Ski alpin:Warten auf das Schönwetterfenster

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Kira Weidle und ihre Kolleginnen werden in diesem Winter keine Abfahrt auf der Kandahar bestreiten. Dafür stehen zwei Super-G-Rennen im Programm. (Foto: Alessandro Della Valle/dpa)

Die Veranstalter des alpinen Frauen-Weltcups in Garmisch-Partenkirchen müssen kurzfristig die Abfahrt aus dem Programm streichen - sehr zum Bedauern der besten deutschen Skirennfahrerin.

Von Johannes Knuth

Der Vormittag war noch nicht angebrochen, da musste Kira Weidle ihre Ausflugspläne schon wieder justieren. Statt sich in einem Abfahrtstraining auf die Kandahar-Piste in Garmisch-Partenkirchen zu stürzen, überlegte die 24-Jährige, ob sie vom Werdenfelser Land Richtung Innsbruck verreisen sollte, zumindest für einen Tag. "Schauen wir mal, was da geht", sagte Weidle. Ihre Trainer fahndeten dort vermutlich längst nach einem Hang, der auch ein paar kurvigere Passagen bereithielt. Das lag wiederum an den Umbauarbeiten, zu denen die Veranstalter des Alpin-Weltcups in Garmisch-Partenkirchen am Freitagmorgen gezwungen waren - wieder einmal.

Bis zuletzt hatten sie dort leise gehofft, dass sie das doch noch durchbekommen: ein Abfahrtstraining am Freitag, das nötig gewesen wäre, um die Abfahrt am Samstag auszutragen. Das kleine Schönwetterfenster, das die Veranstalter herbeigesehnt hatten, öffnete sich am Freitagvormittag dann aber nicht, starker Regen lag über der Region, keine akzeptablen Sichtverhältnisse für Schussfahrten bei Tempo 100 und mehr. "Die Sicherheit der Athletinnen hat Vorrang", sagte Peter Fischer, der Vorstand des Organisationskomitees. Der Probelauf fiel also aus, wie am Tag zuvor.

Weil eine Abfahrt ohne Testlauf aber nun mal nicht stattfinden darf, leitete der Ski-Weltverband spontan ein Tauschgeschäft ein: Einer der beiden Super-Gs, der für Ende Februar in Val di Fassa anberaumt war, wandert nach Garmisch-Partenkirchen; die kurvigere der beiden Speed-Disziplinen steht dort nun am Samstag und Sonntag im Programm. Dafür vermachen die Deutschen ihre Abfahrt dem italienischen Standort. "Sehr schade", befand nicht nur Weidle, aber man sei froh, assistierte Wolfgang Maier, der Alpindirektor im Deutschen Skiverband (DSV), "dass wir überhaupt zwei Rennen anbieten können". Was diesen überholten Fahrplan angehe, sei man auch "sehr optimistisch". Von Freitag auf Samstag sollte der Regen nachlassen und die Wärme sich etwas zurückziehen. Für den Samstagvormittag hofften sie dann auf ein Schönwetterfenster, wieder einmal.

Weidle liegt die Abfahrt noch immer mehr als der Super-G

Ein wenig dürfen sie sich in Garmisch-Partenkirchen von der einen oder anderen höheren Macht ja schon aufs Kreuz gelegt fühlen. Sie hatten seit vergangenem Herbst viel unternommen, um je einen Weltcup der Frauen und Männer zu ermöglichen, ohne Zuschauer, dafür mit erhöhten Ausgaben fürs Corona-Protokoll. In den vergangenen Tagen hatten die Helfer die Piste dann immer wieder von Schnee befreit, mit Maskenpflicht am Hang. Jetzt rücken Regen, Wärme und Sturmböen an, die im schlimmsten Fall das Programm eines Wochenendes fortspülen könnten.

Für Weidle, die derzeit beste deutsche Skirennfahrerin, hat die Neuplanung auch eine persönliche Komponente. Ihr liegt die Abfahrt noch immer mehr als der Super-G, in Garmisch sowieso: 2019 war sie dort schon Dritte. Der aktuelle Winter begann mit einem Sturz im Training von Val d'Isère und einem Bänderriss im Daumen - trotzdem sammelte Weidle zwei fünfte Plätze in den folgenden Abfahrten, in Val d'Isère und zuletzt in Crans-Montana. Die Schnellfahrt auf der vertrauten Kandahar sollte ihr Selbstbewusstsein noch ein wenig auffrischen, die nächste Abfahrt steigt schon bei der WM in Cortina, so oder so. Dort wird Weidle die einzige DSV-Starterin in den schnellen Disziplinen sein: Stammkräfte wie Michaela Wenig, Patrizia Dorsch und Meike Pfister hatten sich zuletzt verletzt, die jüngeren Starterinnen werden gerade erst in den Weltcup eingelernt - wie die 19-jährige Anna Schillinger vom SWC Regensburg, die als Vorläuferin für die Kandahar-Abfahrt eingeplant war und nun spontan im Super-G starten darf.

Die größeren Erfolgschancen an diesem Wochenende dürften wohl die Slalomfahrer des DSV besitzen, bei zwei Rennen in Chamonix. Er freue sich auf diesen letzten Formtest vor der WM, sagte Linus Straßer, der nach seinen starken Vorleistungen zuletzt zweimal eingefädelt hatte. Das Wetter - viel Regen und Schnee - könnte allerdings "ein bisschen wild" werden.

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