Zeitfahren bei der Tour de France:Vingegaard siegt - und demütigt Pogacar beinahe auf der Strecke

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War das die Vorentscheidung? Tadej Pogacar war nach der Zielankunft des Zeitfahrens sichtlich gezeichnet. (Foto: Daniel Cole/AP)

Ist die Tour entschieden? Im Einzelzeitfahren baut Jonas Vingegaard seinen Vorsprung auf fast zwei Minuten aus. Herausforderer Tadej Pogacar versucht es sogar mit einem Radwechsel - und verliert danach noch mehr Zeit.

Von Johannes Aumüller, Combloux/Saint-Gervais

Irgendwann war der Moment gekommen, in dem Tadej Pogacar froh sein musste, dass dieses Einzelzeitfahren nach exakt 22,4 Kilometern beendet war. Nur ein paar Hundert Meter mehr, und der Slowene hätte sich auf ein demütigendes Manöver einstellen müssen: Dass ihn sein Widersacher Jonas Vingegaard, obwohl zwei Minuten nach ihm auf die Strecke gegangen, auf dem Weg nach Combloux noch überholen würde. Aber auch so war der Ausgang dieses Tages für Pogacar ein kräftiger Rückschlag im Kampf um den Gesamtsieg bei der Tour de France.

1:38 Minuten verlor er auf den Gelb-Träger Vingegaard, vor der letzten schweren Alpenetappe an diesem Mittwoch liegt er in der Gesamtwertung nun 1:48 Minuten zurück. Zwar ist Pogacar schon einmal während dieser Tour ein Konter gelungen - aber nun erscheint kaum vorstellbar, wie ihm das erneut gelingen soll.

"Es kommen noch ein paar schwere Tage", sagt Titelverteidiger Vingegaard, er bleibt zurückhaltend

Tagelang waren die beiden Rivalen im Kampf um die Sekunden quasi ebenbürtig gewesen, doch nun dürften die einzigen 22,4 Zeitfahr-Kilometer dieser Rundfahrt den Grundstein für die Entscheidung gelegt haben. Vingegaard kam von Beginn an besser ins Rennen. Bei der ersten Zwischenzeit lag er 16 Sekunden vor, bei der zweiten 31. Dann ging es in die schwerste Bergprüfung des Tages, die Côte de Domany, und Pogacar wechselte dafür eigens das Rad. Doch das half ihm nichts, im Gegenteil: Oben bei der Bergwertung betrug der Rückstand bereits mehr als eine Minute, und bis ins Ziel kamen noch einmal viele Sekunden hinzu.

Diese Demonstration von Vingegaard war auch deswegen so erstaunlich, weil Pogacar fürs Zeitfahren eigentlich leicht favorisiert gewesen war. "Es war vielleicht nicht mein bester Tag, ich konnte heute nicht mehr machen", sagte der Slowene nach der Zielankunft - wobei diese Zeitfahr-Etappe insgesamt mal wieder unterstrich, wie weit entfernt Vingegaard und Pogacar über dem Rest des Feldes schweben. Der Tagesdritte, Vingegaards Teamkollege Wout Van Aert, hatte bereits fast drei Minuten Rückstand. Und in der Gesamtwertung liegt der Dritte, das ist nun wiederum Pogacars Teamkollege Adam Yates, bereits fast neun Minuten zurück. Vingegaard wollte den Triumph von Combloux aber noch nicht als Vorentscheidung werten. "Es kommen noch ein paar schwere Tage", sagte er: "Wir müssen weiterkämpfen."

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