Sport kompakt:Studie: Helden von Bern waren aufgeputscht

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Wissenschaftliche Arbeit legt Doping beim WM-Sieg 1954 nahe, Michael Ballack hat 2011 große Pläne, Paul Schockemöhle kauft "Wunderpferd", Skispringerinnen bangen um Olympia-Start. Sport kompakt

Mehreren Spielern der deutschen Fußball-Nationalmannschaft von 1954 soll in der Schweiz während der Weltmeisterschaft das Aufputschmittel Pervitin verabreicht worden sein. Dies ist eines der Ergebnisse der Studie "Doping in Deutschland", die an der Universität Leipzig vorgestellt wurde. Demnach erhielten einige, aber nicht alle "Helden von Bern" vom damaligen Mannschaftsmasseur Spritzen mit dem Methamphetamin Pervitin. Das geht aus der Forschungsarbeit "Geschichtliche Aspekte in der Präanabolen Phase" von Erik Eggers hervor, der in seiner wissenschaftlichen Arbeit für die Humboldt-Universität Berlin auch den Bereich Fußball beleuchtet. Bei nüchterner Betrachtung der damaligen Umstände sprächen die Indizien dafür, dass statt wie behauptet Vitamin C das Mittel Pervitin gespritzt worden sei, schrieb er. Die Basis für die Nutzung von aus der Arbeitsmedizin bekannten Aufputschmitteln im Sport wurde bereits in den 1930er und 40er Jahren gelegt. Die leistungs- und aufmerksamkeitssteigernde Wirkung der Stoffe Pervitin und des in den USA verwendeten Benzidrin wurde nach den Angaben durch deutsche Wissenschaftler für die Nutzung bei Heeres- und Luftwaffensoldaten in Zweiten Weltkrieg erforscht. In der gleichen Zeit wurde auch der mögliche Nutzen dieser Amphetamine für den Leistungssport erkannt.

Helden einer Nation: Fritz Walter (M.) mit dem WM-Pokal zusammen mit Horst Eckel (r.) nach dem 3:2 im Finale von Bern gegen Ungarn. (Foto: dpa)

In der Bundesrepublik wurde die Amphetaminforschung nach dem Krieg nahtlos fortgesetzt, so ein weiteres Ergebnis der Studie. Wissenschaftler des Bundesinstitutes für Sportwissenschaften (BISp) untersuchen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaften (dvs) den Umgang mit dem Brisanten Thema in West- und Ostdeutschland. Das Forschungsvorhaben wurde im Juli 2009 als Verbundprojekt an die Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und an die Humboldt-Universität zu Berlin vergeben. Ziel des Projektes ist nach Angaben des DOSB eine umfassende Aufklärung und Systematisierung von Doping in Deutschland der Jahre 1950 bis zur Gegenwart. Das Forschungsprojekt wird vom Bundesinstitut für Sportwissenschaften mit 450.000 Euro finanziert. Die jetzt präsentierten Ergebnisse beschäftigen sich ausschließlich mit der Doping-Praxis im westlichen Teil Deutschlands. Die Forschungsergebnisse der nächsten Phase sollen im kommenden Jahr präsentiert werden.

Cup-Verteidiger Manchester United hat in letzter Minute das Viertelfinale im englischen Fußball-Ligapokal erreicht. Manchester gewann am Dienstag daheim 3:2 (0:0) gegen die Wolverhampton Wanderers. Für die Entscheidung gegen den Tabellen- Vorletzten der Premier League sorgte der erst in der Schlussphase eingewechselte Javier Hernandez in der 90. Minute. Zuvor hatten die Gastgeber Führungen durch Tiago Bebe (56.) und Park Ji-Sung (70.) wieder aus der Hand gegeben. Für Wolverhampton waren die Tore von George Elokobi (60.) und Kevin Foley (76.) jedoch am Ende zu wenig.

Real Madrid hat sich im spanischen Fußball-Pokal eine Blamage geleistet. Die "Königlichen" kamen ohne Mesut Özil am Dienstag im Hinspiel der vierten Runde nicht über ein 0:0 bei Drittligist Real Murcia hinaus. Trainer José Mourinho hatte einige Stars wie Özil allerdings geschont. Sami Khedira wurde erst nach einer Stunde eingewechselt. Der 17-malige Gewinner des Königspokals war in den vergangenen beiden Jahren an drittklassigen Clubs gescheitert und hat die Trophäe seit 1993 nicht mehr gewonnen.

