SpVgg Greuther Fürth:Halloween ist vorbei

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Torpremiere für die Fürther Holding Six: Robert Wagner (in Weiß) erzielt den einzigen Treffer der Partie. (Foto: Wolfgang Zink/Sportfoto Zink/Imago)

"Wir müssen jetzt größer träumen": Das Kleeblatt schafft im Verfolgerduell gegen Düsseldorf den dritten Ligasieg in Serie ohne Gegentor - und schielt in der Zweitliga-Tabelle nach oben.

Von Korbinian Eisenberger

Männer stehen in weißen Trikots auf einem Fußballplatz im Kreis und freuen sich wie Kinder. Die Szene ereignete sich kurz nach dem Schlusspfiff der Zweitligapartie zwischen der SpVgg Greuther Fürth und Fortuna Düsseldorf und ist eine Erwähnung wert: Freuten die sich so ausgiebig allein wegen dieses wertvollen wenngleich nicht gerade wunderschönen 1:0-Sieges? Die Antwort lautet: nein.

Die Freude der Fürther Fußballer hatte in ihrem vorangegangenen Auftritt im heimischen Sportpark Rohnhof lediglich ihren Ursprung. Das 1:0 erfüllte quasi die Funktion einer Vorlage - und die nutzte schließlich Fürths Cheftrainer Alexander Zorniger zur Formvollendung dieses gar nicht so formschönen Sonntagnachmittags. Auf dem Platz im Kreis sprach Zorniger seiner Truppe aber angesichts des erkämpften Ergebnisses eine Belohnung aus: extra freie Tage, so die Ansage - da war der Jubel umso größer.

Schön waren allenfalls die Witterungsbedingungen in Fürth, die Sonne ließ sich des Öfteren über dem Stadion blicken. Um dem Fußballspiel auf dem Rasen Ästhetik abzugewinnen, musste man indes lange Zeit suchen. Für den Höhepunkt zeigte sich kurz nach Beginn der zweiten Spielhälfte einer der Jüngsten auf dem Feld hauptverantwortlich: Der 20 Jahre alte Robert Wagner stürzte sich in Minute 48 in eine scharfe Hereingabe von Tim Lemperle. Beide, Lemperle und Wagner, landeten bei der Aktion auf dem Rasen, wo sie im Strafraum liegen blieben. Doch der Ball, der landete im Düsseldorfer Tor. Nach Prüfung durch Videobeweis zählte der Treffer dann auch.

Für Wagner, bei Fürth sowas wie eine Holding Six, war es die Torpremiere in der Profimannschaft. Zur Entstehungsgeschichte des Treffers gehört auch, dass er in dieser Situation als Holding Six vertreten wurde. Außenverteidiger Oussama Haddadi, der sich sonst üblicherweise aktiv bei Angriffen beteiligt, blieb zurück und sicherte ab - und so machte sich Wagner auf und davon Richtung Düsseldorfer Strafraum. "Ich habe gesehen, dass Oussama hinten geblieben ist", erklärte Wagner nach dem Spiel. "Dass der Ball dann genau auf meinen Fuß kommt, ist umso besser."

Vor der Pause habe er sein Team 20 Minuten "viel zu passiv" gesehen, sagt Fürths Trainer Zorniger

Mit der Zurückhaltung war es bei Haddadi nach Schlusspfiff schnell wieder vorbei. "Wir müssen jetzt größer träumen", erklärte der Tunesier, der jüngst ins Aufgebot der tunesischen Nationalmannschaft für die kommenden beiden WM-Qualifikationsspiele berufen wurde. Warum also nicht die eigenen Aufstiegschancen in der zweiten Liga thematisieren? "Wir haben ein gutes Team, wir spielen gut zusammen."

Nach dem Pokal-Aus gegen Viertligist Homburg vor knapp zwei Wochen um Halloween sah es ziemlich gruselig aus für Zornigers Mannschaft. Durch den dritten Ligasieg in Serie - jeweils ohne Gegentor - ist von Grusel nun kaum mehr die Rede, im Gegenteil. Nach Schlusspfiff durften sich die Düsseldorfer Fans im Gästeblock Schmähgesänge anhören, was gar nicht so typisch ist für die Fürther Anhänger. "Ihr seid nur ein Karnevalsverein", so die Behauptung. Nun, es gab schon schlimmere Schmähungen.

In der Tabelle ziehen die Franken mit der Fortuna gleich. Düsseldorfs Coach Daniel Thioune sprach von einer "unglücklichen Niederlage", erklärte aber auch seinen Respekt. Es handle sich um eine "anspruchsvolle Aufgabe, sich am Ronhof schadlos zu halten". Durch einen Kopfball des Ex-Fürthers Felix Klaus, "eine Riesenmöglichkeit für uns", so Thioune, hätte Düsseldorf in Halbzeit eins in Führung gehen können, recht viel mehr Chancen gab es bis zum Schluss trotz wütender Angriffsversuche der Fortunen nicht. "Wir haben alles getan dafür, um trotzdem noch einen Punkt mit nachhause zu nehmen", so Thioune, "aber wir konnten nicht mehr die Antworten finden".

Fürths Trainer Zorniger erklärte schließlich, dass er der Analyse seines Kollegen folgen könne. Vor der Pause habe er sein Team 20 Minuten "viel zu passiv" gesehen. "Die frühe Führung Anfang der zweiten Halbzeit hat uns total in die Karten gespielt." Dass Wagner den Treffer erzielt habe, sei kein Zufall. Der Mittelfeldmann habe zuletzt stets "sehr stabile Leistungen abliefert", so Zorniger, das sei den meisten "zu wenig aufgefallen".

Und so kam er zur Entscheidung, seinen Spielern - auch angesichts der bevorstehenden Länderspielpause - vier Tage freizugeben. Torschütze Wagner allerdings profitiert davon weniger. Für ihn geht es gleich weiter zur deutschen U20-Nationalmannschaft.

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