Sportpolitik:Ullrich lässt Amt bei der Nada ruhen

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SPD-Politiker Frank Ullrich. (Foto: dpa)

Der SPD-Politiker reagiert nach neuen Enthüllungen zu seiner DDR-Vergangenheit. Audi geht einen wichtigen Schritt, was die Formel-1-Pläne angeht.

Meldungen im Überblick

Nada, Ullrich: Nach Vorwürfen im Zusammenhang mit Doping in der DDR lässt der Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses und Biathlon-Olympiasieger, Frank Ullrich, seine Funktion im Aufsichtsrat der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) ruhen. Er wolle die Kritik, die er für unzutreffend halte, für sich "abwägen und in dieser Zeit das Amt bei der Nada ruhen lassen", erklärte der SPD-Politiker am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Die Vorwürfe sollten "weder dem Amt schaden, noch das Vertrauen von Doping-Opfern beschädigen".

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hatte zuvor aus Unterlagen der DDR-Staatssicherheit zitiert, in denen der einstige Verbandsarzt des Deutschen Skiläufer-Verbandes der DDR (DSLV), Hans-Joachim Kämpfe, im Juli 1985 vermerkt haben soll, dass Ullrich und 20 andere Sportler zwischen Oktober 1985 und Januar 1986 mit dem Testosteron-Präparat Oral-Turinabol gedopt werden sollten.

Der SPD-Politiker bekräftigte am Mittwoch, dass er weder als aktiver Sportler noch als Trainer "selbst wissentlich keine Berührung mit Dopingmitteln" gehabt habe. "Und doch war ich Teil eines sportlichen Systems, das für uns Sportler mitunter schwer zu durchschauen war. Die Stasi-Akte des Verbandsarztes, der für mich verantwortlich war, zeigt dies", räumte Ullrich ein. "Ich kann mir meinen Namen darin nicht erklären. Zumal ich im dort angegebenen Zeitraum kein aktiver Sportler mehr war." Zugleich sei aber klar, dass dies Fragen aufwerfe, "die mit meinem Amt bei der Nationalen Anti-Doping-Agentur nur schwer zu vereinbaren sind".

Ullrich nahm das Angebot der SED-Opferbeauftragten des Deutschen Bundestags, Evelyn Zupke, an, mit ihr ins Gespräch zu kommen. "Ich werde mit ihr gemeinsam auch den Austausch mit Doping-Betroffenen suchen. Das ist letztlich eine Chance, gemeinsam mehr Licht in das DDR-Sportsystem zu bringen und in die Rolle, die wir darin gespielt haben. Die Gespräche werden auch helfen zu eruieren, wo wir Doping-Opfer besser unterstützen können", sagte er.

Ullrich ist seit Mitte Dezember Vorsitzender des Sportausschusses im Bundestag, dem aufgrund der Statuten automatisch ein Platz im Nada-Aufsichtsrat zusteht. CDU und CSU hatten bereits Anfang der Woche einen Antrag auf Abberufung des SPD-Politikers vorgelegt. "Wer im Aufsichtsrat einer Organisation sitzt, deren Hauptzweck der Kampf gegen Doping ist, muss über jeden Zweifel erhaben sein, was die eigene Vergangenheit im Zusammenhang mit Doping betrifft. Dies ist bei Frank Ullrich nicht der Fall", heißt es darin. Eine Kommission des Deutschen Skiverbands war 2009 zu dem Schluss gekommen, dass Ullrich in DDR-Zeiten "weder die Einnahme von Dopingmitteln angewiesen noch selbst welche an Athleten verabreicht und auch nicht die Einnahme überwacht beziehungsweise kontrolliert" habe. Der DSV sah deshalb auch keinen Anlass für arbeits- oder dienstrechtliche Schritte sowie sportpolitische Konsequenzen gegen den damaligen Biathlon-Bundestrainer.

