Neue Vorwürfe gegen Luis Rubiales:Die "Kuss-Affäre" wird zur Familien-Soap

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Nach drei Tagen hat Angeles Bejar ihren Hungerstreik entkräftet beendet. (Foto: Stringer/Reuters)

Die Mutter des gesperrten spanischen Verbandschefs Luis Rubiales beendet nach einem Kollaps ihren Hungerstreik - aber sein Onkel packt nach Mitternacht im spanischen Radio aus.

Von Javier Cáceres, Berlin

Und am dritten Tag... gab sie auf! Nach einem am Mittwoch erlittenen Kollaps beendete Ángeles Béjar, die Mutter des gesperrten spanischen Fußball-Verbandschefs Luis Rubiales, ihren seit Montag währenden Hungerstreik. Die mehr als 70 Jahre alte Frau hatte sich zu Wochenbeginn in einer Kirche der andalusischen Stadt Motril verschanzt und die Nahrungsaufnahme verweigert.

Sie soll ausschließlich Wasser und isotonische Getränke zu sich genommen haben - aus Protest gegen die, wie sie es nannte, Hetzjagd gegen ihren Sohn Luis, der wegen der "Kuss-Affäre" vom WM-Finale von Sydney sein Amt als Verbandschef vorübergehend verloren hat. Rubiales soll Mittwochnacht im Krankenhaus von Motril erschienen sein, um sie zum Aufgeben zu bewegen.

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Kurz nach Mitternacht folgte im Radiosender Cope ein aufsehenerregendes Interview mit Rubiales' Onkel Juan. Der frühere TV-Journalist war nach 2018 - also in den ersten Amtsjahren von Luis Rubiales - dessen Kabinettschef gewesen. Er schilderte seinen Neffen unter anderem als "von Sex, Geld und Macht besessen". Luis Rubiales erinnere ihn an Torrente - einen in Spanien beliebten Filmhelden, der einen schmutzigen Polizisten darstellt.

Sein Onkel sagt, Luis Rubiales lege aggressive und machohafte Attitüden an den Tag

Sein Neffe bedürfe psychologischer Hilfe, um ein vernünftiges Verhältnis zu Frauen zu entwickeln. Er habe gegenüber Frauen oft aggressive, machohafte Attitüden an den Tag gelegt, berichtete Juan Rubiales. Im Büro der früheren Sport-Staatssekretärin Irene Lozano sei es einmal zu einem derartigen Eklat gekommen, dass Lozano Luis Rubiales aus ihrem Büro geworfen habe. Sie habe damit gedroht, den Sicherheitsdienst zu rufen.

Juan Rubiales erklärte, er habe zu seinem Neffen keinen Kontakt mehr, seit er den Verband 2022 verließ - und dass er seinen Neffen bei der auf Korruption spezialisierten Staatsanwaltschaft anzeigte. Dabei ging es unter anderem um eine beim Verband angeblich als Arbeitssitzung abgerechnete Orgie in Andalusien. Für die Feier sollen acht bis zehn "Escort-Damen" rekrutiert worden sein. Ärger gab es auch wegen eines mühsam als Dienstreise camouflierten Love-Trips in die USA, bei dem sich Luis Rubiales hauptsächlich in seinem Hotelzimmer aufgehalten habe, zusammen mit einer damaligen Lebensgefährtin.

Juan Rubiales habe sich an die Strafverfolgungsbehörden gewandt, weil er Angst hatte, von seinem Neffen selbst als Organisator der Reisen angezeigt zu werden. Diese Fälle sind bei der Staatsanwaltschaft anhängig. Luis Rubiales soll auch diverse Persönlichkeiten ausspioniert und bei vertraulichen Treffen hinterrücks aufgenommen haben - vom Präsidenten der Spielergewerkschaft AFE bis hinauf zu Ministern seien einige Opfer dabei gewesen. Und er habe bei der Vergabe des spanischen Supercups an Saudi-Arabien ein besser dotiertes Angebot von Katar ausgeschlagen - angeblich um sicherzustellen, dass Gerard Piqué eine millionenschwere Vermittlungsprämie erhält.

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