Zum Tod von Trevor Francis:Der Mann, der eine Million Pfund wert war

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52 Spiele absolvierte Trevor Francis für die englische Nationalmannschaft (Foto: imago sportfotodienst)

Im Jahre 1979 wechselte Trevor Francis für einen Rekordbetrag zu Nottingham Forest - und wurde rasch zur Legende. Die skandalöse Ablösesumme verbarg, was für ein elektrisierender Spieler er war. Nun ist er im Alter von 69 Jahren gestorben.

Von Javier Cáceres, Berlin

Natürlich wurde jetzt, in der Stunde seines Todes, nur Gutes über Trevor Francis ausgeschüttet. Gehört sich ja nicht anders, einerseits. Andererseits: Warum sollte man vergessen, was ihm der ehemalige Queens-Park-Rangers-Trainer Jim Smith nach zwei verschossenen Strafstößen hinterherrief: "Er hat mir erklärt, dass er ein System hat, wie man Elfmeter tritt. Ich weiß nicht, was es ist, aber es ist verdammt nutzlos."

Oder die Bemerkung des früheren englischen Nationalspielers Alan Hudson, als Francis Trainer in Birmingham war: "Francis würde einen großartigen Fußballer nicht mal dann erkennen, wenn der Name des Kerls vier Buchstaben hätte, mit einem 'P' anfinge und mit einem 'e' endete." Wobei das mit Pelé Verleumdung war: Francis war ein grandioser Kenner jenes Sports, in dem er selbst eine Schallmauer durchbrach. Er war der erste Millionen-Pfund-Transfer der Geschichte des englischen Fußballs. Am Montag starb Francis im Alter von 69 Jahren an einem Herzinfarkt.

Um den Druck zu verringern, behauptete Forest, "nur" 999 999 Pfund bezahlt zu haben

Der Betrag wurde 1979 fällig, als Francis Birmingham nach 280 Spielen und 119 Toren mitten in der Rückrunde verließ und bei Nottingham Forest anheuerte. Forest-Trainer Brian Clough kam zur offiziellen Vorstellung in Sportkleidung und mit einem Badmintonschläger in der Hand - ein Dreh, der die Beiläufigkeit der Verpflichtung betonen sollte. Clough hatte Sorge, Francis könne dem Druck nicht standhalten, der mit dem Millionenbetrag einherging, weshalb er auch behauptete, Forest habe "nur" 999 999 Pfund bezahlt. Es half nichts. "Ich habe 23 Jahre lang als Profi gespielt, ich habe mit Nottingham Europapokale gewonnen, ich habe 52 Mal für England gespielt. Aber wann immer ich zu einer Veranstaltung eingeladen werde, stellt man mich als den ersten Eine-Million-Pfund-Fußballer vor", sollte Francis Jahre später sagen.

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Von Javier Cáceres

Wobei die Summe für damalige Verhältnisse tatsächlich ein Skandal war. Der bis dahin teuerste Transfer war zwei Wochen zuvor perfekt gewesen: West Bromwich Albion hatte 516 000 Pfund für David Mill an Middlesbrough bezahlt.

Die Differenz zwischen den Beträgen liefert einen Hinweis darauf, welch besonderer Kategorie Francis als Spieler angehörte, bis er nach Stationen bei Manchester City, Sampdoria Genua, Atalanta Bergamo, Glasgow Rangers, Queens Park Rangers und Sheffield Wednesday seine aktive Karriere beendete. Es gebe keinen besseren Spieler in England, sagte Cloughs Assistent Paul Taylor, als Travis seinerzeit zu Forest wechselte - er raunte aber: "Wenn wir das in den Sand setzen, werden wir auswandern müssen."

So weit, dass jemand die Insel verlassen musste, kam es nicht, obwohl sie bei Forest kaum etwas unversucht ließen, die Investition zu pulverisieren. Francis' Debüt verzögerte sich, weil Forest bei der Einschreibung geschlampt hatte; und weil er auch im Europapokal nicht mitspielen durfte, erlaubte ihm der Klub, mit Detroit Express ein Show-Match gegen Cosmos New York auszutragen - in den USA. Francis flog in der Concorde hin und zurück, zwischendrin traf er beim 8:2 gegen ein Team, das einen gewissen Franz Beckenbauer in der Abwehr aufbot, sechs Mal in 90 Minuten. Doch was war das schon gegen den Treffer, den er kurz darauf im alten Reich des "Kaisers" erzielte, im Finale des Europapokals der Landesmeister von 1979 gegen Malmö FF im Münchner Olympiastadion? Dort drückte er einen Flankenball von John Robertson ins Tor, zum 1:0-Siegtreffer.

Ein Jahr drauf war er bei der Titelverteidigung in Madrid nicht dabei, wegen eines Achillessehnenrisses. Trainer Clough verbot ihm, zum Finale gegen den Hamburger SV mitzureisen, er meinte, humpelnde Touristen brächten Unglück. Aber: Francis blieb Teil einer Mannschaft, die eine ungeheuerliche Leistung erbrachte: Forest ist seit 1980 die einzige Mannschaft der Welt, die mehr Henkelpokale als Meistertitel in ihren Vitrinen stehen hat.

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