Spanien in der Einzelkritik:Als Casillas zur Robbe wurde

Iker Casillas robbt wie ein Kleinkind durch den Strafraum, Diego Costa wird ausgebuht, als sei er Sepp Blatter - nur Xavi begeistert mit seiner berühmten Welpen-Imitation. Die Weltmeister aus Spanien beim WM-Katastrophenstart in der Einzelkritik.

Von Carsten Eberts

Spanien in der Einzelkritik

Iker Casillas

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(Foto: dpa)

Iker Casillas robbt wie ein Kleinkind durch den Strafraum, Diego Costa wird ausgebuht, als sei er Sepp Blatter - nur Xavi begeistert mit seiner berühmten Welpen-Imitation. Die Weltmeister aus Spanien beim WM-Katastrophenstart in der Einzelkritik. Iker Casillas: Ach, Iker. Deine große Zeit soll vorüber sein, heißt es in deiner Heimat. Bei Real Madrid schon zum Reserve- und Pokaltorhüter degradiert, nun muss sich Nationalcoach Vicente del Bosque einiges anhören, weil er an dir als WM-Keeper festhält. Dass du beim ersten Gegentreffer von van Persie zu weit vor deinem Tor standest - egal. Dass dir vor dem 1:4 der Ball vom Fuß sprang wie zuletzt in der E-Jugend - geschenkt. Dass du beim 1:5 durch Robben wie ein Kleinkind durch deinen Strafraum gerobbt bist - Schwamm drüber. Wir glauben an dich. Wenigstens wir.

Spanien in der Einzelkritik

Cesar Azpilicueta

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(Foto: AFP)

César Azpilicueta: Viel frisches Blut hat Spanien seit der letzten WM nicht erreicht - sieben Spieler aus dem WM-Finale 2010 standen auch diesmal auf dem Platz. Neu dabei ist César Azpilicueta, 24, geboren in Pamplona, seit 2012 auf der Gehaltsliste des FC Chelsea. Der konnte zum WM-Auftakt noch nicht zeigen, dass er unbedingt in diese Elf gehört. Überfordert gegen Robben, in der Offensive fällt eine Bewertung leider aus. Azpilicueta verweigerte sich jeglicher Sturmhandlung.

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Sergio Ramos

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(Foto: dpa)

Sergio Ramos: Schießt die wichtigen Tore. Immer. Zuletzt in der dritten Minute der Nachspielzeit des Champions-League-Finales. War in diesem nicht unwichtigen Auftaktspiel einer Fußball-Weltmeisterschaft sichtlich nicht auf Betriebstemperatur. Unterschätzte den langen Ball auf van Persie, der prompt zum Gegentor führte. Fälschte auch den zweiten Treffer durch Robben entscheidend ab. Wie gut für Ramos, dass das nächste Spiel der Spanier gegen Chile schon ein außerordentlich Wichtiges wird.

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Gerard Piqué

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(Foto: AFP)

Gerard Piqué: Hat auf einer Pressekonferenz vor wenigen Tagen den Abschied seines Teamkollegen Cesc Fabrégas vom FC Barcelona ausgeplaudert, was für einige Lacher sorgte. Auch gegen die Niederlande leistete sich der sonst so souveräne Abwehrmann den ein oder anderen Fauxpas. Stand beim ersten Treffer von Robben deutlich zu weit weg, konnte der schnellen Drehung nicht folgen. Ist übrigens mit Popsängerin Shakira liiert, das ist eigentlich komplett unwichtig, muss aber in jedem auch noch so kurzen Text über Piqué mindestens einmal erwähnt werden. Shakira muss ihn heute trösten.

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Jordi Alba

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Jordi Alba: Soll auf dem Wunschzettel von Manchester United stehen. Diesbezüglich war das Treffen mit Louis van Gaal natürlich pikant, dem Coach der Niederlande, der nach der WM den englischen Rekordmeister übernimmt. Van Gaal sah kaum Argumente, weshalb er Alba unbedingt mit vielen Millionen aus seinem derzeitigen Kontrakt in Barcelona herauslösen muss. Hinten wacklig, vor allem, wenn er auf Robben traf. Machte auch von seinen gefürchteten Vorstößen über den linken Flügel wenig Gebrauch.

