Liebe kann wehtun. Wer wüsste das besser als Dietmar Hopp, der seine TSG Hoffenheim mit vielen, vielen Millionen von der Kreis- in die Bundesliga geführt hat. Dort hat der Milliardär in den vergangenen Jahren viele schöne Stunden mit dem Verein verbracht, für den der heute 82-Jährige einst selbst gespielt hat. Er hat aber auch immer wieder schwere Enttäuschungen erlebt. Wie zuletzt den Absturz in der Liga auf Platz neun, nachdem es lange Zeit so ausgesehen hatte, als könne sich Hoffenheim sogar für die Champions-League qualifizieren. Doch dann legte die TSG gegen Saisonende die Dynamik eines Luftballons an den Tag, dem zusehends die Luft entweicht. Sebastian Hoeneß war deshalb am vergangenen Dienstag als Trainer freigestellt worden.
Wie sehr das alles Hopp an die Nieren gegangen ist, haben rund 250 Mitglieder der Kraichgauer am Samstag erfahren. Und zwar in all der Deutlichkeit, zu der Hopp fähig ist, wenn ihm etwas wirklich gegen den Strich geht. Seine Analyse der vergangenen neun Partien, die allesamt sieglos geblieben waren, gipfelte in der Feststellung, dass sein Geduldsfaden nach den Spielen gegen Freiburg, Leverkusen und Mönchengladbach endgültig gerissen sei: "Die letzten drei Spiele waren inakzeptabel, das 1:5 in Gladbach sogar peinlich."
Meinung Leipzig und der DFB-Pokal:Das Feindbild hat gewonnen
Darf man RB Leipzig gut finden? Darf man - wenn man gute Unterhaltung will und einem egal ist, wie der Profifußball in Deutschland organisiert ist. Alle anderen haben Grund zur Kritik.
Es gebe "keinen Zweifel, dass wir Konsequenzen ziehen mussten auf der Trainerposition und darüber hinaus". Die wirtschaftliche Lage sei allerdings solide, "wohl auch, weil ich als Mehrheitseigner nie Gewinne entnommen habe", zitiert ihn die Rhein-Neckar-Zeitung, die von einer "Abrechnung mit dem Herzensverein" schreibt.
Mäzen Dietmar Hopp bleibt bei seiner Zielsetzung, mit der TSG dauerhaft unter den besten Sechs zu sein
Es ist nicht das erste Mal, dass Hopp nach Mitgliederversammlungen seiner TSG die Schlagzeilen in der Rhein-Neckar-Region prägt. Erst vor einigen Monaten, im Oktober vergangenen Jahres, hatte Hopp im gleichen Rahmen das Ziel formuliert, die TSG müsse künftig dauerhaft unter den Top Sechs abschneiden. Am Samstag erneuerte er diese Zielsetzung, die auch Reformen im eigentlich bestens ausgestatteten Nachwuchsbereich erforderten. Vom Ziel, dass die U 23 der Unterbau der Profimannschaft sein müsse, sei man jedenfalls genauso weit entfernt wie vom Aufstieg in die dritte Liga: "Woanders klappt das", sagte er unter Anspielung auf den SC Freiburg, dessen zweite Mannschaft eine Liga über der Hoffenheimer Reserve spielt und in der abgelaufenen Saison problemlos die Klasse hielt.
Auf den künftigen Cheftrainer der TSG dürfte künftig also auch Grundlagen-Arbeit warten. Derweil deutet alles darauf hin, dass mit André Breitenreiter der Hoeneß-Nachfolger auch schon feststeht. Der ehemalige Schalke-Coach hat gerade überraschend mit dem FC Zürich die Schweizer Meisterschaft gewonnen. Die Feierlichkeiten, die am Montag mit einer Bootsfahrt auf dem Zürichsee endeten, könnten nun der Abschluss seiner einjährigen Amtszeit in der Schweiz sein.