Start der 50. Bundesliga-Saison:Fast wie zwischen Barça und Real

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Verhältnisse wie in Spanien? Auch in der Bundesliga könnte es zu einem ewigen Zweikampf um den Titel kommen. Bayern und der BVB haben durch ihre hochgerüsteten, zukunftsfähigen Kader nicht nur sportlich die besten Perspektiven geschaffen, sie haben auch wirtschaftlich den größten Vorsprung. Finanziell könnte einzig der VfL Wolfsburg mithalten.

Philipp Selldorf

Niemand würde als Kandidat zu Wetten, dass..? eingeladen, der angibt, die Namen und Gründungstage sämtlicher Bundesliga-Klubs seit dem Start vor 50 Jahren aufsagen zu können. Das kann ja jeder. Eine einzigartige Wette wäre es dagegen, wenn einer versprechen würde, die Namen jener Fußballprofis aufzuzählen, die am 1. Juli 2012 beim VfL Wolfsburg unter Vertrag standen. Das kann aber keiner.

Zweikampf um die Meisterschaft: Münchens Mario Mandzukic (rechts) und Dortmunds Lukasz Piszcek. (Foto: dapd)

Nach Informationen aus der Klubverwaltung war die Zahl der Lizenzspieler beim VfL an jenem Stichtag genauso hoch wie die Zahl aller Klubs, die seit 1962 in der ersten Liga mitspielen durften - Neuling Fürth inbegriffen: Die Rede ist von 52 Fußballern. Eine Verifizierung dieser sagenhaften Zahl ist jedoch unmöglich, denn der VfL Wolfsburg ist Europas größter Rangierbahnhof, fast täglich werden dort Spieler hin und her, rein und raus geschoben - derzeit heißt es, dass sich der Bahnhofsvorsteher Felix Magath um einen spanischen Nationalspieler namens Etxebarria bemüht.

Spanier sind im Übrigen eine gegenwärtige Trenderscheinung im deutschen Klubfußball. Jahrzehntelang waren Spanier in der Bundesliga ähnlich rar wie Spieler aus der Mongolei und aus Transnistrien, nun werden sie in großem Stil importiert. Spanische Fußballer haben sich in Hoffenheim, Leverkusen, Schalke und Gladbach niedergelassen, und womöglich gibt es bald auch welche in Wolfsburg und München.

Dass bei den Betrachtungen der kommenden Saison immer wieder von "spanischen Verhältnissen" zu hören ist, hat jedoch nichts mit der vermehrten Einfuhr iberischer Fußballkunst zu tun. Mit spanischen Verhältnissen wird mahnend der Zustand beschworen, der in der Primera Division herrscht. Dort werden in einer Saison zwei Meisterschaften ausgetragen. In der einen geht es für Real Madrid und den FC Barcelona um den Titelgewinn. In der anderen um den ersten Platz hinter den zwei Giganten, die alles verschlingen: Fernsehhonorare, Sponsorengeld, Ruhm, Aufmerksamkeit.

Hierzulande gelten Bayern und Dortmund als konkurrenzlose Favoriten auf den Titel im Jubiläumsjahr. Strukturell kann man die deutsche zwar nicht mit der spanischen Liga vergleichen - unter anderem deshalb, weil die TV-Einnahmen einigermaßen solidarisch geteilt werden -, aber daraus entsteht keine Gesetzmäßigkeit für die Zukunft. Der FC Bayern hat seit Beginn seiner Blüte in den Sechzigern stets periodische Gegner gefunden: Gladbach, Hamburg, Bremen, Dortmund, Leverkusen, Schalke lösten einander als Widersacher ab.

Doch jetzt könnte der Zeitpunkt für eine Zäsur dieser Kultur des Wechsels gekommen sein. Münchner und Dortmunder haben durch ihre hochgerüsteten, zukunftsfähigen Kader nicht nur sportlich die besten Perspektiven geschaffen, sie haben auch wirtschaftlich den größten Vorsprung. Die neuesten Meldungen: Der FC Bayern will das Fassungsvermögen seiner Arena ausbauen; Borussia hat den Konzernumsatz auf Rekordniveau gesteigert und ist quasi schuldenfrei. Auf diesen Grundlagen könnten sich die beiden vom Rest der Liga umfassend distanzieren, nie zuvor in den 50 Jahren waren die Voraussetzungen für einen langfristigen Zweikampf so entwickelt.

Finanziell kann wohl höchstens Wolfsburg mithalten. Allerdings müsste mal jemand Ordnung in den Kader bringen.

© SZ vom 24.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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