DFB-Kapitän Michael Ballack hat sein Schweigen gebrochen und erstmals einen konkreten Termin für sein Comeback genannt. Frühestens zu Beginn des Jahres 2011 wird der 34 Jahre alte Mittelfeldspieler beim Bundesligisten Bayer Leverkusen wieder auf den Platz zurückkehren. "Mein Ziel heißt Rückrunde. Dann will ich wieder auf dem Platz stehen und den Jungs helfen. Damit wir im Frühling Riesen-Stress haben - hoffentlich mit entscheidenden Spielen in Meisterschaft, Europacup und DFB-Pokal", sagte Ballack der Stadionzeitung seines Vereins Bayer Leverkusen. Derzeit geht Ballack nach seinem Bruch des Schienbeinköpfchens und einem Außenbandanriss noch an Krücken und vertreibt sich die freie Zeit mit seiner Familie und Restaurantbesuchen. Damit der 34-Jährige zum Start der Rückrunde Bayer-Coach Jupp Heynckes wieder zur Verfügung steht, hat er sogar seinen Weihnachtsurlaub in diesem Jahr gestrichen. "Vor der erneuten schlimmen Verletzung war Michael auf dem Weg, seine Bestform zu finden. Nun hat er erneut einen Haufen Arbeit vor sich", sagte Trainer Jupp Heynckes. Doch Ballack hat sich nicht nur ein erfolgreiches Comeback in Leverkusen zum Ziel gesetzt. 2011 plant er auch seine Rückkehr in die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), um ein Jahr später bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine noch einmal den Titel in Angriff zu nehmen.

Nach rund zweiwöchigem Schweigen hat Paul Schockemöhle den Kauf des niederländischen Weltmeisterpferdes Totilas bestätigt. "Es standen noch einige Untersuchungen an, deshalb habe ich bisher geschwiegen", sagte der ehemalige Springreiter und Unternehmer am Dienstag in Hannover. Der zehnjährige Hengst gilt in der Dressur-Szene als "Wunderpferd". Bei der WM in den USA hatte der Niederländer Edward Gal mit Totilas die drei möglichen Titel gewonnen. Wer das Pferd zukünftig reitet, ist weiter offen. "Da wird sich eine Lösung finden, möglichst in Deutschland. Ich habe sehr, sehr viele Anfragen, aus verschiedenen Ländern."

Nicht die teuren Topklubs New York Yankees und Philadelphia Phillies spielen um die Meisterschaft der Mayor League Baseball (MLB), sondern die beiden Außenseiter San Francisco Giants und Texas Rangers. In der am Mittwoch beginnenden World Series nach dem Modus Best of Seven werden sie auf jeden Fall Geschichte schreiben. Mit 5,5 Millionen US-Dollar ist das jährliche Durchschnittsgehalt der Yankee-Spieler zehnmal höher als das der Rangers. Auch die Profis der Phillies verdienen mit 2,75 Millionen im Schnitt deutlich mehr als die der Giants (910. 000). Für die übertragenden TV-Anstalten ist das Scheitern von Titelverteidiger New York Yankees im Halbfinale an den Rangers und das Aus des Vorjahresfinalisten Philadelphia Phillies gegen die Giants aus kommerzieller Sicht fast schon ein Desaster. Noch nie waren Teams aus Arlington, einem Vorort von Dallas, und aus San Francisco World Series Champions. Als "Verstoßene und Außenseiter" hatte Giants-Manager Bruce Bochy sein Team bezeichnet.

Der AC Mailand hat mit einem 2:1 (1:0)-Sieg beim SSC Neapel Kontakt zur Tabellenspitze in der italienischen Fußball-Liga gehalten. In der letzten Partie des achten Spieltages in der Serie A kam Milan am Montagabend durch die Tore von Robinho (22. Minute) und Zlatan Ibrahimovic (72.) zu seinem vierten Sieg in Folge. Für die Gastgeber, bei denen Michele Pazienza mit Gelb-Rot (45.+1) vom Platz musste, traf Ezequiel Lavezzi (78.). Mailand liegt in der Tabelle nun mit 17 Punkten zwei Zähler hinter dem Überraschungsteam von Lazio Rom. Tabellendritter ist Titelverteidiger Inter Mailand (15). Neapel ist Sechster (12).

