarbeiten", ergänzte Verlaat.

Zwar gelang Jeremias Lorch nach der Pause der Anschluss für die Kölner (50. Minute), doch 1860 München blieb so souverän, als hätte es den vermaledeiten März nie gegeben. Bei sommerlichen Temperaturen schien den Gästen - trotz zweier Trinkpausen - die Kraft zu fehlen, sich gegen die Niederlage aufzubäumen. In der Trainingswoche sei die Kopfballstärke von Verlaat ein großes Thema gewesen, verriet Kölns Trainer Olaf Janßen, doch seine Mannschaft konnte nicht verhindern, dass der Kapitän der Giesinger nach einer Ecke mit seinem ersten Saisontreffer zum 3:1 erhöhte (71. Minute) - die Entscheidung.

Die Löwen verschafften sich durch den Sieg ein wenig Luft im Abstiegskampf. Es bestehe dennoch nicht die Gefahr, dass die Mannschaft zu gelassen in die Schlussphase der Saison geht, versicherte Kwadwo: "Ich bin erst entspannt, wenn ich im Urlaub bin." Bis dahin sind es noch sechs Ligaspiele. Am kommenden Sonntag geht es für die Mannschaft nach Regensburg, der Jahn hat durch einen 3:1-Sieg im Spitzenspiel gegen Münster die Tabellenführung gefestigt. "Wir wollen auch da gewinnen", sagte Kwadwo. "Wir brauchen die Punkte."

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