Bochum-Torwart Manuel Riemann:Alles für Opa

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Spezieller Abend in Düsseldorf: Manuel Riemann, Torhüter des VfL Bochum. (Foto: Moritz Müller/Imago)

Trotz früher Verletzung spielt Torwart Manuel Riemann beim Sieg des VfL Bochum durch - in Gedenken an seinen Großvater Hans Humpa. Der kickte einst beim TSV 1860 München und war am Vortag verstorben.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Der Torwart Manuel Riemann, vor 32 Jahren geboren in Mühldorf am Inn, saß am späten Montagabend minutenlang auf dem Rasen einer Fußballarena am Rhein und blickte gedankenverloren in den Nachthimmel der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. Sein VfL Bochum hatte in der zweiten Liga soeben 3:0 bei Fortuna Düsseldorf gewonnen. Es gab sportfachlich keinen Anlass zur Traurigkeit. Aber im Sky-Interview verriet Riemann, dass am Vortag sein Großvater gestorben war. Zu seinem Opa, erklärte er, habe er ein ganz besonderes Verhältnis gehabt. Sein Opa hat ihn zum Fußball gebracht und zehn Jahre lang trainiert in der Jugend des TSV Ampfing. Der Opa, um den Riemann trauert, heißt Hans Humpa und hat in den Sechzigerjahren beim TSV 1860 München gespielt. Er wurde 81 Jahre alt.

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Es war die erste Bundesliga-Saison 1963/64, in der Humpa für die Löwen sieben Mal zum Einsatz kam. In genau diese Bundesliga will 57 Jahre später nun der Enkel Riemann mit seinem VfL aufsteigen. Zur Verwirklichung dieses Traums war die Partie in Düsseldorf eine wegweisende. Das wusste am Tag nach dem Tod des Großvaters Manuel Riemann, als er in der vierten Minute in die Luft stieg, um eine Düsseldorfer Flanke herunter zu pflücken. Beim Aufkommen knickte er mit dem rechten Fuß um. "Ein brutaler Schmerz", berichtete er später. Riemann konnte kaum auftreten. Unter normalen Umständen wäre das Spiel in dieser vierten Minute für ihn zu Ende gewesen. Aber das, erklärte er, hätte er im Gedenken an den Großvater niemals zulassen können.

"Beim Schießen hat's wehgetan"

Also spielte Riemann weiter. Er ist ein extrem mitspielender Torwart, bekommt regelmäßig Bälle von den Abwehrkollegen. Er erhumpelte sich diese Bälle und spielte sie mit schmerzverzerrtem Gesicht eher schlecht als recht zurück. Aber schon in der siebten Minute flog er vor seinem Tor durch die Luft und parierte einen Kopfball von Dawid Kownacki als gäb's kein Morgen. "Der Manu ist absolut verrückt", sagte sein Trainer Thomas Reis voller Anerkennung.

"Beim Schießen hat's wehgetan", berichtete Riemann und bedauerte, dass er seinen jungen Vorderleuten diesmal nicht der übliche zuverlässige Passpartner hatte sein können. Aber die Geschichte erhielt ja ein tröstliches Happy End. Riemann bekam kein einziges Gegentor - freilich auch deshalb, weil die Düsseldorfer ihre guten Chancen derart fahrlässig vergaben, dass sie vor Wut auf sich selbst schäumten. Die angestrebte Rückkehr in die erste Liga haben sie wohl schon verspielt.

Der VfL hat den HSV wieder überholt

Die Bochumer machten es besser, sie eroberten eine Woche nach dem 0:2 gegen den Aufstiegskonkurrenten Hamburger SV durch Tore von Simon Zoller (12.), Gerrit Holtmann (35.) und Soma Novothny (87.) die Tabellenführung zurück. Zoller holte mit seinem Treffer seinen 21. Scorerpunkt und ist damit in der zweiten Liga Dritter. Robert Zulj holte mit einer Vorlage seinen 23. Scorerpunkt und ist damit Zweiter.

"Ich habe heute für meinen Opa gespielt", sagt Riemann wehmütig, "genau deshalb wollte ich auch auf gar keinen Fall ausgewechselt werden." Sein großer Dank gehe an den Großvater. "Mir war heute irgendwie klar, dass mir nichts passieren kann - weil er mir geholfen hat."

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