TSV 1860 München:Das neue Gesicht des Löwen

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Bleibt er ein Löwe? Beim passend bemähnten Jesper Verlaat (rechts, gegen Tom Zimmerschied) gab es positive Signale. (Foto: Lutz Hentschel/Imago)

"Nicht viele Mannschaften spielen so in Dresden": Trainer Argirios Giannikis ist trotz der Niederlage zufrieden. Viele sehen die Leistungen als Fingerzeig für die nächste Saison - doch wie der Kader aussehen wird, ist offen.

Von Christoph Leischwitz

Es gibt eine Tabelle der dritten Liga, da stehen die Sechziger immer noch sehr weit unten, und zwar in Sachen Fairness. Die Löwen haben in 29 Spielen schon 68 gelbe Karten gesammelt, dazu zwei gelb-rote und vier glatt rote Karten. Aber selbst in dieser Kategorie scheint unter dem neuen Trainer Argirios Giannikis Besserung in Sicht zu sein: Obgleich es unter seiner Ägide auch schon zwei Platzverweise gab, sinkt die Zahl der Verwarnungen stetig.

Ausgerechnet am Freitag, bei der als "lautestes Drittligaspiel der Saison" vermarkteten Partie bei Dynamo Dresden, kam Sechzig nur auf zwei gelbe Karten. Eine für Abdenego Nankishi gleich zu Beginn - der Torschütze gab selbst zu Protokoll: "Ich persönlich bin schwer in die Partie gekommen." Und eine Karte für Mansour Ouro-Tagba, die man in der Kategorie fragwürdig verbuchen kann.

Es sind Fakten, die das neue Gesicht der Löwen aus einem weiteren Blickwinkel zeigen. Auch in Dresden wollte die Mannschaft unbedingt und so gut es geht spielerisch glänzen. Härte und taktische Fouls sind das, was sie sein sollten: Notlösungen. Und so konnte ein durchaus enttäuschter Giannikis vor der Heimreise zurück nach München immerhin bilanzieren: "In der Summe haben wir ein ordentliches Auswärtsspiel gemacht, nicht viele Mannschaften spielen so in Dresden." Torchancen, die Partie zu gewinnen, gab es. Außerdem verpasste Angreifer Joël Zwarts, monatelang verletzt, mit seinem Torschuss in der Nachspielzeit nicht nur das 2:2 ganz knapp, sondern wahrscheinlich das Gefühl, wieder angekommen zu sein. "Das große Ganze stimmt", findet Giannikis. Das hatte er vor dem Spiel in Dresden gesagt, und dort habe dann nur eine Kleinigkeit das Spiel entschieden: ein unglücklich abgefälschter Schuss durch Lucas Cueto zum 2:1 nämlich (76.).

Es gab auch Anerkennung vom erleichterten Dynamo-Trainer Markus Anfang, dessen Verbleib bei den Sachsen im Falle einer Niederlage nicht mehr sicher schien. Der 49-Jährige sprach von einem "Topkader" der Löwen, den im Winter ausgeliehenen Nankishi etwa habe er bei Werder Bremen selbst noch trainiert. Insofern ist es noch bemerkenswerter, dass Sechzig zuletzt zwei Spitzenteams nacheinander auf Augenhöhe begegnete: Von seiner Wunsch-Startelf war Giannikis beide Male recht weit entfernt, doch hineingeworfene Spieler nutzten meistens ihre Chance und erhöhten damit den internen Konkurrenzkampf. Viele sehen das als einen Fingerzeig für eine sehr viel erfolgreichere Spielzeit 2024/25.

Münster ist nun aber wirklich die allerallerletzte Chance, noch einmal Richtung DFB-Pokal zu schielen

Dabei ist allerdings noch gar nicht sicher, wie die Mannschaft ab Sommer aussehen wird, denn zahlreiche Verträge laufen aus. Zwar setzt der neue Sport-Geschäftsführer Christian Werner immer wieder positive Signale, etwa mit Blick auf einen Verbleib von Kapitän Jesper Verlaat. Das Etikett "Topkader", das den Löwen jetzt aufgedrückt wird, kann da auch wie eine Brandmarkung wirken: Gute Spieler wecken Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen. Gerade jetzt, da es fast nur noch um die exakte Platzierung im Schlusstableau geht, kämen die Nachrichten über den Verbleib von Schlüsselspielern zu einem sehr passenden Zeitpunkt.

Am kommenden Samstag empfängt Sechzig schon wieder eine Spitzenmannschaft, Preußen Münster hat fünf Spiele in Serie gewonnen und steht elf Punkte vor den Löwen. Es handelt sich nun aber wirklich um die allerallerletzte Chance, noch einmal Richtung Platz vier und DFB-Pokal-Teilnahme zu schielen. Gleichzeitig wird das Spiel auch die Frage beantworten, ob Sechzig gegen Topmannschaften mehr als nur mithalten kann.

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