Bundesliga:Trainer sind die neuen Spieler

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Soll Leverkusen wieder in die Spur bringen: Hannes Wolf. (Foto: Virginie Lefour/dpa)

Bayer Leverkusen leiht den DFB-Trainer Hannes Wolf aus - ein Beleg dafür, dass für Coaches inzwischen dieselben Regeln gelten wie für ihre Profis.

Kommentar von Christof Kneer

Der Trainer Markus Weinzierl war offenbar nicht im Gespräch bei Bayer Leverkusen, sein Ruf hat zuletzt ein wenig gelitten. In seinem bislang letzten Bundesligaspiel im April 2019 erlitt er eine 0:6-Niederlage mit dem VfB Stuttgart - ausgerechnet in Augsburg, an jenem Ort, an dem er einst zu einem Versprechen wurde, das er nicht halten konnte. Nicht deshalb ist Weinzierl aber eine historische Figur auf dem Trainermarkt, angeblich führt er eine Liste an, die es zumindest offiziell noch nicht so lange gibt: Offenbar ist er bis heute der teuerste Trainer der Bundesliga - jedenfalls, was die Ablösesumme betrifft.

Fünf Millionen Euro soll Schalke 04 im Jahr 2016 investiert haben, um Weinzierl aus einem Vertrag in Augsburg herauszukaufen. Ob das gut angelegtes Geld war, müsste man bei Schalke 04 nachfragen, aber dort geht gerade niemand ans Telefon. Dort sind sie vollauf damit beschäftigt, mal grob zu überschlagen, wieviel nicht so gut angelegtes Geld sie allein in dieser Saison für die Trainer Wagner, Baum und Gross aufgewendet haben.

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Von Christof Kneer

Es war eine große Geschichte damals: Ablösen für Trainer! Bis dahin hatten meist nur Spieler etwas gekostet, obszöne Summen, aber daran hatte sich die Liga längst gewöhnt. Bei Trainern hatte man das zwar auch schon mal gehört, Dieter Hecking musste mal in Nürnberg ausgelöst werden, auch anderorts wurde von kleineren Beträgen berichtet, aber irgendwie hatte es sich die Branche bequem eingerichtet in dieser wärmenden Logik: Ja, Spieler mögen Söldner sein, aber Trainer stehen für Kontinuität (vorausgesetzt, sie werden nicht vom Verein rausgeschmissen). Wie sollten Trainer denn sonst ihre wechselwilligen Spieler vom Bleiben überzeugen, wenn sie selbst ständig das nächstbessere Angebot im Blick hätten?

Den Wert eines guten Trainers hat inzwischen auch die Bundesliga begriffen

Für alle, die noch derart idealistisch gelaunt sind, war das eine harte Nachricht: Die Leute von Bayer Leverkusen haben bekannt gegeben, dass sie den Trainer Hannes Wolf und den Co-Trainer Peter Hermann ausgeliehen haben - für Romantiker eine weitere Grenzverletzung. Die Leihe gilt immer noch als niederes Geschäftsprinzip, obwohl inzwischen nahezu alle Bundesligisten einen schwunghaften Leasinghandel betreiben. Dass nun auch Trainer Teil dieses Modells sind, muss man völlig wertfrei als weitere konsequente Zuspitzung des kapitalistischen Marktes betrachten.

Den Wert eines guten Trainers hat inzwischen auch die Bundesliga begriffen, und so haben sich die Trainer inzwischen die Spielregeln ihrer Spieler zu eigen gemacht: Sie haben Berater, manche sogar zwei, und diese Berater steuern die Öffentlichkeitsarbeit und platzieren Vertragsklauseln, die es Trainern wie Marco Rose ermöglichen, erst von Salzburg nach Mönchengladbach und dann nach Dortmund weiterzuziehen.

Den Karriere-Leitgedanken des "nächsten Schrittes", den die Spieler bei Vereinswechseln ausführlich betonen, reklamieren längst auch die Trainer für sich. Auch der beim DFB angestellte Hannes Wolf wird versuchen, die nächsten acht Spiele zu nutzen, um sich entweder für Leverkusen oder zumindest für den Ligamarkt in Stellung zu bringen.

Es ist übrigens umstritten, ob Markus Weinzierl tatsächlich der teuerste Trainer war oder ob die Dortmunder im Sommer 2017 nicht noch etwas mehr für einen neuen Trainer aus Amsterdam bezahlt haben. Sie holten damals den jetzt in Leverkusen entlassenen Peter Bosz.

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