Motorsport, Formel 1: Audi kann seine Formel-1-Pläne weiter verfolgen. Der Aufsichtsrat der Volkswagen AG bestätigte in seiner Sitzung am Donnerstag Pläne des Autoherstellers für einen Einstieg. Damit habe das Unternehmen "grundsätzlich die Möglichkeit, 2026 in die Königsklasse des Motorsports einzusteigen, um dort "Vorsprung durch Technik" zu demonstrieren", teilte Audi auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Eine Entscheidung für einen Einstieg sei aber noch nicht gefallen, man befinde sich "in der finalen Phase der Bewertung." Das Formel-1-Reglement ab 2026 liegt noch nicht vor. "Es sieht weitreichende Änderungen für einen nachhaltigeren Sport vor und ist Voraussetzung für einen möglichen Einstieg von Audi", hieß es. Hierbei sei Audi im Austausch mit dem Automobil-Weltverband Fia.

Fußball, Niederlande: Ronald Koeman kehrt zur niederländischen Fußball-Nationalmannschaft zurück und beerbt nach der WM in Katar (21. November bis 18. Dezember) den erkrankten Bondscoach Louis van Gaal. Das gab der dreimalige Vize-Weltmeister am Mittwoch bekannt. Koeman (59) erhält einen Vertrag bis 2026. Er hatte Oranje bereits von Februar 2018 bis Mitte 2020 gecoacht, dann aber in Richtung FC Barcelona verlassen. Dort war er im vergangenen Oktober entlassen worden. Van Gaal hatte vor wenigen Tagen öffentlich gemacht, dass er an Prostatakrebs erkrankt ist.

Er habe die Elftal damals "nicht aus Unzufriedenheit verlassen", betonte Koeman, und wolle den erfolgreichen Weg "fortsetzen". Dass er van Gaal ablösen werde, habe laut Verband nichts mit dessen Erkrankung zu tun. Vielmehr ende van Gaals Vertrag mit der kommenden WM, Koeman sei deshalb bereits im Januar kontaktiert worden. "Das ist eine sehr vernünftige Entscheidung", sagte van Gaal (70) über seinen Erben: "Vor einem Jahr war ich der einzige zur Verfügung stehende Kandidat mit den erforderlichen Qualifikationen, jetzt ist das Ronald Koeman."

Basketball, NBA: Die Los Angeles Lakers haben keine Chance mehr auf die NBA-Playoffs. Ohne den verletzten Topspieler LeBron James verlor der Rekordmeister am Dienstagabend (Ortszeit) 110:121 bei Spitzenreiter Phoenix Suns. Weil die San Antonio Spurs zuvor 116:97 bei den Denver Nuggets gewonnen hatten, können die Lakers den Rückstand auf Rang zehn in den verbleibenden drei Spielen der Hauptrunde nicht mehr aufholen. Die Spurs spielen nun sicher gegen die New Orleans Pelicans in der ersten Runde der Mini-Qualifikation. Dabei geht es um einen der beiden letzten Playoff-Plätze in der Western Conference der besten Basketball-Liga der Welt.

Eishockey, NHL: Auch ohne Nationalspieler Leon Draisaitl bleiben die Edmonton Oilers in der nordamerikanischen Profiliga NHL auf dem Vormarsch. Edmonton feierte durch das 2:1 nach Verlängerung bei den San Jose Sharks den fünften Sieg in Folge, bei dem Draisaitl aus zunächst unbekannten Gründen nicht mitwirken konnte. Der Angreifer hatte in der Partie zuvor gegen die Anaheim Ducks (6:1) die 100-Punkte-Marke geknackt. Den Siegtreffer gegen San Jose besorgte derweil sein Kapitän Connor McDavid, der nach 31 Sekunden in der Overtime zuschlug. Die Oilers belegen in der Pacific Division nun den zweiten Platz und sind klar auf Play-off-Kurs. Andere deutsche NHL-Profis feierten dagegen auf dem Eis Siege. Stürmer Tim Stützle erzielte beim 6:3 der Ottawa Senators gegen die Montreal Canadiens im Überzahlspiel sein 15. Saisontor. Und Verteidiger Moritz Seider bewies beim 5:3 der Detroit Red Wings gegen die Boston Bruins mal wieder seine große Qualität: Dem 21-Jährigen gelang der 39. Assist im 69. Saisonspiel.

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