Ski alpin:«Unglaublich» - Slalom-Desaster der Frauen immer heftiger

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Zagreb (dpa) - Konsterniert stieß Alpinchef Wolfgang Maier seine Skistöcke mit Wucht in den Boden, die deutschen Slalom-Fahrerinnen vergossen Tränen oder blickten deprimiert in den Himmel.

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Zagreb (dpa) - Konsterniert stieß Alpinchef Wolfgang Maier seine Skistöcke mit Wucht in den Boden, die deutschen Slalom-Fahrerinnen vergossen Tränen oder blickten deprimiert in den Himmel.

Nicht mal einen Monat vor Beginn der alpinen Ski-Weltmeisterschaften in den USA steckt das Torlauf-Team der Damen im sportlichen Nirwana. Platz 21 von Barbara Wirth war beim Sieg von US-Jungstar Mikaela Shiffrin in Zagreb noch das beste Resultat - in Mireia Gutierrez kam selbst eine Athletin aus dem Ski-Entwicklungsland Andorra am Sonntag weiter nach vorn, als alle Deutschen.

„Unglaublich, was soll man sonst dazu sagen. Das ist einfach zu schlecht“, kommentierte Maier, der Alpendirektor im Deutschen Skiverband. Dank vieler Ausfälle im zweiten Durchgang konnte der DSV zwar einen neuerlichen Negativrekord im WM-Winter verhindern, dennoch waren die Vorstellungen aller sieben Starterinnen alles andere als weltmeisterschaftsreif. „Da spielt alles zusammen. Einmal fehlt das Selbstvertrauen, außerdem waren wir heute wirklich nicht gut vom Material abgestimmt“, sagte Maier und klagte über „viel zu rutschige Skier für die glatte Piste“ im Skigebiet Sljeme. „Es ist nicht die Situation, dass man jetzt jeden Trainer und alle Aktiven in die Tonne tritt. Man muss jetzt Lösungen finden“, befand er dennoch.

Die kriselnden Slalom-Damen um Wirth haben nun am 13. Januar ihre letzte Gelegenheit, die verbandsinterne WM-Norm vor dem Großereignis in Colorado zu erfüllen. Einzig Viktoria Rebensburg ist das bislang gelungen. Die Riesenslalom-Spezialistin, die bislang vor allem in den Speeddisziplinen gute Resultate einfuhr, startet aber nicht im Torlauf. Maier stellte allerdings erneut klar, in jedem Fall eine zweite Frau zumindest fürs Teamrennen in den USA nominieren zu wollen - und nannte dafür mit Nachwuchskraft Marlene Schmotz erstmals einen Namen. „Das wäre so jemand, den ich mitnehmen würde“, sagte Maier.

Schon im ersten Zagreb-Lauf kamen Schmotz, Christina Geiger, Marina Wallner und Maren Wiesler gar nicht erst ins Ziel. Susanne Weinbuchner verpasste den Sprung unter die besten 30. Kaum weniger indiskutabel waren die Ränge 21 von Wirth und 22 von Lena Dürr - allein schon angesichts des Mega-Abstandes nach vorn. Wirth fehlten am Ende mehr als sechs Sekunden auf die schon zum elften Mal bei einem Weltcup-Slalom siegreiche Shiffrin, die vor der Österreicherin Kathrin Zettel und Nina Löseth (Norwegen) gewann. Dürr war nach zwei Durchgängen gar mehr als acht Sekunden langsamer als Shiffrin. „Die Abstände sind außergewöhnlich weit“, erkannte Maier.

Wie man diese konstanten Leistungsaussetzer abstellen kann, bleibt die große Frage im DSV-Lager. Und eine bis jetzt unbeantwortete. Die Probleme seien „offensichtlich“, behauptete Wirth. „Wir haben natürlich wenig Selbstvertrauen. Wenn du kein Ergebnis hast, ich bin oft ausgeschieden, ist klar, dass dir die Sicherheit fehlt.“ Jede Fahrerin suche für sich nach einer Lösung „zwischen wollen und locker sein, aber die Lockerheit kriegt man halt mit Ergebnissen.“ Die Lockerheit aus dem Nichts zu holen, sei „nicht einfach“ machbar.

Geiger, die mit einem 18. Platz in Aspen Ende November noch immer das beste deutsche Slalom-Resultat in dieser Saison in ihrer Statistik stehen hat, will in Flachau nochmals ihre Chance suchen. Dabei vermittelte das Bild nach ihrem Aus in Zagreb wegen eines Fahrfehlers schon ein Gefühl von Selbstaufgabe: Mit Tränen in den Augen stand sie minutenlang bei Alpinchef Maier, musste sich trösten lassen. „Ich habe einfach das Problem, wenn ich ein so schlechtes Gefühl habe, dann ist's halt schwer“, versuchte sie zu erklären. „Ich werde in Flachau aber auf jeden Fall voll angreifen, zu verlieren habe ich ja jetzt nichts mehr.“ Wohl wahr.

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