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Xabi Alonso

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(Foto: AFP)

Xabi Alonso: Wurde vor vier Jahren im Finale von Nigel de Jong per Kung-Fu-Kick niedergestreckt, freute sich deshalb ganz besonders auf seinen kleinen niederländischen Freund. Beide nickten sich anerkennend zu, ansonsten kreuzten sich die Laufwege jedoch selten. Alonso hatte Zeit für die wichtigen Dinge: Spielte den Riesenpass auf Costa, der zum Elfmeter führte. Verwandelte den Strafstoß dann sicher. Doch auch das nützte an diesem Abend nichts.

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Sergio Busquets

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(Foto: dpa)

Sergio Busquets: Hatte sich Nigel de Jong diesmal verguckt? Diesmal krümmte sich Busquets auf dem Rasen, nachdem er Bekanntschaft mit de Jongs Rüpelbein gemacht hatte. Doch Busquets ist kein nachtragender Typ, er versuchte weiterhin den spanischen Vortrag zu initiieren, wirkte jedoch ähnlich überfordert wie seine Mitstreiter.

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Xavi

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(Foto: AFP)

Xavi: Chefanwalt des Tiki-Taka, verteidigt das spanische Kurzpassinferno bei jeder Gelegenheit. "Entweder wir gewinnen oder wir sterben mit diesem Stil", sagte Xavi kürzlich. Gegen die Niederlande sah es eindeutig nach sterben aus. Spätestens in der zweiten Halbzeit schafften die Holländer es, das spanische Spiel im 5-2-1-2 zu ersticken. Xavi erstickte mit, und setzte zu seiner berühmten Imitation eines kleinen Welpen an. Niemand kann so schön traurig gucken wie der kleine Spanier.

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Andres Iniesta

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(Foto: Getty Images)

Andres Iniesta: Liebt die Niederlande. Wahrscheinlich sogar Frikandel und Poffertjes, vor allem aber die Videoaufzeichnung seines Tores im vergangenen WM-Finale: Seine feine Ballannahme im Strafraum, der satte Schuss, der grenzenlose Jubel in der 116. Spielminute. Sogar sein Trikot zog sich Iniesta aus, tollte im weißen Unterhemd über den Rasen. Iniesta tollte diesmal nicht. Ließ auch sein Trikot an. Der kleine Mann verschwand einfach in der vielbeinigen holländischen Abwehr. Versuchte sich ebenfalls an Xavis Welpen-Imitation.

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David Silva

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(Foto: AFP)

David Silva: Tat sich gegen die Fünferabwehrkette der Niederländer anfangs schwer, was normalerweise nichts ausmacht, wenn ein großes Team noch dabei ist, sich den Gegner zurecht zu legen. Silva tat sich jedoch auch nach 30 Minuten schwer, auch nach einer Stunde, nach 70 Minuten, nach 75, bis zu seiner Auswechslung. Stürmte nur einmal allein aufs holländische Tor zu. Verlupfte sich jedoch.

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Diego Costa

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(Foto: dpa)

Diego Costa: Ist Brasilianer, will aber für Spanien spielen. Die Gunst der Brasilianer hat sich Costa damit ein für allemal verdorben. Wurde beim ersten Training mit "Verräter, Verräter"-Rufen begrüßt, als sei er der Staatsfeind Nummer eins (und nicht Sepp Blatter). Vom Anpfiff weg hallten langgezogene "Buuh"-Laute durch die Arena. Dann plötzlich Applaus für Costa, jedoch nur, weil er fulminant am Ball vorbei in den Rasen trat. Hatte seinen besten Moment, als er schlitzohrig den Elfmeter erwirkte. Hatte seinen schlechtesten Moment, als er gegen Martins Indi eine Kopfnoss versuchte. Auch dafür wurde er natürlich ausgepfiffen.

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Einwechselspieler

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(Foto: dpa)

Einwechselspieler: Fernando Torres: Kam nach einer Stunde für Costa. Hat den Spaniern schon viele wichtige Tore geschenkt, vergab diesmal kläglich kurz vor Schluss. Cesc Fabrégas: Kam nach 78 Minuten für Silva. Versteckte sich bis zum Schlusspfiff.

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