Die Erfolgsserie von Erzgebirge Aue in der 2. Fußball-Bundesliga hält an. Der Aufsteiger besiegte zum Abschluss des 9. Spieltages am Montagabend Rot-Weiß Oberhausen 2:0 (0:0) und verbesserte sich in der Tabelle auf den dritten Platz. Für die Mannschaft von Trainer Rico Schmitt war es im vierten Heimspiel der Saison der vierte Sieg. Thomas Paulus brachte die Gastgeber vor 7200 Zuschauern in der 59. Minute per Foulelfmeter in Führung. Oliver Petersch hatte zuvor den enteilten Fabian Müller im Strafraum zu Fall gebracht. Enrico Kern erhöhte zehn Minuten später auf 2:0. "In der zweiten Hälfte haben wir einen Gang zugelegt und deshalb unter dem Strich auch verdient gewonnen", sagte Aues Coach Schmitt: "Beide Mannschaften sind ein hohes Tempo gegangen." Dagegen ging sein Oberhausener Trainerkollege Hans-Günter Bruns mit seiner Mannschaft hart ins Gericht. "So wie wir heute gespielt haben, haben wir auch keine Punkte verdient", sagte der ehemalige Bundesliga-Profi und schimpfte: "Das war ein Rückfall in die Steinzeit, ein Fehlpass-Festival allererster Güte." In der Tabelle belegt Aue mit nun 20 Punkten hinter Hertha BSC Berlin (23) und dem MSV Duisburg (21) den dritten Rang. Oberhausen bleibt mit 14 Zählern Siebter. Die Gastgeber waren in der Anfangsphase überlegen und kamen zu einigen guten Tormöglichkeiten. Doch Oberhausens Schlussmann Sören Pirson war auf dem Posten und vereitelte die Chancen. Die Gäste wiederum kamen zu einigen Kontern, die sie allerdings überhastet nicht zum Abschluss brachten. Nach dem Seitenwechsel verstärkte Aue den Druck. Zwangsläufig eröffneten sich weitere Chancen. Die beiden Treffer waren der verdiente Lohn für die Bemühungen. Der Sieg hätte am Ende sogar noch höher ausfallen können.

Die Skispringerinnen müssen weiter bangen - das IOC hat die Entscheidung über seine Programm-Reform für die Olympischen Winterspiele vertagt. Die IOC-Exekutive sprach sich in Acapulco zwar für die Aufnahme von sieben Disziplinen aus, doch alle Anwärter müssen die Olympia-Tauglichkeit bei ihren nächsten Weltmeisterschaften erbringen. Erst nach ihrer zweiten WM am 25. Februar 2011 in Oslo können die Skispringerinnen auf die endgültige Zusage für eine Olympia-Premiere bei den Spielen 2014 in Sotschi hoffen. Auch die Disziplinen Ski-Halfpipe, Slopestyle für Snowboarder und Alpine, Mixed-Staffelrennen im Biathlon und Teamwettbewerbe im Rodeln und Eiskunstlaufen müssen nachsitzen. Der Teamwettbewerb der Alpinen wurde als einzige Disziplin abgelehnt. "Das ist frustrierend und tut weh. Jetzt müssen wir noch mal ein halbes Jahr warten", sagte die deutsche Vize-Weltmeisterin Ulrike Gräßler vom VSC Klingenthal, "so herrscht bei der WM ein Druck, dass man nicht nur seine Leistung bringen muss, sondern auch noch zeigen muss, dass Frauen Skispringen können." Bereits zweimal hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) den Springerinnen aus "technischen Gründen" den Olympia-Start verwehrt. Es fehle die breite Basis, und die Leistungsunterschiede seien zu groß, hieß es in der offiziellen Begründung. Selbst eine Klage wegen Diskriminierung vor dem Obersten Gerichtshof Kanadas wurde vor den Vancouver-Spielen abgelehnt.

