Sport kompakt:Leverkusen gegen "Lex Ballack"

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Bayer verteidigt heftig seinen Zugang, fordert aber Leistung. Lance Armstrong steht vor dem Karriereende, Olic stützt seinen Bayern-Kollegen Gomez, DFB-Chef Zwanziger hat neuen Ärger.

In der öffentlichen Diskussion um Michael Ballacks Kapitänsamt im deutschen Fußball-Nationalteam bezieht Bayer Leverkusens Trainer Jupp Heynckes klar Stellung. Es sei doch "Wahnsinn, Ballack überhaupt infrage zu stellen", sagte Heynckes dem Kicker. Kein anderer deutscher Spieler erreiche Ballacks Extraklasse, fügte der 65-Jährige hinzu. Die Diskussionen um Ballacks künftige Rolle in der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hatten sich daran entzündet, dass WM- Kapitän Philipp Lahm nach dem Turnier in Südafrika die Kapitänsbinde nicht freiwillig wieder abgeben wollte. Ballack hatte wegen einer Verletzung auf die WM-Endrunde in Südafrika verzichten müssen. Bayer-Sportdirektor Rudi Völler vermisst in der Diskussion um den nach Leverkusen zurückgekehrten Ballack den "Respekt vor einem Spieler, der jahrelang die Führungsfigur im Nationalteam war". Eine "Lex Ballack" wolle Bayer Leverkusen indes nicht: "Die Leistung muss stimmen, das ist klar." Heynckes erregte sich in dem Kicker-Interview jedoch über einen Trend: "Erst wird einer zum Superstar gemacht. Und wenn er dann, hier auch noch unverschuldet, die kleinste Schwäche zeigt, kommen alle aus den Löchern und wollen ihm ans Leder. Das ist typisch", sagte der Bayer-Chefcoach. Ballack gehe mit der Lage allerdings "souverän" um, meinte Heynckes. "Aber solch eine Diskussion kann schon demotivierend sein." Der Bayer-Trainer zeigte sich erfreut über die Aussage von Bastian Schweinsteiger, der klar gesagt habe, Ballack sei nach wie vor der Kapitän der Nationalmannschaft: "Das ist eine starke Aussage gegen die derzeit veröffentlichte Meinung. Aber ich weiß, dass viele Insider so denken wie er", sagte Heynckes über den Mittelfeldspieler des deutschen Meisters Bayern München. Schweinsteiger verkörpere nach einer "herausragenden Saison ebenfalls Weltklasse-Niveau".

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Alberto Contador hat mit seinem dritten Sieg bei der Tour de France den spanischen Sportsommer perfekt gemacht. "Er ist eine Legende des spanischen Sports. Er ist über sich hinausgewachsen", sagte Spaniens Sportminister Jaime Lissavetzky. Die Zeitung El Mundo stimmte mit ein: "Contador regiert wieder in Paris. Er ist einer der größten spanischen Sportler aller Zeiten." In der Bestenliste der Tour stehen nur noch fünf Fahrer vor Contador. Doch es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis der 27-Jährige mit dem großen Spanier Miguel Indurain gleichzieht, der es auf fünf Siege brachte. Contador selbst will davon nichts wissen: "Ich denke nicht an fünf oder an sieben Siege. Ich denke nur von Jahr zu Jahr." Am Montagabend war Contador von Jose Luis Zapatero in den Moncloa-Palast eingeladen worden. Der Premierminister kommt derzeit aus dem Händeschütteln nicht mehr raus. In den vergangenen drei Wochen hat Rafael Nadal Wimbledon, Spanien die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika und Contador die Tour gewonnen. Fernando Alonsos Sieg beim Formel-1-Rennen in Hockenheim verkam da fast zur Randnotiz. "Wir haben die perfekte Formel gefunden. Es ist unvorstellbar, einen Juli zu erleben, wie wir ihn erlebt haben", sagte der stolze Lissavetzky. Allerdings heftet vielen spanischen Erfolgen ein fader Beigeschmack an. Nicht zuletzt wegen des laschen Umgangs mit der Dopingaffäre um den Arzt Eufemiano Fuentes, aus dessen Akten das Kürzel A.C. wie von Geisterhand verschwand. Auch Lissavetzky hatte sich in der Affäre nicht gerade als großer Aufklärer hervorgetan. Außerdem waren da noch diese ominösen 39 Sekunden, um die Contador den Luxemburger Andy Schleck distanzierte. Jene 39 Sekunden, die er durch eine Attacke in den Bergen gewann, als Schleck gerade die Kette abgesprungen war.

