Bayern unterliegt dem BVB im Supercup:Aufgeprallt in der Wirklichkeit

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Und hinten jubelt Klopp: Guardiola erlebte mit den Bayern seine erste Pleite.  (Foto: dpa)

Unschlagbare Bayern? Von wegen! Beim 2:4 gegen starke Dortmunder wackelt Pep Guardiolas Mannschaft vor allem in der Defensive gehörig. Es zeigt sich, dass die Münchner doch noch nicht so eingespielt sind wie gedacht - da helfen auch zwei Robben-Tore nichts.

Von Johannes Knuth

Es hatte zuletzt ja einige Diskussionen gegeben, über die mögliche Stammformation eines bekannten deutschen Fußballklubs. Der Sportdirektor hatte dafür plädiert, die Belastung auf so viele Spieler wie möglich zu verteilen, der Trainer hatte die Aufstellung in den Vorbereitungsspielen immer wieder umgebaut. Es war zuletzt also einiges los beim Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund.

Stimmen zum Supercup-Finale
:"Wir haben gewonnen, das ist schon geil"

Diplomatische Töne nach dem Supercup-Sieg Borussia Dortmunds gegen den FC Bayern München: BVB-Trainer Klopp findet es "schon geil", drängt aber die Münchner in die alleinige Favoritenrolle. Pep Guardiola beruhigt die Bayern-Fans. Dortmund sei nicht besser.

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Der BVB ist auch noch da, diese Tatsache mag zuletzt ein wenig untergegangen sein bei der Heldenverehrung des Fußballtrainers Pep Guardiola und seinem neuen Arbeitgeber, dem FC Bayern München. 4:2 (1:0) gewannen die Dortmunder am Samstag den Supercup. "Beide Mannschaften sind hoch und runter gegangen, als gäbe es kein Morgen. Und wir haben gewonnen, das ist schon geil", sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp. Es war Dortmunds erster Erfolg nach fünf sieglosen Auftritten gegen den FCB.

Der FCB, bei dem es zuletzt ebenfalls einige Diskussionen gegeben hatte, über mögliche Stammformationen zum Beispiel. Gibt es eine Stammelf, gibt es keine Stammelf, spielt Manuel Neuer im Sturm oder doch als Sechser? Um diese Fragen zu klären, werden sie wohl demnächst einen Untersuchungsausschuss einberufen. Bis dahin hat sich erst einmal der BVB zurück ins nationale Fußballgedächtnis gedrängt - und wie. Arjen Robben, zuständig für beide Treffer des FCB, ahnte nach dem Spiel: "Eine Niederlage tut immer weh. Da wird wieder viel geredet."

Nach fünf Minuten legte sich Dortmunds Angreifer Robert Lewandowski auf dem rechten Flügel den Ball zurecht. Er hatte alle Zeit, Sven Bender im Strafraum zu bedienen. Bender wiederum verfügte über recht viel Platz, er köpfte den Ball in die Mitte. Und FCB-Torwart Tom Starke hatte ein wenig zu viel Zeit, zu überlegen, was er mit diesem Aufsetzer nun anfangen sollte (die richtige Lösung wäre gewesen: Ball festhalten). Starke ließ den Ball dann fallen wie eine heiße Ofenkartoffel, Reus schubste den Ball per Kopf ins Tor, zum 1:0.

Bayern reagierte mit zwei Schüssen von Xherdan Shaqiri, einem aus 25 Metern, einem aus 15, Weidenfeller parierte jeweils stark. Immer wieder versuchte der FCB, sich in Dortmunds Hälfte einzunisten. Doch Bayerns Angreifer, offensiv ausgerichtet im 4-1-4-1, verhedderten sich oft in der Dortmunder Verteidigung, und wenn der BVB den Ball erobert hatte, stießen die Dortmunder oft in die Leerstellen der aufgerückten FCB-Abwehr.

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:Zu viele Missgeschicke im Glutofen

Philipp Lahm japst wegen der enormen Hitze nach Luft und erzielt diesmal kein Kopfballtor, Thiago wandelt zwischen Xavi-esk und Rumpelfußball und Thomas Müller wird ausnahmsweise abgeschüttelt wie ein Leichtgewicht. Die Bayern beim 2:4 gegen Dortmund in der Einzelkritik.

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Nach 19 Minuten leitete Reus den Ball in den Strafraum, Lewandowski wartete am Fünfmeterraum, er hatte jetzt die freie Wahl, links oder rechts einschieben? Lewandowski zielte in die Mitte, dort, wo Starke wartete. "Wir haben gegen eine gute Mannschaft gespielt", würde Guardiola später sagen. Der BVB, erinnerte der FCB-Trainer, habe vor zwei Monaten ja immerhin im Champions-League-Finale mitgemacht.

Und der FCB? Kam in der 35. Minute beinahe zum Ausgleich. Alaba hatte sich an Großkreutz vorbeigemogelt und geflankt, Mandzukic war knapp vorbeigeschlittert. Ansonsten hielt die neuformierte Dortmunder Defensive, mit Sahin und Bender auf der Doppelsechs (statt Kehl), und mit Gündogan, der den verletzten Hendrik Mkhitaryan vertrat, als Zehner. Zunächst noch unauffällig, dann unaufhaltsam, in der zweiten Hälfte.

Nach der Pause kamen zunächst die Bayern. Lahm flankte von rechts, Robben wartete unbehelligt im Strafraum, sein Kopfball sauste unhaltbar ins Netz (54.). Robben hatte sich noch gar nicht richtig vor dem Fanblock der Bayern gefreut, da flankte Gündogan scharf in den gegnerischen Strafraum, van Buyten klärte scharf per Hechtkopfball - allerdings ins eigene Tor (56.).

Gündogan hatte sich noch gar nicht genug vor dem Dortmunder Fanblock gefreut, da tauchte er schon wieder im Münchner Mittelfeld auf. Er dribbelte, neben ihm hätte man einen Schwertransporter parken können, so viel Platz hatte er. Ein Haken, ein Schlenzer, 3:1, die Vorentscheidung (57.)?

Die Bayern schlugen erneut widerspenstig zurück. Arjen Robben drehte sich einmal im Kreis, Neven Subotic wurde schwindelig, Roman Weidenfeller hüpfte in die falsche Richtung - nur noch 3:2 (64.) in diesem verrückten Spiel. Bayern drückte jetzt, Dortmund taumelte. Thiago schaufelte den Ball über die Dortmunder Abwehr, Müller feuerte an die Latte. Der eingewechselte Pierre-Emerick Aubameyang (84.) und Marco Reus (85.) verpassten jeweils die Entscheidung.

Die besorgten sie eine Minute später doch noch zusammen: Aubameyang war Alaba entwischt, Reus verwertete die Hereingabe aus elf Metern. "Kann passieren", sagte Guardiola. Seine Mannschaft habe ja genügend Chancen erschaffen, alleine die Auswertung habe nicht ganz gestimmt. "Wir sind immer noch in der Vorbereitung", entschuldigte sich FCB-Kapitän Philipp Lahm.

Jürgen Klopp war derweil damit beschäftigt, den ersten Pflichtspielsieg der Saison einzuordnen. "Die Bayern", sagte Klopp, "sind nicht unser Konkurrent", wenn in zwei Wochen die Bundesliga losrollt. "Unsere Konkurrenz sind noch immer 16 andere Mannschaften."

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