Tennis:Müde Kerber soll's in Rumänien richten

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Cluj-Napoca (dpa) - Angelique Kerber lächelt ein wenig gequält, als sie die dunkle Mehrzweckhalle im Nordwesten der rumänischen Stadt Cluj-Napoca verlässt. Noch schnell hat sie sich eine schwarz-weiß-rot-goldene Trainingsjacke übergestreift und bleibt stehen für Selfies, Autogramme, Händeschütteln.

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Cluj-Napoca (dpa) - Angelique Kerber lächelt ein wenig gequält, als sie die dunkle Mehrzweckhalle im Nordwesten der rumänischen Stadt Cluj-Napoca verlässt. Noch schnell hat sie sich eine schwarz-weiß-rot-goldene Trainingsjacke übergestreift und bleibt stehen für Selfies, Autogramme, Händeschütteln.

Schon für den etwa 15 Meter langen Weg vom Sandplatz in der Sala Polivalenta Arena in Richtung Kabine braucht die neue deutsche Tennis-Königin mehrere Minuten, weil sich nahezu jeder Trainingsbeobachter auf einem eigenen Bild mit der Australian-Open-Siegerin verewigen lassen will.

Bei der gemeinsamen Übungseinheit mit Andrea Petkovic am Morgen gibt es immer mal wieder Applaus von den Rängen, wenn Kerber ein besonders guter Schlag gelingt. Gut zehn Wochen nach ihrem wundersamen Triumph in Melbourne bekommt die Kielerin auch in Rumänien die ganze Lust und Last einer Grand-Slam-Siegerin zu spüren.

Die 28-Jährige wird nach ihrer verspäteten Anreise von den einheimischen Fans freundlich empfangen, weiß aber ebenso gut: Am Wochenende werden im schweren Abstiegsduell gegen Simona Halep & Co. nicht nur fast alle der 7500 Zuschauer gegen sie sein. Auch die Spielerinnen des Gastgebers sind natürlich besonders motiviert, gegen eine Grand-Slam-Championesse Punkte für ihr Land zu holen.

Und so steigen auch Druck und Anspannung im Tross des Deutschen Tennis Bundes von Tag zu Tag. Verliert die DTB-Auswahl am Samstag und Sonntag (Spielbeginn jeweils 12.00 Uhr MESZ) die Playoff-Partie, steigt sie in die Zweite Liga ab.

Der Imageschaden wäre enorm, die Chance auf den Titel erst einmal um zwei Jahre vertagt. „Alle sind sich dieser Herausforderung bewusst“, sagt auch Bundestrainerin Barbara Rittner. Die 42-Jährige wirkt seit ihrer Ankunft in der 320-000-Einwohner-Stadt in Siebenbürgen am Montag noch fokussierter und konzentrierter als ohnehin schon.

In der Diskussion über die fehlende Fernseh-Präsenz der Begegnung und die Tatsache, dass die Partien nur im Internet zu sehen sind, hält sich die sonst so meinungsstarke und eloquente Teamchefin bewusst zurück. Ihre Aufmerksamkeit gilt dem Sport und der Hoffnung, drei Punkte zu holen und den Absturz in die Weltgruppe II zu vermeiden.

Nach dem Training führt Rittner gestenreich ein kurzes Einzelgespräch mit Kerber. Die Nummer drei der Tennis-Welt hat sich nach ihrer erschöpfungsbedingten Aufgabe im Halbfinale von Charleston eine zweitägige Auszeit gegönnt, wirkt aber trotzdem noch immer ein wenig müde und ausgelaugt. Die Strapazen nach dem Melbourne-Titel und der wochenlange Hype um ihre Person haben Spuren hinterlassen.

Keine Geringere als Deutschlands Tennis-Legende Steffi Graf gab ihr zuletzt daher den Rat, „dass sie jetzt die innere Ruhe finden muss, um sich nach dem Trubel der vergangenen Wochen auf die kommenden Aufgaben vorzubereiten. Hektik ist nicht angebracht.“ Bei der 22-maligen Grand-Slam-Turniersiegerin und deren Mann Andre Agassi trainierte Kerber zuletzt wieder ein paar Tage in Las Vegas.

„Das hat mir gutgetan. Ich habe dort hart gearbeitet und Stärke getankt“, sagt Kerber. Das Relaxte, was sie in Australien gezeigt habe, sei wieder da. „Und den Willen habe ich sowieso“, betont die Norddeutsche. Und als später am Hallenausgang ein junger Mann im roten Hemd den Arm um sie legt für ein Foto, muss Kerber sogar laut lachen: „Der stand doch gestern schon neben mir und wollte ein Bild.“

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