VfB Stuttgart:Die superglücklichen Schwaben

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Die Stuttgarter Spieler feiern mit ihren Fans den dritten Tabellenplatz. (Foto: Herbert Rudel/Sportfoto Rudel/Imago)

Auch der FC Augsburg ist beim 3:0-Sieg kein Gegner für die Stuttgarter Kombinationsmaschine. Der VfB überwintert in der Bundesliga auf Platz drei, der Gegner ist beeindruckt. "Auch nicht von den Bayern" sei man so hergespielt worden.

Von Christoph Ruf

Um zu erklären, warum diese Stuttgarter Mannschaft derzeit so erfolgreich Fußball spielt, hätte es am Mittwochabend auch gereicht, sich die Schlussviertelstunde der einseitigen Partie anzuschauen. Energisch, ja geradezu wütend kämpfte der VfB da im Mittelfeld um jeden Ball und rannte immer wieder aufs Augsburger Tor zu. Eigentlich hätte es niemanden wundern dürfen, wenn noch zwei bis vier Stuttgarter Treffer gefallen wären, doch letztlich war das egal. Als die letzte Viertelstunde begann, führte der VfB ja bereits 3:0 - nach Toren von Deniz Undav (18.), Serhou Guirassy (45.+1.) und Chris Führich (69.).

Umso bemerkenswerter, dass der VfB bis zum Schlusspfiff mit weit mehr Energie auf den vierten Treffer drängte als der überforderte Gegner beim Versuch aufgebracht hatte, wenigstens einmal zum Torerfolg zu kommen. Mehr als Ermedin Demirovics Gewaltschuss bekam Stuttgarts Keeper Alexander Nübel jedenfalls nicht zu parieren (48.). Und der Augsburger Kapitän wusste dann auch, woran das lag: an der Qualität des Gegners. "Wenn ich ehrlich bin, bin ich in meiner Karriere noch nie so hergespielt worden, auch nicht von den Bayern", sagte Demirovic.

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Tatsächlich waren diese 90 Minuten eine ziemlich beeindruckende fußballerische Demonstration, an deren Ende eigentlich nur eine Frage offenblieb. Die, warum diese mutige Stuttgarter Kombinations-Maschine ausgerechnet am Sonntag zuvor so gar nicht ins Rollen gekommen war. Und warum das just der Tag war, als Stuttgart beim FC Bayern antrat. Eine mögliche Erklärung: Während die Münchner das Stuttgarter Spiel störten, bevor es wirklich gefährlich werden konnte, und dann effektiv konterten, kam Augsburg in kaum einer Zone des Rasens überhaupt in Ballnähe. Auch die Stuttgarter Defensivleistung war in Ermangelung Augsburger Bemühungen deshalb nur unter Vorbehalt zu bewerten. Das überraschte insofern ein wenig, als der FCA unter Trainer Jess Thorup 13 Punkte aus acht Bundesligapartien geholt hatte. Dementsprechend verwundert zeigte sich der Däne am Mittwoch: "Wir waren am Ball sehr schlecht. Heute war nicht mehr los."

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Die Überraschungsmannschaft der ersten 16 Saisonspiele sind diese Stuttgarter natürlich trotz der Augsburger Schwächen. Dementsprechend lange wurden sie von einem gut gelaunten Stadion gefeiert. Mit elf Siegen und 34 Zählern geht es nun in die Winterpause, in der der VfB als Beinahe-Absteiger der vergangenen Spielzeit nach 16 absolvierten Spielen auf Rang drei steht. Warum diese Mannschaft Hochkaräter wie Leipzig oder Dortmund einstweilen hinter sich lässt, konnte man am Mittwoch prächtig studieren. VfB-Trainer Sebastian Hoeneß hatte vor der Partie beide Spieler auf der rechten Seite ausgetauscht. Für Josha Vagnoman, dem in der Münchner Arena besonders deutlich die Grenzen aufgezeigt worden waren, begann Pascal Stenzel. Vor ihm erhielt Jamie Leweling den Vorzug vor Enzo Millot.

Die Partie gegen Augsburg hätte auch 6:0 ausgehen können

Die Herausnahme der beiden spielstarken Akteure ging derweil nicht auf Kosten der Stuttgarter Kombinationsfreude. Selbst Torwart Nübel, der vom Publikum bei jedem Ballkontakt gefeiert wurde, kam auf etwa zehn passgenaue Spieleröffnungen, bei denen er mit dem Fuß oder per Abwurf Angriffe initiierte. Der Rest war eine Augenweide: Die Dominanz im Mittelfeld, wo Karazor eine überragende Partie zeigte, die Wucht und das Tempo der Angriffe, denen auch andere Mannschaften als Augsburg im zweiten Halbjahr 2023 kaum trotzen konnten.

Und dann sind da natürlich noch die Herren Serhou Guirassy und Deniz Undav, die erneut beide trafen, zum 17. Mal der eine, obwohl er nur 14 Spiele bestreiten konnte, zum neunten Mal Undav, der zu Beginn der Saison nur auf Kurzeinsätze kam. Wenn man dieser Mannschaft etwas ankreiden kann - aber das muss man nicht unbedingt -, dann ihre Fahrlässigkeit bei Torchancen, auch gegen Augsburg wieder: 17 VfB-Torschüsse listete die Statistik, etwas subjektiver war der Eindruck, dass diese Partie auch 6:0 hätte ausgehen können.

"Superglücklich über den Auftritt heute", war Hoeneß trotzdem. Aber keinesfalls gewillt, mit lautem Triumphgeheul in die Weihnachtspause zu gehen: "Mir hilft es jetzt nichts, in irgendeiner Form irgendetwas hinauszuposaunen", sagte er, im März, April könne man gerne weiterreden. Vieles deutet darauf hin, dass es dann immer noch Anlass geben wird, die Posaune auszupacken.

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