Trainingslager des FC Bayern:Der lustige Herr Guardiola

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Pep Guardiola in Doha auf dem Trainingsplatz. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Einige Verletzte kehren zurück, mit Ex-Präsident Uli Hoeneß gab es ein lauschiges Gespräch: Bayern-Trainer Pep Guardiola wirkt zu Beginn des Trainingslagers sehr zufrieden. Und schwärmt von Gastgeber Katar.

Von Benedikt Warmbrunn, Doha

Herr Guardiola, sind Sie lustig? Luft in den Guardiola-Backen, runder, gespitzter Guardiola-Mund, große Guardiola-Augen. Kopfschütteln. "Nein. Ich bin sehr seriös."

Seit Freitag bereitet sich der FC Bayern im Trainingslager in Katars Hauptstadt Doha auf die Rückrunde in der Fußball-Bundesliga vor, und gleich am ersten Tag gab es eine Überraschung: Pep Guardiola, dieser stets konzentrierte, ernste Trainer, dieser Meister des Nichtsagens, dieser großer Verstecker, dieser Pep Guardiola also startet in das Jahr 2015: sehr locker. Er hat ja auch allen Grund dazu.

Das Jahr 2015 hat aus Guardiola-Sicht sehr gut angefangen. Er ist mit dem FC Bayern weiter souveräner Tabellenführer der Bundesliga, mit elf Punkten Vorsprung auf den ersten Verfolger, den VfL Wolfsburg, auf den das Team gleich zum Rückrunden-Auftakt am 30. Januar trifft. In der vergangenen Woche ist der Trainer den chronisch unzufriedenen Xherdan Shaqiri (zu Inter Mailand) losgeworden, dazu Pierre-Emile Højbjerg, dessen fußballerische Anlagen Guardiola sehr schätzt, die seiner Meinung nach aber noch nicht ausgereift genug sind, um schon ganz auf ihn setzen zu können.

Außerdem kehren nach und nach erste Verletzte zurück, Holger Badstuber trainiert nach seinem Sehnenriss im Oberschenkel wieder mit der Mannschaft, David Alaba nach seiner Knieverletzung individuell, Javier Martínez (Kreuzbandriss) ist immerhin mitgeflogen; Guardiola hofft, dass er den Spanier "in den letzten beiden Monaten" der Saison einsetzen kann. Alles Gründe also, die für eine ausgesprochen gute Pep-Guardiola-Laune gesorgt haben.

"Jetzt in diesem Moment", sagt Guardiola am Samstagmittag auf seiner ersten Pressekonferenz des Jahres 2015, "sind wir sehr ruhig, sehr relaxed."

Der Trainer hat sich sogar ein bisschen weniger als üblich versteckt, eben mit genau jener Ankündigung, dass er Martínez am Ende der Saison, in deren entscheidender Phase wieder in die Dreierkette einbauen will - es wäre ein gewagtes Experiment. Also ist es für Guardiola eine sehr naheliegende Überlegung. Sein Team wäre noch schwerer auszurechnen, und das ist es ja, worüber er tagelang nachdenkt: die Hoffnung, dass niemand seine Gedanken lesen kann. Die Statik seiner Mannschaft, das ist Guardiolas ideale Vorstellung, muss so stabil sein, dass der Trainer auch in den wichtigen Spielen seine Elf auf einer heiklen Position verändern kann.

Zumal in der vergangenen Saison Martínez der Spieler war, auf den Guardiola in den Halbfinal-Spielen der Champions League gegen Real Madrid zunächst verzichtet hatte; er wechselte den Spanier jeweils ein. Damals, daran erinnerte Guardiola in Doha noch einmal, sei die Mannschaft "ein bisschen down" gewesen, "sie hat nicht in dem besten Moment gespielt, in dem du gewinnen kannst".

Aber Madrid war einmal, und was in diesem Frühjahr kommen wird, das ist für Guardiola an diesem Nachmittag so fern, dass er sich in philosophischen Sätzen verliert: "Wenn du jeden Tag besser wirst, kennst du dein Ziel besser."

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Auf der Suche nach diesem Ziel hat Guardiola seine Mannschaft also nach Katar geschickt, es lag auch am Trainer, dass der FC Bayern hierher und nicht nach Dubai gereist ist. Katar und Guardiola, das ist eine lange Geschichte. Von 2003 bis 2005 spielte er für den Al-Ahli SC, bis heute ist er Imagebotschafter des Emirats. Und auch im Januar 2015, nach der Vergabe der WM 2022 nach Katar, nach den Vorwürfen rund um die Stimmvergaben der Exekutivmitglieder des Weltverbandes Fifa, nach der Kritik an Menschenrechtsverletzungen, bleibt der Katalane ein guter Botschafter Katars. Er schwärmt von "überragenden Bedingungen", er ist sich sicher, dass das Emirat "eine gute WM" organisieren werde.

Vor allem aber glaubt er weiter an die verbindende Kraft des Fußballs: Die WM sei "ein guter Schritt für diesen Teil der Welt - und es ist eine gute Chance für den Rest der Welt, diesen Teil besser kennen zu lernen". Am Ende, glaubt Guardiola, "kennen sich alle besser".

Eines allerdings glaubt auch der treue Botschafter nicht: dass es sinnvoll wäre, die WM im Sommer zu spielen. "Im Sommer ist es sehr heiß hier."

Es war also ein entspannter Start für den Trainer in die Vorbereitung, es ist nicht zu warm, mittags regnete es in Doha sogar; einen Verletzten gab es zwar, Medhi Benatia, trotz leichter Rückenbeschwerden wird er schon am Sonntag wieder trainieren können. Auch Mario Götze (leichter Magen-Darm-Infekt) und Juan Bernat (Erkältung) haben am Samstag mit dem Training ausgesetzt.

Je länger Guardiola redete, umso lockerer wurde er. Sogar über seine Begegnung mit dem Freigänger Uli Hoeneß und den Eindruck von dessen ersten Arbeitstagen im neuen Jahr gab Guardiola bereitwillig Auskunft: "Wir haben gesprochen über Fußball, Fußball, Fußball", berichtete der Trainer und verriet auch, dass Hoeneß ein bisschen schlanker geworden und das seine Stimmung gut gewesen sei. "Alle sind froh, dass er wieder da ist".

Schließlich stellten Journalisten auf Englisch ihre Fragen, es waren dieselben wie zuvor, eine Reporterin entschuldigte sich dafür, sie verstehe nun einmal leider kein Deutsch. Luft in den Guardiola-Backen, große Guardiola-Augen. "Ich auch nicht." Er ist es doch: lustig.

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