Spaniens Fußballerinnen:Neue Konfrontation

Lesezeit: 1 min

Vor einem Monat Weltmeisterinnen, nun knapp am Boykott vorbei? Spaniens erfolgreiche Spielerinnen sollen nun doch antreten. (Foto: Manu Fernandez/dpa)

Spaniens neue Fußballnationaltrainerin Montse Tomé beruft 20 Spielerinnen, die noch am Freitag einen Boykott angekündigt hatten. Am Montagabend antworten die Betroffenen in einem Statement und stellen klar: Der Boykott bleibe bestehen.

Von Javier Cáceres, Berlin

Neue Volte in der Krise des spanischen Fußballnationalteams der Frauen: Vier Tage nach dem schriftlich erklärten Boykott durch 39 Spitzenspielerinnen, unter denen auch 21 frischgekürte Weltmeisterinnen waren, hat Spaniens neue Nationaltrainerin Montse Tomé 20 Rebellinnen für die anstehenden Nations-League-Spiele in Schweden (22. September) und gegen die Schweiz (26. September) berufen. Auf der Liste stehen auch 15 Weltmeisterinnen. Eine Reaktion der Spielerinnen lag zunächst nicht vor. Den spanischen Gesetzen zufolge sind Sportler zwingend dazu verpflichtet, Berufungen zu Nationalteams des Landes Folge zu leisten.

In spanischen Medien wurde die Kadernominierung als Indiz dafür gewertet, dass die Boykott-Front der Frauenfußballerinnen übers vergangene Wochenende durch den Verband RFEF aufgeweicht wurde. Die RFEF hatte am Montag in einer öffentlichen Mitteilung weitere "Strukturreformen" angekündigt, die den Forderungen der Fußballerinnen Genüge tun sollen. Sie hatten insbesondere personelle Konsequenzen gefordert. Die Fußballerinnen wollen sicherstellen, dass diverse Funktionäre, die in der sogenannten "Kuss-Affäre" Partei für den zurückgetretenen Präsidenten Luis Rubiales ergriffen hatten, aus ihren Ämtern entfernt werden.

Rubiales war der Auslöser der tiefen Krise gewesen - insbesondere durch den berühmten Kuss, den er Jenni Hermoso, 33, bei der WM-Siegerehrung auf den Mund gedrückt hatte und der nun strafrechtlich verfolgt wird. Nationaltrainerin Tomé erklärte, sie habe Hermoso nicht berufen, weil das die beste Form sei, "sie zu schützen".

Am Montagabend folgte dann doch eine Reaktion der Spielerinnen, sie hatte es in sich: Laut Alexia Putellas bleibt der Boykott bestehen. In einem Statement schrieb die Führungsspielerin der Auswahl: "Als Profispieler und nach dem, was heute passiert ist, werden wir die möglichen rechtlichen Konsequenzen prüfen, denen die RFEF uns ausgesetzt hat, indem sie uns in einen Kader aufgenommen hat, obwohl wir aus bereits öffentlich dargelegten Gründen verlangt hatten, nicht berufen zu werden."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: