WM 2006:Gericht kann "Sommermärchen"-Prozess nicht beenden

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Wolfgang Niersbach, DFB-Präsident bis 2015. (Foto: Michael Probst/AP)

Der Strafprozess um ungeklärte Millionen-Zahlungen rund um die Fußball-WM 2006 ist bis zum 20. April vertagt worden. Damit ist der Prozess quasi erledigt.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Der Strafprozess um ungeklärte Millionen-Zahlungen rund um die Fußball-WM 2006 ist erneut vertagt worden und damit quasi erledigt. Das Schweizer Bundesstrafgericht in Bellinzona setzt das Verfahren gegen die früheren DFB-Funktionäre Theo Zwanziger, Horst R. Schmidt und Wolfgang Niersbach sowie den Ex-Fifa-Generalsekretär Urs Linsi bis zum 20. April aus. Der Grund dafür seien die Lage rund um das Coronavirus und die vom Schweizer Bundesrat erlassenen Notstands-Maßnahmen, teilte es am Dienstagabend mit. Sämtliche Beschuldigte seien älter als 65, gehörten damit zur besonderen Risikogruppe und wiesen teilweise einschlägige Vorerkrankungen auf. Deswegen könne ihnen vorerst nicht zugemutet werden, an der Hauptverhandlung teilzunehmen. Das Delikt verjährt am 27. April. Es ist nicht vorstellbar, wie das Verfahren ordentlich zu Ende geführt werden kann. Beschuldigte und Zeugen wurden noch nicht gehört, und das Gericht muss noch diverse sogenannte Vorfragen entscheiden.

Der Prozess, der am 9. März startete, wurde von Beginn an durch die Folgen der Corona-Krise verzögert. Zwanziger und Schmidt waren mit Verweis auf ihren Gesundheitszustand gar nicht angereist. Niersbach begab sich am dritten Verhandlungstag aufgrund eines Corona-Falles im privaten Umfeld in Quarantäne. Die Bundesanwaltschaft wirft den Beschuldigten vor, durch eine Zahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro im April 2005 den DFB geschädigt zu haben. Diese habe nicht wie offiziell angegeben als Beitrag für eine damals geplante WM-Gala gedient, sondern der Rückzahlung eines Privatkredites. Drei Jahre zuvor hatte der ehemalige Adidas-Eigner Robert Louis-Dreyfus dem deutschen WM-Chef Franz Beckenbauer zehn Millionen Franken geliehen. Dieses Geld landete beim Fifa-Skandalfunktionär Mohammed bin Hammam in Katar, der Zweck ist bis heute nicht geklärt.

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Von Johannes Aumüller und Thomas Kistner
© SZ vom 18.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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