Fußball-Regionalliga:Entschlossen gegen die Bierbecher

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Leichter Aufwärtstrend: Auch dank des neunfachen Saisontorschützen Andrija Bosnjak (links) kam Burghausen zuletzt wieder besser in die Spur. (Foto: Frank Scheuring/foto2press/Imago)

Komplizierte Saison für Wacker Burghausen: Trainer Hannes Sigurdsson musste gehen, nun versucht sein Nachfolger Robert Berg, den Klub in der Liga zu halten. Dabei sollen zwei frühere Erstligaspieler helfen.

Von Stefan Galler

Das hatte es in der über elfjährigen Geschichte der Fußball-Regionalliga Bayern noch nie gegeben: Am 18. September des vergangenen Jahres verloren binnen weniger Stunden drei Trainer ihren Job. In Buchbach erwischte es Alexander Käs, beim FC Memmingen Stephan Baierl und bei Wacker Burghausen den früheren isländischen Nationalspieler Hannes Sigurdsson, der nach dem siebten Rang in der Vorsaison gehen musste, weil er nur sieben Pünktchen aus den ersten zehn Spielen eingefahren hatte.

An der Salzach flossen die üblichen Krokodilstränen - wobei man dem langjährigen Sportlichen Leiter Karl Heinz Fenk schon glauben kann, dass diese Entlassung "eine der schwersten" seiner Amtszeit gewesen ist: "Hannes und ich sind einander freundschaftlich verbunden. Er ist fachlich top und menschlich überragend", sagt Fenk noch heute, mehr als fünf Monate nach der Trennung, über den 40-Jährigen.

Seit damals hat der kurz zuvor als Co-Trainer verpflichtete Robert Berg, 48, das Sagen. Mit ihm startet der SV Wacker am Samstag mit dem Heimspiel gegen den Tabellenletzten Buchbach in die Restrunde. Berg hat im Südosten Bayerns einen klingenden Namen im Amateurfußball: Mit seinem Heimatverein TSV Peterskirchen kletterte er von der Kreisklasse bis in die Bezirksliga, mit dem SV Kirchanschöring von der Bezirksoberliga in die Landesliga, mit dem SV Erlbach von der Bezirksliga in die Bayernliga. Er habe schon insgeheim gehofft, bei Wacker irgendwann in die Verantwortung zu rücken, sagt der A-Lizenz-Inhaber: "Aber das ging jetzt deutlich schneller als meine Planung, wegen mir hätte es nicht so pressiert."

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Für den früheren Zweitligisten Burghausen lief es unter Berg zunächst auch nicht besser. Nach seinem dritten Spiel als Chefcoach - einem 1:4 daheim gegen den 1. FC Nürnberg II - flogen Bierbecher von der Westtribüne, wo die treuesten Anhänger stehen. Seitdem ging es in kleinen Schritten voran, nach 22 von 34 Saisonspielen liegt die Mannschaft vier Punkte vor dem ersten Relegationsrang. "Platz 13 mit 25 Punkten - das ist nicht unser Anspruch", sagt Fenk, der aber auch auf die immense Verletzungsmisere der laufenden Saison verweist.

Weil sich zudem Luca Schmitzberger, den es zu Austria Salzburg in die dritte österreichische Liga zog, verabschiedet hat, war Handlungsbedarf geboten. Und so lotsten die Wacker-Bosse in der langen Winterpause den früheren Heimstettener und zuletzt vereinslosen Linksverteidiger Alexis Fambo, 23, an die Salzach. Dazu kommen zwei ehemalige Erstligaspieler: Der 27 Jahre alte kroatische Rechtsaußen Andrej Pavlovic spielte in der Hinrunde noch in der ersten slowenischen Liga bei NK Rogaska und machte Ende August als Joker gegen den Spitzenklub NK Maribor mit zwei Treffern aus einem 0:2 ein 2:2. Und der Linksaußen Michael John Lema, 24, kommt vom österreichischen Zweitligisten DSV Leoben. Der in Tansania geborene frühere ÖFB-Jugendnationalspieler wurde bei Sturm Graz ausgebildet und spielte 31 Mal in der österreichischen Bundesliga, für Sturm und den TSV Hartberg.

Zwei schlagkräftige Neue für die Offensive also, sehr zur Freude von Berg: "Ich bin kein Trainer, der ständig neue Spieler fordert. Aber wir müssen jetzt ein Fundament legen, um wieder richtig erfolgreich zu sein." Der Sportliche Leiter sieht es ganz ähnlich: Die Situation sei immer noch prekär, deshalb gelte es jetzt, sich zu stabilisieren und dann - möglichst mit zwei weiteren hochkarätigen Zugängen - in der neuen Saison "wieder oben anzugreifen". Und das, obwohl die Finanzsituation wie bei vielen Vereinen angespannt ist, in Zeiten der Krise haben eben auch Fußballsponsoren einen Igel in der Tasche.

"Wir haben weiterhin professionelle Strukturen, trainieren fünfmal die Woche", sagt Fenk

Dennoch sagt Fenk: "Wir haben weiterhin professionelle Strukturen, trainieren fünfmal die Woche. Und unsere Trainingsbedingungen sind neben Bayern II und Würzburg die besten der Liga. Deshalb bleibt auch die dritte Liga unser Ziel." Fenk schmeißt zusammen mit Geschäftsführer Andreas Huber den Laden bei Wacker, wobei Huber gleichzeitig auch Sprecher der Regionalligavereine ist. Im Nachwuchsleistungszentrum hat der frühere Profi Michael Kostner das Sagen - und dort wird offenbar gut gearbeitet: In dieser Saison wurden drei Talente in den Profikader gezogen. Darunter ist Artur Andreychyk, ein 18 Jahre alter Ukrainer, der mit Mutter und Oma aus Kiew geflüchtet ist und seit dem Frühjahr 2023 in Burghausen lebt. Bei Wacker sind sie von dem jungen Linksaußen überzeugt, er erhielt einen Vertrag bis 2027.

Nun ist es an Robert Berg, der im Hauptberuf eine Versicherungsagentur leitet, bei seinem neuen Klub an alte Erfolge anzuknüpfen. Fenk traut ihm das zu: "Er ist ein akribischer Arbeiter, sehr detailverliebt." Weshalb man Bergs Vertrag vor Kurzem bis 2025 verlängerte. Was naturgemäß ganz im Sinne des Coaches ist: "Was wir brauchen, ist Kontinuität, dann werden wir langfristig Erfolg haben." Kurzfristig brauchen sie allerdings einen Sieg gegen Buchbach.

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