Statistiken zur Hinrunde:Wer viel rennt, steht unten in der Liga

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Während dem Spiel oder vor einer Partie: Pep Guardiola gibt gerne Anweisungen. Was er nicht mag: Wenn seine Spieler zu viel laufen müssen. (Foto: dpa)
  • "Du hast nicht gut gespielt, wenn du viel gelaufen bist", sagt Pep Guardiola. Ein Blick auf die Statistiken der Liga beweist: Er hat recht.
  • Alle Statistiken der Hinrunde finden Sie in unserem Opta-Datencenter.

Von Thomas Hummel

Was wäre eine Bundesliga-Bilanz ohne den FC Bayern? Ein Ding der Unmöglichkeit. Hier ein paar Fakten zur Hinrunde: zehn Siege zu Saisonbeginn (Rekord!). Zum fünften Mal in Serie Herbstmeister (Rekord!). 1000. Sieg beim 4:0 gegen den 1. FC Köln (Rekord!). 46 Punkte nach 17 Spielen - ein Fast-Rekord, denn Pep Guardiolas Bayern waren vor zwei Jahren noch einen Zähler besser.

Die Münchner spielen sich von einem Superlativ zum nächsten. Allein Robert Lewandowskis fünf Tore gegen den VfL Wolfsburg brachten ihm vier Einträge ins Guinness Buch der Rekorde: schnellster Hattrick der Bundesligageschichte (drei Minuten und 22 Sekunden), schnellster Viererpack (fünf Minuten und 42 Sekunden) und Fünferpack (acht Minuten und 59 Sekunden), dazu der Rekord der meisten Tore nach einer Einwechslung.

Thomas Müller, natürlich, holte sich auch eine Bestmarke: Schoss er ein Tor, blieb Bayern 67 Mal ohne Niederlage. Die vergangenen 48 Partien wurden dabei allesamt gewonnen. (Zuvor hat Michael Zorc aus Dortmund diese Kategorie mit 66 Spielen angeführt.)

Doch so gut die Münchner auch sind, in einer Kategorie belegen sie beständig den letzten Platz: Sie laufen so wenig wie keine andere Mannschaft der Bundesliga. Gerade 111,2 Kilometer waren es diesmal pro Spiel. Das waren nochmal drei Kilometer weniger als in der Hinrunde der Vorsaison. Damit kommen die Spieler dem Ideal ihres Trainers näher, der einmal erklärte: "Du hast nicht gut gespielt, wenn du viel gelaufen bist. Forget laufen, stay in position." Wenn man der allgemeinen Haltung folgt, dass der Katalane gerade das Role-Model im Trainerberuf ist, dann haben einige andere Mannschaften etwas falsch verstanden.

Die TSG Hoffenheim zum Beispiel: 18. der Bundesliga-Tabelle, aber Zweiter in der Rennerei-Rangliste (116,5 Kilometer pro Spiel). Hannover 96: am fünftweitesten gelaufen, dennoch Platz 17. Einzig bei Mainz 05 scheint sich das Kilometerfressen zu lohnen: Der Klub stellt die Laufmeister der Liga und Platz acht ist für den Klub auch nicht schlecht.

Opta Opta (Foto: Screenshot: Opta/SZ)

Wie man es besser macht, zeigt Borussia Dortmund. Im vergangenen Jahr stellte der Klub unter Jürgen Klopp noch die lauffreudigste Mannschaft, stand aber zu Weihnachten auf einem Abstiegsplatz. Seit Thomas Tuchel den BVB trainiert, hält sich der Aufwand in Grenzen, in der Lauftabelle ist die Mannschaft auf Platz 13 zurückgefallen. Um im gleichen Zeitraum mehr als doppelt so viele Punkte zu holen und hinter den Bayern auf Platz zwei zu stehen. Und nicht nur das: Dortmund ist mit 38 Punkten auch der beste Zweitplatzierte nach der Hinrunde seit Einführung der Drei-Punkte-Regel.

Nicht mehr rennen, sondern passen, heißt der neue Plan beim BVB. Die Abkehr vom Kloppschen Gegenpressing ist augenscheinlich. Während in der vergangenen Saison in der Rubrik "Ballaktionen" fast nur Bayern-Spieler unter den Top Ten standen, führt derzeit Ilkay Gündogan diese Liste an. Auf Rang vier folgt bereits Teamkollege Julian Weigl. Der junge Mittelfeldspieler, der im vergangenen Jahr teilweise nicht einmal Stammspieler beim Münchner Zweitligisten TSV 1860 war, hatte allein im Spiel gegen Eintracht Frankfurt 192 Aktionen am Ball. Das bedeutet Saisonrekord und Platz zwei in der ewigen Rangliste hinter dem Bayern-Metronom Xabi Alonso.

Abgesehen von den Überfliegern FC Bayern und Borussia Dortmund bot die Bundesliga noch ein paar bemerkenswerte Tendenzen.

Die Schiedsrichter zum Beispiel pfeifen immer mehr Elfmeter. 53 waren es in der Vorrunde, das ist ein Schnitt von 0,35 pro Spiel - so hoch, wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. Die meisten Strafstöße erhielt (wer sonst?) der FC Bayern mit sieben. Wobei Schiedsrichterchef Herbert Fandel ausdrücklich darauf hinwies, dass der Strafstoß in letzter Minute gegen Augsburg "unberechtigt" gewesen sei. Er wurde trotzdem verwandelt, wie insgesamt 75 Prozent der Elfmeter.

Im Vergleich der fünf europäischen Top-Ligen liegt die Bundesliga in punkto Elfmetern weit voraus. Auch die meisten Tore pro Spiel fallen in Deutschland. Dafür stellen die Schiedsrichter nirgends so wenige Spieler vom Platz. Vor allem in Frankreich, Spanien und Italien geben sie viel mehr Karten.

Opta Opta (Foto: Screenshot: Opta/SZ)

Nie zuvor gab es in einer Hinrunde so viele Auswärtssiege. 54 Mal gewann der Gast, das entspricht 35,3 Prozent, ein Rekordwert in 53 Jahren Bundesliga. Mit dem Hamburger SV, Ingolstadt, Darmstadt 98, Augsburg, Bremen und Hannover haben gleich sechs Klubs auswärts mehr Punkte geholt als zu Hause. Ob das nun an der Unfähigkeit vieler Klubs liegt, das Spiel zu machen? Oder daran, dass praktisch alle Trainer inzwischen lieber "gegen den Ball" spielen lassen als "mit dem Ball"? Das kommt einer abwartenden Auswärtsmannschaft sehr viel mehr entgegen als einem agierenden Gastgeber.

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