SpVgg Unterhaching:Triumph der Anti-Sechziger

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Im ungewohnten Outfit: Hachings Siegtorschütze Mathias Fetsch feiert mit den Fans. (Foto: Sven Leifer/foto2press/Imago)

Während bei den Weiß-Blauen der Krisenmodus Normalzustand ist, drücken die Rot-Blauen ihre Probleme einfach weg, egal wie elementar sie auch sein mögen. Und schlagen den TSV 1860 erstmals seit fast 17 Jahren.

Von Christoph Leischwitz

Mathias Fetsch spielte von Januar 2009 bis Sommer 2010 für 1860 München, deshalb die Frage, ob es sich da eigentlich auch vom Gefühl her um einen Ex-Verein handelt? "Doch! Natürlich!", sagt der Siegtorschütze der SpVgg Unterhaching fast entrüstet, "ich hatte hier meine ersten Zweitligaeinsätze". Fetsch hält sich mit verschränkten Armen im Schneegestöber die Trainingsjacke zu. Es sieht gerade nicht so aus, aber der 35-Jährige erlebt nach dem Hachinger Aufstieg gerade einen weiteren Karrierefrühling.

Diesmal hat er das einzige Tor im Derby geschossen. Das macht ihn zu einem besonderen Helden, denn der letzte Hachinger Sieg gegen 1860 stammt aus der Zeit vor Fetsch: im Dezember 2006 siegte Haching 5:1. Das ist dann auch eine von mehreren Erklärungen, warum der Jubel so ausgelassen ausfiel: Die Mannschaft stand nach dem Schlusspfiff bei den Fans in der Ostkurve, einige hingen auch vor ihr, an der Torlatte, und schaukelten im Takt der Gesänge. 25 Punkte, fünf Punkte vor Sechzig, elf vor den Abstiegsrängen: "Ich bin megahappy", sagte Trainernovize Marc Unterberger. Seine Mannschaft habe nicht nur Mentalität, sondern auch "Reife" gezeigt, gerade mit Blick auf frühere Duelle mit Sechzig.

Aus dem unmittelbaren Umfeld des Vereins war während der Woche zu hören gewesen, dass bei Sechzig die Stimmung nicht gut sei. Nicht nur bei Funktionären, auch bei Spielern. Die Frage, ob es sich bei diesem Spiel um ein echtes Derby handelte, ist damit beantwortet: Man kennt sich. Und es gewinnt manchmal einfach derjenige, der sich für stärker hält, auch wenn er es gar nicht ist.

Fetsch sagt, 1860 sei ein "Topverein", aber es sei auch "schade, zu hören und zu lesen, was in dem Verein abgeht". Bei Sechzig ist es ja so: Ein Ex-Löwe, Sebastian Maier, flankt volley mit dem Rücken zum Tor auf den Ex-Löwen Fetsch, der das 1:0 köpfelt (21.) - das reicht schon, um die gesamte Transferpolitik der Löwen der vergangenen 20 Jahre zu hinterfragen. Nicht auszudenken, was an der Grünwalder Straße los wäre, hätten sie Probleme wie in Haching: Über viele Jahre keinen echten Hauptsponsor, mal wieder Verzögerungen bei Gehaltszahlungen, dazu ein Trainer, der gar keine Lizenz für die Liga besitzt.

Haching hält als Familie zusammen. Bei Sechzig ist der Familienstreit das Hauptthema

Eigentlich sollte dieses Gebaren ernsthaft hinterfragt werden: Warum kann ein Verein tun und lassen, was er will? Warum muss Unterhaching für eine fehlende Lizenz lediglich eine Strafe von maximal 150 000 Euro zahlen, einen Betrag also, der im Bruttogehaltbereich für einen Drittliga-Lizenztrainer liegt - untergräbt das nicht den Monopolanspruch des Deutschen Fußball-Bunds in Bezug auf die Ausbildung?

Doch in Haching verstehen sie sich als Familie - und die hält zusammen. Natürlich gibt es auch in einer Familie mal Streit, vor allem, wenn man Zweifelhaftes tut. Aber bei 1860 München ist der Familienstreit das bestimmende Dauerthema.

Pressekonferenz nach dem Derbysieg. Marc Unterberger ist natürlich "stolz auf die Mannschaft", aber er redet den Sieg weniger schön als sein Nebenmann Maurizio Jacobacci die Niederlage. Der junge Coach kann auch ohne Pro-Lizenz realistisch einschätzen, dass das 1:0 auch glücklich war, ausführlich redet er über die Phase vor der Halbzeit, als seine Abwehr ins Schwimmen kam. Nachfrage: Waren das heute neue Trikots? Ja, das Derby sei ein guter Zeitpunkt gewesen, das schwarz-orange Outfit endlich vorzustellen. Man habe ein Ausweichtrikot gebraucht, das Design stamme von der Mannschaft selbst.

Was würde auf einem 1860-Fanbanner oder in einem Blog stehen, wenn die Trikotfarben so gar nichts mit den Vereinsfarben zu tun hätten? Für einen Teil der Fangemeinde wäre sicher der verhasste Investor auf eine weltfremde Idee gekommen, für andere hätte der Präsident seinen Laden nicht im Griff. In Unterhaching scheint das Trikot jedoch "reißenden Absatz" zu finden, wie in einem Fanforum nachzulesen ist. Bei Sechzig gibt es einen Rechtsstreit wegen der Marke "Wir sind der Verein". Man könnte die acht Kilometer entfernten Gegensätze kaum extremer erfinden.

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