TSV 1860 München:Das fehlende Puzzleteil

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Der Amerikaner Kenny Cooper soll Benjamin Lauths Sturmpartner bei 1860 werden, kommt aber erst nach dem Pokalspiel in Paderborn.

Gerald Kleffmann

Sie wollten jemanden haben, der einen Klon darstellt aus Hulk Hogan und Martin Max. Also jemanden, der groß ist und bullig, der sich in jeden Zweikampf wirft, der Präsenz zeigt und Furcht verbreitet. Aber auch jemanden, der mit dem Ball umgehen kann, der schnell ist und der nicht viele Chancen benötigt, um ein Tor zu erzielen. So wie es bei Martin Max der Fall gewesen war, dem ehemaligen Löwen-Angreifer mit dem Knipser-Gen. Nun sieht es aus, dass die Verantwortlichen des TSV 1860 München tatsächlich einen Stürmer gefunden haben, der diesem Mix gerecht werden könnte.

Schuss, Tor: Kenny Cooper im Viertelfinale des Concacaf-Cups gegen Panama. (Foto: Foto: AP)

Kenny Cooper heißt er, ist 24 und lebt in Dallas, wo er beim FC spielt, einem Klub der Major Soccer League. Wie es heißt, soll der Amerikaner Anfang nächster Woche nach München kommen, zum medizinischen Check. Sollte alles passen, wird der Vertrag unterschrieben. "Ich bin schon sehr auf 1860 gespannt und freue mich", sagte Cooper auf der Homepage des FC Dallas, der den Transfer bereits - anders als 1860 - als fix vermeldete ("FC Dallas transfers Kenny Cooper to TSV 1860 Munich").

Die Daten über ihn klingen durchaus interessant. Er misst 1,92 Meter Körpergröße, ist mit 94 Kilo eineinhalbmal so schwer wie der Löwen-Floh Charilaos Pappas, in 90 Spielen in der Major League Soccer erzielte er 40 Tore, seit Januar 2007 nennt er sich US-Nationalspieler, und als solcher war er jüngst beim Gold Cup in Südafrika im Einsatz, wo er zwei Tore erzielte und in die Elf des Turniers gewählt wurde; die USA unterlagen erst im Endspiel Mexiko, allerdings deutlich: 0:5.

Bei seinem ersten Versuch, sich im europäischen Fußball zu behaupten, reüssierte Cooper jedoch nicht. Vielleicht waren seine Ambitionen zu hoch. Zwischen 2003 und 2006 versuchte er sich bei Manchester United, schaffte es aber nie, aus der Reservemannschaft aufzusteigen und wurde zweimal ausgeliehen, an Académica Coimbra in der ersten portugiesischen Liga und an Oldham Athletic in der dritten englischen Liga.

Über die genauen Rahmenbedingungen schweigen die Parteien bisher natürlich, kein Geheimnis aber ist es, dass es sich nicht um ein Leihgeschäft handelt. Die Sechziger wollen Cooper, dessen Vertrag bei Dallas laut FC-Manager Michael Hitchcock im nächsten Jahr enden würde, kaufen, und so allmählich ist es bemerkenswert, was die Löwen finanziell auf die Beine stellen. Ganz so billig dürfte Cooper jedenfalls nicht sein, "dieser Transfer gibt uns Möglichkeiten, unser Team weiter aufzubauen", teilte Dallas' Trainer Schellas Hyndman erfreut mit.

Einen Investor gibt es laut 1860 übrigens nach wie vor nicht (laut tz hat sich aber der ehemalige Chef der Firma Arab Oil, Josef Bauer aus Prien, mit Stevic über einen Einstieg ausgetauscht, in einem halben Jahr sollen weitere Gespräche folgen). Und trotz der geschätzten Million, die 1860 vom neuen Hauptsponsor pro Jahr erhält, wurde die Garantiesumme von IMG für die Vermarktungsrechte - dem Vernehmen nach über fünf Millionen Euro jährlich - noch nicht überschritten, wie 1860-Geschäftsführer Manfred Stoffers bestätigte. Aber man sei auf einem guten Weg.

Cooper, der einen Dreijahresvertrag erhalten soll, ist somit das fehlende Teil im Stammelf-Puzzle, das Trainer Ewald Lienen und Sportchef Stevic seit Wochen beschäftigt. Im Erstrunden-Pokalspiel an diesem Samstag beim SC Paderborn (15.30 Uhr) muss Stürmer Benjamin Lauth noch ohne den Texaner auskommen, wer neben dem besten 1860-Angreifer der vergangenen Saison spielt, wird Lienen kurzfristig entscheiden.

Neben Manuel Schäffler könnte Ardijan Djokaj eine Option sein, der Zugang aus Montenegro erhielt in der letzten Trainingseinheit die Chance, sich zu bewähren. Kushtrim Lushtaku ist dagegen nicht mit nach Paderborn gefahren, der 19-Jährige hat nach seiner Vertragsunterzeichnung auf die Schnelle keine Spielgenehmigung erhalten. "Es ist schön, dass es jetzt losgeht", sagt Stevic weiter. Schließlich weiß er aus seiner langjährigen Erfahrung als Profi: "Für Testspielsiege kannst du dir nichts kaufen." Es wird ernst für 1860 - und die Beteiligten freuen sich. Vielleicht ist das sportlich mal ein gutes Zeichen.

© SZ vom 01.08.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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