Tausch zwischen HSV und Hertha:Biete Per, suche Pierre

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Der Hamburger Skjelbred spielt in Berlin, der Berliner Lasogga stürmt so lange für Hamburg. Es sah zu Saisonbeginn so aus, als hätten zwei Bankdrücker die Plätze getauscht - doch das Tauschgeschäft begeistert nun beide Vereine. Das Problem an dem Deal ist nur: Es gibt keine Kaufoption.

Von Boris Herrmann, Berlin

Man machte sich eine falsche Vorstellung vom sogenannten "Currywurst-Krieg", wenn man annähme, es seien dabei rivalisierenden Currywurst-Armeen übereinander hergefallen. Die Aggression ging nicht von den Würstchen aus, sie waren lediglich Gegenstand einer alten Rivalität zwischen Hamburg und Berlin. Beide Städte stritten vor einigen Jahren erbittert um das Urheberrecht an der Currywurst.

Während die Berliner mit dem Patentamt argumentierten, verwiesen die Hamburger auf eine Novelle des Schriftstellers Uwe Timm. Eine gewisse Lena Brückner tauscht darin im Hamburg der Nachkriegszeit ein altes Reiterabzeichen über mehrere Zwischentauschgeschäfte gegen Ketchup und Currypulver ein. Als sie mit beiden Zutaten auf der Kellertreppe stürzt, ist die Currysoße erfunden und Brückner bald ein berühmte Imbissdame. Ohne hier voreilig für die Hamburger Wurstversion Partei ergreifen zu wollen, diese Geschichte lehrt zweifellos: Tauschen kann das Geschäft beleben.

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Hannover 96 verpasst beim 1:1 gegen Hertha BSC Berlin den fünften Sieg im fünften Heimspiel. Nach dem Führungstor durch Christian Schulz schont sich Hannover zu früh, Hertha wird munterer - und erzielt mit dem ersten Ballkontakt des eingewechselten Ronny den Ausgleich.

Wenn nun Berliner und Hamburger mal für einen Moment ihre Rivalität vergessen und über ihre Stadtgrenzen hinweg Tauschhandel betreiben, dann kann es besonders lebendig werden. Der Hamburger SV suchte im Sommer zum Beispiel einen guten Stürmer, der nichts kosten durfte, während Hertha BSC einen guten Mittelfeldspieler suchte, der nichts kosten durfte.

Anfang September einigten sich die beiden Klubs auf ein gegenseitiges Leihgeschäft. Der Hamburger Mittelfeldspieler Per Skjelbred spielt bis zum Ende der Saison in Berlin, der Berliner Pierre-Michel Lasogga stürmt so lange für Hamburg. Nach fünf Wochen Probezeit lässt sich sagen: Das war kein Win-Win-Geschäft. Es war ein Win-Win-Win-Win-Geschäft. Hamburg, Lasogga, Berlin, Skjelbred - alle vier sind von diesem Deal bislang begeistert

Dabei sah es zunächst so aus, als hätten hier nur zwei Bankdrücker ihre Bänke getauscht. Der ehemalige Publikumsliebling Pierre-Michel Lasogga, 21, war in Berlin zuletzt nur noch Stürmer Nummer vier. Nach langer Verletzung musste er sich hinter Ramos, Allagui und Wagner einordnen. Auf den HSV wirkt Lasogga allerdings belebend.

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Der 1. FC Nürnberg erlebt beim 0:5 gegen den HSV einen schlimmen Nachmittag. Während bei den Franken alles misslingt, freut sich Hamburgs neuer Trainer van Marwijk über seinen ersten Erfolg - einem Stürmer gelingen drei Treffer. Freiburg ärgert sich beim 1:1 gegen Frankfurt über zu viele vergebene Chancen.

In Nürnberg erzielte er gerade einen Hattrick in acht Minuten. Er war mit drei Toren schneller fertig als mit einer Dopingprobe. Für seine letzten drei Ligatore in Berlin brauchte er übrigens 15 Monate.

Dass der Norweger Per Skjelbred, 26, überhaupt noch beim HSV war, erfuhren viele erst, als ihn der HSV nach Berlin verlieh. Dort hat er in fünf Wochen nun schon fast so viele Spiele über 90 Minuten gemacht wie in zwei Jahren Hamburg. Zwei Scorerpunkte hat er auch schon angesammelt, zwei mehr als beim HSV.

Hertha-Trainer Jos Luhukay brachte Skjelbred bis jetzt immer von Anfang an, zunächst als Flügelspieler, inzwischen als Sechser im zentralen Mittelfeld. Der Coach hält ihn für "sehr dynamisch, laufstark und ballsicher." HSV-Sportdirektor Oliver Kreuzer müssen diese Qualitäten durchgerutscht sein. Dafür hat er im Gegensatz zur Hertha erkannt, dass Lasogga "eine echte Maschine ist."

Problematisch wird dieser Tausch wohl erst dann, wenn weiterhin alles so problemlos läuft. In beiden Fällen gibt es keine Kaufoption. Entweder beide Spieler wollen am Ende der Saison wieder zurück, oder sie müssen zurück. Oder die Vereine müssten sich mit jenem Geld einigen, das sie beide nicht haben.

© SZ vom 08.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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