Nach einer für ihn sportlich desaströsen Tour de France zweifelt Lance Armstrong an der Fortsetzung seiner Karriere. "Ich habe noch nicht endgültig entschieden, was ich im nächsten Jahr mache", sagte der Texaner. Ursprünglich hatte Armstrong angekündigt, auch 2011 im Sattel sitzen zu wollen, auch wenn er in Europa keine Rennen mehr bestreiten wolle. Seine letzte Tour de France hatte der 38-Jährige am Sonntag auf Platz 23 beendet. Mit dem Ende der Tour ist für Armstrong auch die Saison vorbei. "Ich werde dieses Jahr nur noch bei Hobbyrennen fahren. Und in Austin seht ihr mich mit meinen Kindern auf dem Rad", sagte der siebenmalige Tour-Sieger: "Das Comeback 2.0 ist vorbei. Ich baue jetzt Sandburgen, bin bei meiner Familie und will sorgenfrei leben." Ganz ohne Wettkämpfe könne er allerdings nicht leben. Allerdings gebe es andere Sportarten wie beispielsweise Marathon, für die sich Armstrong persönliche Ziele setze. Außerdem will er an einem Triathlon teilnehmen. In den USA erwarten Armstrong womöglich unangenehme Fragen von Ermittler Jeff Novitzky, der Vorwürfe des Betrugs und der Korruption gegen Armstrong und weitere Mitglieder der früheren Mannschaft US Postal untersucht. Ex-Teamkollege Floyd Landis hatte die Ermittlungen durch sein Geständnis ausgelöst. Am Freitag wird Armstrongs Intimfeind Greg LeMond vor einer Grand Jury aussagen. Armstrong gab zu, dass die Anschuldigungen von Landis seine Leistungen beeinflusst hätten. Es habe seine Tour zwar nicht ruiniert, aber gestört. "Er ist nur jemand, der die Leben von anderen zerstören will. Das ergibt keinen Sinn. Ich bereue nichts", sagte Armstrong. Seine politischen Ambitionen spielte Ex-Weltmeister Armstrong herunter: "Man soll niemals nie sagen, aber die Chancen sind gering." Gerüchten zufolge wurde er in politischen Kreisen schon mehrfach als künftiger Gouverneur von Texas ins Spiel gebracht.

Bayern Münchens Angreifer Ivica Olic ist überzeugt, dass Mitspieler und Sturm-Konkurrent Mario Gomez nach dem Urlaub wieder zur Form findet. "Wartet ab: Mario wird wieder aus dem Tief kommen. Er hat alles, was ein perfekter Stürmer braucht", sagte Olic in einem Interview der Bild. Für ihn selbst sei es in der vergangen Saison einfacher gewesen beim Fußball-Rekordmeister zu starten, meinte Olic, denn im Gegensatz zu Gomez sei er ohne Ablöse gekommen und habe nicht diesen Druck gehabt. "Wenn für mich 30 Millionen bezahlt worden wären, wäre ich vielleicht auch nicht so locker gewesen." Der 30 Jahre alte Kroate konnte sich in der Vorbereitung auf die neue Saison einen Vorsprung auf die anderen Bayern-Angreifer erarbeiten, die noch bis zur nächsten Woche in WM-Urlaub sind. "Ich glaube, dass ich eine gute Startposition habe", befand der einsatzfreudige Fußball-Profi. Nach der verpassten WM mit seiner Nationalmannschaft will Olic unbedingt die Qualifikation für die Europameisterschaft schaffen - und danach die Laufbahn im Nationaltrikot beenden. "Mein Ziel ist, 2012 mit Kroatien die EM zu spielen. Dann will ich in der Nationalmannschaft aufhören. Im Verein kann ich dann aber noch lange spielen", sagte der Stürmer.

Ferrari wird gegen die 100.000-Dollar-Strafe wegen verbotener Teamorder beim Großen Preis von Deutschland in Hockenheim keinen Einspruch einlegen. "Was die Entscheidung der Rennkommissare betrifft, haben wir im Interesse des Sports beschlossen, nicht den Weg in die Berufung zu gehen", sagte Teamchef Stefano Domenicali: "Wir sind zuversichtlich, dass das World Council weiß, wie es die vorliegenden Fakten einordnen muss." Die Rennkommissare waren am Sonntagabend überzeugt, dass der führende Felipe Massa seinen Teamkollegen Fernando Alonso vorbeigelassen und ihm damit den Sieg ermöglicht hatte. Dafür verhängten sie 100.000 US-Dollar (77.500 Euro) Strafe gegen die Scuderia und verwiesen den Fall zudem für weitere Entscheidungen an das World Motor Sport Council des Automobil-Weltverbandes FIA. Ein Termin für eine entsprechende Sitzung steht noch nicht fest. Das nächste turnusmäßige Treffen des World Council findet erst am 10. September statt. Es ist aber davon auszugehen, dass die FIA versucht, das Gremium schon früher zusammenzurufen. Kurz vor der zukunftsweisenden Präsidiumssitzung am Freitag droht DFB-Boss Theo Zwanziger in der Schiedsrichter-Affäre erneuter Druck. Sollte der DFB die Schadenersatzansprüche des ehemaligen Schiedsrichterbeobachters Manfred Amerell in sechsstelliger Höhe bis zum 2. August nicht anerkennen, wird eine Klage gegen den Verband eingereicht. Zudem ist nach Angaben von Amerells Anwalt Jürgen Langer weiteres belastendes Material aufgetaucht. "Die Komplott-Theorie scheint sich zu manifestieren", sagte Langer dem Sport-Informations-Dienst (SID) am Montag und legte Zwanziger den Rücktritt nahe: "Wenn man sich die Abläufe ansieht, ist ein Präsident, der den Fall so behandelt, nicht mehr tragbar." Zwanziger, der am Freitag im Rahmen des Präsidiumstreffens in Frankfurt seine Entscheidung über eine weitere Kandidatur bekannt geben wird, und auch der DFB wollten die neuerlichen Vorwürfe nicht kommentieren. Auf Anfrage teilte der DFB mit, dass es über die Inhalte der Tagesordnung bei der Sitzung am Freitag nichts zu sagen gebe.