Die schweren Ausschreitungen beim Ost-Derby der 3. Fußball-Liga zwischen Dynamo Dresden und Hansa Rostock (2:2) am vergangenen Samstag haben drastische Konsequenzen. Der Rostocker Vorstand erarbeitete einen umfassenden Maßnahmenkatalog, mit dem der Verein die Randalierer in Zukunft besser in den Griff bekommen will. So werden die Rostocker am 5. November ohne Fans zum Auswärtsspiel in Sandhausen reisen. Die Kosten für bereits verkaufte Karten sind den Käufern vom Verein zurückzuerstatten. Außerdem schlägt der Hansa-Vorstand dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) vor, auch zum Spiel 21. November beim SV Wehen Wiesbaden sein Auswärtskartenkontingent nicht in Anspruch zu nehmen. 1000 Polizisten aus mehreren Bundesländern und sechs Polizeihubschrauber hatten das brisante Ost-Derby gesichert. Dennoch kam es zu schweren Krawallen. Insgesamt 19 Randalierer wurden vorläufig festgenommen. In Abstimmung mit Dynamo Dresden werden beide Vereine wegen der Vorkommnisse Strafanzeige stellen, teilte Rostock weiter mit.

Wegen eines Feuerzeugwurfs, Rauchbomben und eines Bengalischen Feuers sind die beiden Bundesligisten 1. FC Nürnberg und FC St. Pauli sowie Zweitligist Arminia Bielefeld vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes jeweils zu Geldstrafen verurteilt worden. Wegen mangelnden Schutzes des Schiedsrichter-Assistenten muss der 1. FC Nürnberg 3000 Euro zahlen. Der FC St. Pauli ist wegen unsportlichen Verhaltens mit einer Geldstrafe in Höhe von 6000 Euro belegt worden. Arminia Bielefeld muss wegen fortgesetzten unsportlichen Verhaltens eine Geldstrafe in Höhe von 2500 Euro zahlen.

Ohne Mühe hat Tennis-Profi Philipp Kohlschreiber beim ATP-Hallenturnier in Wien die zweite Runde erreicht. Der 26 Jahre alte Augsburger setzte sich am Montag in seinem Auftaktmatch klar mit 6:0, 6:3 gegen den Kolumbianer Alejandro Falla durch. Im Achtelfinale der mit 650.000 Euro dotierten Veranstaltung kommt es damit zu einem deutschen Duell: Davis-Cup-Spieler Kohlschreiber, in Wien an Nummer 7 gesetzt, trifft in der nächsten Runde entweder auf Tobias Kamke (Lübeck) oder Qualifikant Matthias Bachinger (Dachau). Beim Hartplatzturnier im französischen Montpellier ist Julian Reister dagegen ausgeschieden. Der Außenseiter aus Hartenholm gewann im Duell mit dem Franzosen Richard Gasquet zwar den ersten Satz, musste sich am Ende aber noch klar mit 7:6 (10:8), 3:6, 3:6 geschlagen geben.

Die geretteten 33 chilenischen Bergleute haben in der Hauptstadt Santiago ein Fußballspiel gegen eine Präsidenten-Auswahl verloren und müssen zurück in ihre Grube. Das zumindest verkündete im Scherz Staatschef Sebastian Pinera nach dem 3:2 seiner Elf gegen das Team der "33". "Wir haben vorher vereinbart, dass der Sieger im Präsidentenpalast bleibt und der Verlierer zurück in die Grube muss. Jetzt müssen wir sie halt noch einmal retten", so Pinera. Dafür, dass er auch künftig an seinem Schreibtisch sitzen darf, sorgte der Staatschef höchstpersönlich. Nach einer 2:0-Führung der Bergarbeiter erzielte Pinera in der 60. Minute das entscheidende Tor für die Mannschaft "Operation Rettung". 2000 Zuschauer hatten sich im Nationalstadion von Santiago zum Match eingefunden. Die 33 in fast 700 Metern Tiefe verschütteten Bergleute waren Mitte Oktober nach 69 Tagen gerettet worden. "Einige von ihnen haben noch nicht wieder zu ihrer Ruhe gefunden und benötigen Hilfe. Aber es geht ihnen gut", sagte Alberto Iturra, der die Bergleute als Chefpsychologe während ihres Martyriums begleitet hatte. Einer der Arbeiter befindet sich zu Untersuchungen im Krankenhaus.

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