Deutsche Profis in Wimbledon:Schauer, Niesel, Wolkenbruch - und das Aus

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Tatjana Maria verliert in drei Sätzen gegen die Rumänin Sorana Cirstea. (Foto: Javier Garcia/Imago)

Im Vorjahr erreichte Tatjana Maria das Wimbledon-Halbfinale, diesmal erlebt sie in der ersten Runde eine zerpflückte Partie gegen eine Rumänien. Yannick Hanfmann verpasst einen Coup gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz.

Von Barbara Klimke, London

Es war eine erste Runde, die die Geduld strapazierte: Alexander Zverev, 26, schlug früh am Morgen ein paar Bälle übers Netz. Tatjana Maria, 35, fand beim Warten in einer Tennishalle ein bequemes Sofa. Und Yannick Hanfmann, 31, verzog sich eine Weile in einen "Quiet Room", eine Ruhezone auf der Anlage im All England Club, damit ihn nicht die Nervosität ereilte.

Als Tennisprofis "sind wir ja alle ein bisschen wie die Rennpferde, die sonst womöglich durchdrehen", sagte er. Der englische Sommerregen, der pünktlich zu Turnierbeginn eingesetzt hatte und sich in meteorologisch interessanter Niederschlagsvielfalt präsentierte - abwechselnd Schauer, Niesel, Wolkenbruch -, verwandelte die Matches aller Spieler, die nicht das Glück hatten, unterm Dach der beiden großen Arenen anzutreten, in Hängepartien.

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Tatjana Maria ging am Mittwochnachmittag dann als Erste geschlagen vom Platz. Sie verlor nach einem Aufschub um einen Tag und zwei Regenunterbrechung 1:6, 6:2, 3:6 gegen die Rumänin Sorana Cirstea - und hätte trotzdem liebend gern weitergespielt. Im Vorjahr hatte sie das Wimbledon-Halbfinale erreicht (und damals gegen Ons Jabeur aus Tunesien verloren), es war der überraschendste Erfolg ihrer Karriere. Auch ihre Töchter Charlotte und Cecilia hatten auf eine Fortsetzung im All England Club gehofft, um, wie die Mutter berichtete, möglichst lange die Kinderbetreuung nutzen zu können. Womöglich erhält Tatjana Maria allerdings noch die Chance, im Doppel anzutreten; sie steht für diesen Wettbewerb auf der Warteliste.

Hanfmanns Match wurde im fünften Satz unterbrochen und nach einem kompletten Regentag erst am Mittwoch fortgesetzt

Als sie am Mittwoch den Platz betrat, fand sie gegen Cirstea, mit der sie sich auch 2022 im Turnierverlauf duelliert hatte, zunächst nicht in den gewohnten Rhythmus und lag 1:5 zurück, als es erstmals zu plätschern begann. Die Pause von einer Stunde nutzte sie, um sich zu sammeln: "Das hat mir ganz gut getan." Sie verlor den Satz, kam nach einer weiteren Unterbrechung besser in Tritt, musste dann aber im dritten Durchgang ein schnelles Break hinnehmen. Anders als im Vorjahr holte sie einen Rückstand gegen Cirstea nicht mehr auf.

Wenig später kam auch für Yannick Hanfmann aus Karlsruhe das Aus (4:6, 6:2, 6:4, 5:7, 3:6) gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz - in einem Match, das 46 Stunden vorher begonnen hatte. Schon am Montag duellierten sich beiden auf bisweilen spektakulärem Niveau: Hanfmann, inzwischen Nummer 45 der Weltrangliste, stand in Schlagkraft und Finesse seinem prominenteren Gegner, ATP-Nummer 9, in nichts nach. Dann wurde das Match wegen Dunkelheit im fünften Satz abgebrochen und nach einem kompletten Regentag erst am Mittwoch fortgesetzt. Genau 13 Minuten standen beide nochmals auf dem Platz. Der Re-Start, sagte Hanfmann, sei ihm leider nicht gut gelungen: "Ich bin schon enttäuscht, das war heute ein bisschen zu kurz."

Hanfmann, der die beste Saison seiner Karriere spielt, hat sich nun einige realistische Ziele gesetzt. Ein ATP-Turnier würde er gern mal gewinnen - und vielleicht bei einem Grand-Slam-Wettbewerb die zweite Woche erreichen.

Diese Chance hat zumindest noch Tamara Korpatsch, 28, aus Hamburg, die in Wimbledon zunächst in der Qualifikation verlor, dann aber als Lucky Loser ins Hauptfeld rutschte. Sie bezwang am Mittwochabend die Kanadierin Carol Zhao 1:6, 6:4, 6:2. Alexander Zverevs Match wurde am Abend weiter auf den Donnerstag verschoben. Auch Jule Niemeier braucht weiterhin viel Geduld.

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