SpVgg Greuther Fürth:Ein fast grotesker Rückschlag

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Fluch der guten Tat: Fürths Spieler verlassen den Platz nach ihrer Niederlage in Kiel sichtlich fassungslos. (Foto: Melanie Zink/Sportfoto Zink/Imago)

Die Fürther setzen auch in Kiel ihren spielerischen Aufschwung fort - und müssen trotzdem die erste Niederlage unter Trainer Alexander Zorniger hinnehmen.

Von Christoph Ruf

Es war die schiere Fassungslosigkeit, die aus den Blicken einiger Fürther Spieler sprach, als sie nach der 1:2-Niederlage in Kiel vom Feld trotteten. Hatten sie diese Partie, in der sie einen dermaßen starken ersten Durchgang gespielt hatten, etwa tatsächlich verloren? Gegen diese Kieler, denen man nicht zu nah tritt, wenn man sie als typische, also eher zweikampf- als spielstarke Zweitligamannschaft bezeichnet?

Ja, das hatten sie, und möglicherweise ging es ja auch ihnen eine halbe Stunde nach Schlusspfiff so wie ihrem Trainer, der dann doch noch ein paar Gründe fand für diese "total unnötige Niederlage".

Da wäre beispielsweise ganz banal der Ausgleichstreffer von Kiels Hauke Wahl, der nur wenige Sekunden nach der Halbzeitpause fiel. Und damit zu einem Zeitpunkt, der eine Frage aufwirft, die sich Alexander Zorniger praktischerweise gleich selbst stellte: "Waren wir mental zu langsam?" Beim Gegentreffer auf jeden Fall, denn weder unterband sein Team auf der linken Außenbahn die Flanke von Steven Skrzybski, noch sah die Fürther Defensivzentrale, Keeper Andreas Linde inbegriffen, sonderlich glücklich aus bei Wahls Kopfball.

Noch ärgerlicher aus Zornigers Sicht: Sein Team, das in der ersten Halbzeit ein paar mehr Tore hätte machen können als das eine von Dickson Abiama (30.), brauchte danach geschlagene 20 Minuten, um wieder zu sich und zum eigenen Spiel zu finden. In dieser Phase, in der Kiel Zweikämpfe suchte, fand und gewann, vermisste nicht nur der Coach das Selbstbewusstsein, das sich seine Spieler doch eigentlich im ersten Durchgang erarbeitet haben müssten. "Ihr könnt spielen, wie ihr wollt" - so hätte die Devise lauten müssen, fand Zorniger. Doch selbstbewusster und zwingender trat sein Team erst wieder in der zweiten Hälfte der zweiten Halbzeit auf.

Abiama gelingt der erste Treffer seit Mai 2021

Dass es dann wieder ein Kieler Spieler, Simon Lorenz, war, der nach einer Ecke volley ins Tor traf (84.), wirkte wie die Verhöhnung des Spielverlaufes. Denn ein Remis wäre für das deutlich bessere Team schon ein bisschen wenig gewesen, eine Niederlage war fast schon grotesk. Da half es dann auch nicht mehr viel, dass Abiama in Kiel der erste Treffer seit dem 23. Mai 2021 gelungen war. Eine Randnotiz, die Kollege Branimir Hrgota auch nicht zu besserer Laune verhalf: "Wenn die ein Eigentor schießen, und wir gewinnen 1:0, dann meckert auch keiner."

Das stimmte natürlich, wenngleich sich die Frage stellte, ob es derzeit in Fürth überhaupt einen Grund zu meckern gibt. Auch in Kiel war ja über 60, 70 Minuten zu erkennen, dass die Zorniger-Mannschaft mit der von seinem Vorgänger Marc Schneider trainierten Elf nicht mehr viel zu tun hat, von den Namen der meisten Protagonisten einmal abgesehen. Fürth verteidigte auch im charmanten Kieler Retro-Stadion weit vor der eigenen Hälfte konsequent und zwang den Gastgebern eine komplette Halbzeit lang sein Spiel auf.

Überhaupt war Fürth - wie in bisher jeder Partie, seit Zorniger übernahm - die bessere Mannschaft. Nur dass es nach drei Siegen und einem Remis diesmal die erste Niederlage setzte. Dass diese im Fürther Lager als derart schockierendes Ereignis empfunden wurde, ist dann auch ein Fluch der guten Tat: Seit dem Trainerwechsel tritt die SpVgg wieder als sehr gutes Zweitligateam auf - und sortiert Niederlagen gegen durchschnittliche Mannschaften entsprechend ein.

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