Internationaler Fußball:Europäischer Gerichtshof macht Weg für Super League frei

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Die Initiatoren der Super League feiern vor Gericht einen Erfolg. (Foto: Dado Ruvic/Reuters)

Laut EuGH sind die Monopolstellungen der Verbände Uefa und Fifa nicht mit dem europäischen Wettbewerbsrecht vereinbar. Die Treiber der Super League können wieder auf ein Gelingen des 2021 krachend gescheiterten Projekts hoffen.

Der Europäische Gerichtshof hat die Tür für die Gründung einer Super League geöffnet. Die höchste europäische Instanz stufte in ihrem Urteil die Monopolstellung der Europäischen Fußball-Union (Uefa) sowie des Weltverbandes Fifa als nicht vereinbar mit europäischem Wettbewerbsrecht ein. Damit wäre nach 17-monatigem Verfahren in dieser Hinsicht der Weg für den Start der umstrittenen Milliardenliga frei.

Der EuGH stellt einen "Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung" durch Uefa und Fifa fest. Das Urteil steht damit im Gegensatz zum Schlussantrag des Generalanwalts Athanasios Rantos. Dieser hatte beinhaltet, dass die Super League ihren eigenen Betrieb grundsätzlich starten dürfe, aber keine gleichzeitige Teilnahme an den Wettbewerben der Verbände ohne deren Zustimmung einfordern könne. Diesen zweiten Teil kippten die 15 Richter der Großen Kammer am Donnerstag und machten den Treibern Hoffnung.

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Das bedeute allerdings nicht zwangsläufig, dass die Super League genehmigt werden müsse, so die Richter. Es gebe keinen Rahmen für die Regeln der Verbände, der gewährleiste, dass die Vorgaben transparent, objektiv, nicht diskriminierend und verhältnismäßig seien. Auch die Regeln, die Fifa und Uefa die ausschließliche Kontrolle über die kommerzielle Rechteverwertung der Wettbewerbe einräumen, würden den Wettbewerb in der EU einschränken, hieß es im Urteil. Die Fifa und Uefa würden ihre dominante Marktposition missbrauchen.

Die Initiatoren der Super League feierten das Urteil umgehend als großen Sieg. "Das Uefa-Monopol ist vorbei", sagte der frühere RTL-Manager Bernd Reichart, der das Projekt für die Agentur A22 vertritt. Die spanischen Fußball-Topklubs FC Barcelona und Real Madrid haben erfreut und mit "Genugtuung" reagiert. Beide Vereine zählen von Beginn an zu den Treibern der Milliardenliga.

Die Uefa nimmt die Niederlage einer ersten Reaktion zufolge gelassen zur Kenntnis. Das Urteil bedeute keine "Billigung oder Bestätigung der sogenannten Super League", teilte der Dachverband am Donnerstag mit. Die Uefa sei zuversichtlich, dass diese neuen Vorgaben für die Zulassung zu Wettbewerben "mit allen relevanten europäischen Gesetzen und Vorschriften übereinstimmen". Der Verband stehe weiterhin zur sogenannten Fußball-Pyramide, die auf nationalen Ligen beruht, in denen sich Vereine für internationale Wettbewerbe qualifizieren können. "Wir werden das europäische Sportmodell weiterhin gemeinsam mit den Nationalverbänden, Ligen, Vereinen, Fans, Spielern, Trainern, EU-Institutionen, Regierungen und Partnern gestalten", teilte die Uefa mit. Sie vertraue darauf, dass das derzeitige Fußball-Modell in Europa durch europäische und nationale Gesetze vor Gefahren beschützt werde.

Die Initiatoren der Super League haben ihre Pläne derweil konkretisiert. Einer der Kernpunkte der neuen Wettbewerbe sei, dass die Fans alle Spiele "live und kostenlos über eine neue digitale Streaming-Plattform verfolgen" können, wie die Agentur A22 am Donnerstag mitteilte. Im Männerfußball geht es laut Mitteilung um eine dreistufiges Ligen-System mit 64 Vereinen. Es soll keine festen Mitglieder geben, hieß es weiter. Bei den Frauen sollen in zwei Ligen insgesamt 32 Clubs mitspielen.

Die Deutsche Fußball-Liga DFL sagte in einem Statement: "Der EuGH hat bestätigt, dass Kriterien für die Genehmigung anderer Wettbewerbe außerhalb der Verbandspyramide des europäischen Sportmodells transparent, objektiv, nicht-diskriminierend und verhältnismäßig sein müssen - das ist nachvollziehbar und war zu erwarten. Uefa und Fifa sind angehalten, ihre Kriterien, die bereits weiterentwickelt wurden, entsprechend zu überprüfen, gegebenenfalls anzupassen und rechtmäßig anzuwenden. Der EuGH hat in der Pressemitteilung auch klargestellt, dass die Entscheidung nicht bedeutet, dass ein Wettbewerb wie die Super League notwendigerweise zugelassen werden müsste. Die Rechtmäßigkeit der Super League ist eine separate Frage. Die DFL stützt das europäische Sportmodell explizit und lehnt Wettbewerbe außerhalb der von den Verbänden und Ligen organisierten Wettbewerbe ab."

Jan-Christian Dreesen vom FC Bayern München hat nach dem Urteil zur Super League die bisherige Haltung bekräftigt. "Wir haben das Urteil des Europäischen Gerichtshofs zur Kenntnis genommen. Dies ändert aber nichts an der Haltung des FC Bayern und an der Haltung der ECA, dass ein solcher Wettbewerb einen Angriff auf die Bedeutung der nationalen Ligen sowie die Statik des europäischen Fußballs darstellen würde", sagte Dreesen in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des FC Bayern und Vice-Chairman der European Club Association (ECA) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag.

Die Treiber einer Super League hatten nach der krachend gescheiterten Gründung im April 2021 gegen die unlautere Monopolstellung von Uefa und Fifa geklagt, ein Madrider Gericht übergab den Fall an den EuGH. Die Sportmarketingagentur A22, hinter der die verbliebenen Befürworter Real Madrid und FC Barcelona stehen, hatte sich der Klage angeschlossen und einen erneuten Vorstoß mit verändertem Konzept gewagt. Da es in der Auseinandersetzung nicht nur um kartellrechtliche Fragen geht, könnte nun in einem anderen Bereich eine Gegenklage von Uefa und Fifa folgen.

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