Es ist ziemlich genau ein Jahr her, da stand Marco Kurz beim 1. FC Kaiserslautern in der Kritik. Die Mannschaft hatte acht Spiele in Serie nicht gewonnen und war auf Platz 17 zurückgefallen, fürs nächste Wochenende stand die Partie gegen den SC Freiburg an - doch FCK-Vorstandschef Stefan Kuntz hielt an seinem Trainer fest.
Es ist einer von nicht wenigen Momenten, die darauf hindeuten, dass es sich Kuntz nicht leicht gemacht hat mit der Entlassung von Kurz, die er nun angesichts einer Sieglos-Serie von 16 Spielen, fünf Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz und kurioserweise vor einem Spiel gegen Freiburg verkündete. Es gibt sicher viele Vereine, die den Trainer früher entlassen hätten. Es gibt aber auch Vereine, etwa den FC Augsburg, die in dieser Situation nicht zwingend Handlungsbedarf gesehen hätten - und wo sich die Verantwortlichen vielleicht gesagt hätten, dass sie, wenn sie vom Trainer im Prinzip überzeugt sind, zur Not auch mit ihm absteigen würden.
Doch in einem so speziellen Biotop wie dem 1. FC Kaiserslautern erscheint ein derartiger Ansatz aus vielerlei Gründen undenkbar. Das beginnt bei den Erwartungen des Umfelds, das den Klub immer noch im historischen Kontext von Fritz Walter, Otto Rehhagel und vier Meistertiteln sieht. Das setzt sich fort bei der Vereinnahmung des Vereins durch die Politik und bei den vielen Fraktionen, die um Einfluss rangeln.
Und das endet bei der Frage: Wie könnte der FCK einen Abstieg überhaupt finanziell verkraften? Deutlich schwieriger jedenfalls als etwa Freiburg oder Augsburg. Der Klub ist notorisch klamm, vom Etat her dürfte er sich in der zweiten Liga eher im mittleren Drittel wiederfinden - und anders als früher könnte er wohl auch nicht mehr auf die Stadt zählen, die ist selbst klamm genug.
Angesichts solcher Szenarien geht es auch um Stefan Kuntz selbst. Einst haben sie ihn in der Pfalz als Halbgott verehrt, weil unmittelbar nach seinem Amtsantritt 2008 der existenzbedrohende Absturz in die Drittklassigkeit verhindert wurde - und weil Kuntz danach trotz eines strikten Sparkurses Erfolg hatte.
Doch seit dieser Saison wächst die Kritik an ihm. Es geht um den Vorwurf, er habe ein Klüngel-System installiert, und um seine misslungene Transferpolitik. Der neue Trainer wird vor allem große Mühe haben, in dem Kader Spieler zu finden, die Tore schießen können.
Als Kuntz vor einem Jahr an Kurz festhielt, endete das Spiel gegen Freiburg übrigens 2:1 für den FCK, in der Schlussminute schoss Erwin Hoffer das Siegtor. Und weil die Mannschaft danach noch sechs Mal gewann, lag sie am Ende plötzlich auf Rang sieben.