Das kroatische Pokalfinale 2009 zwischen Dinamo Zagreb und Hajduk Split (3:0) soll nach Medienberichten manipuliert worden sein. Der Schiedsrichter der Partie habe im Auftrag der Wettmafia dazu beigetragen, berichteten die Zeitung Jutarnji list und die Sportzeitung Sportske Novosti am Montag in Zagreb. Anstifter des Betruges soll Ante S. aus Berlin sein. Sportske novosti veröffentlichte einen "Ermittlungsbericht" der Bochumer Staatsanwaltschaft vom 8. Juni 2009. Darin wird beschrieben, wie S. den Referee für dieses Spiel einteilen ließ. Dabei soll ihm der Bruder des stellvertretenden Dinamo-Präsidenten Zdravko Mamic geholfen haben. Zdravko Mamic gilt als mächtigster Mann im kroatischen Fußball. Der bestochene Schiedsrichter hatte im Hinspiel des Finales am 13. Mai 2009 bereits in der ersten Halbzeit zwei Hajduk-Spieler vom Platz gestellt und der Zagreber Mannschaft einen Elfmeter zugesprochen. S. soll als Anstifter und Hauptorganisator dieses Betruges allein an Wetten in Asien 1,4 Millionen Euro verdient haben. Nach Darstellung der Zeitungen ist in diesem Zusammenhang mit Verhaftungen namhafter Beschuldigter zu rechnen. Der kroatische Fußballverband habe von dem Betrug gewusst und versucht, ihn zu vertuschen.

Ritterschlag für Armin Veh: Stürmer Ruud van Nistelrooy hat seinen neuen Coach beim Fußball-Bundesligisten Hamburger SV mit der schottischen Trainer-Ikone Sir Alex Ferguson vom englischen Rekordmeister Manchester United verglichen. "Er erinnert mich an Ferguson. Veh beobachtet viel und sieht vieles. Auf dem Platz lässt er seine Assistenten viel Arbeit machen. Er ist offen und hat eine klare Ansprache. Man spürt seine große Erfahrung, er bringt Ruhe rein. Er weiß, wie man Titel holt", sagte der Niederländer. Veh, der den VfB Stuttgart 2007 zur deutschen Meisterschaft geführt hatte, war vom HSV als Nachfolger des im vergangenen April entlassenen Bruno Labbadia engagiert worden und bereitet seine Mannschaft derzeit im österreichischen Längenfeld auf die kommende Saison vor. Van Nistelrooy ist optimistisch, dass die Hamburger unter dem neuen Coach in den internationalen Wettbewerb zurückkehren werden. "Wir sind in der Pflicht, den HSV wieder dahin zurückzubringen, wo er hingehört. Aber was bringt das Gerede? Das ist doch alles blablabla. Wir müssen unsere Schuhe anziehen und es jede Woche auf dem Platz beweisen", sagte der Torjäger. Die vergangene Saison hatten die Hamburger auf dem siebten Tabellenplatz abgeschlossen.

Der FC Bayern München treibt sein ambitioniertes Basketball-Projekt weiter voran und hat seinen Kader mit zwei Jungtalenten ergänzt. Wie der Club am Montag mitteilte, sollen Alexander Blessig und Bogdan Radosavljevic die Entschlossenheit der Münchner untermauern, vielversprechende Sportler an höhere Aufgaben heranzuführen. Das erst 17 Jahre alte Ausnahmetalent Bogdan Radosavljevic, deutscher Junioren-Nationalspieler, soll auf der Center-Position zum Einsatz kommen. Blessig wird als eines der größten deutschen Talente auf der Aufbauposition gehandelt.

Der EHC München hat seine Kaderplanung für die neue Saison in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) abgeschlossen. Wie der Verein am Montag mitteilte, wurde der Kanadier Bryan Adams verpflichtet. Der ehemalige Stürmer der Kölner Haie unterschrieb bei den Münchnern einen Einjahresvertrag. "Jetzt ist unser Team komplett und unsere sportlichen Planungen für die kommende Saison sind vorerst beendet", sagte Manager Christian Winkler.

© dpa/sid/hum - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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