Wintersport:Odermatt siegt in Adelboden vor 10 000 Fans

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Der berühmte Zielhang von Adelboden: Hier rast Alexis Pinturault Richtung Finish. (Foto: Alexis Boichard/Agence Zoom/Getty Images)

Trotz einer nationalen Corona-Inzidenz von 1700 erlauben die Schweizer Zuschauer beim Traditionsevent. Eine deutsche Skifahrerin bricht sich den Unterschenkel, deutsche Biathleten laufen in Oberhof auf Rang sechs.

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Ski alpin I: "Odi, Odi, Odi", hallte es durch die Reihen der über 10 000 Schweizer Ski-Fans in Adelboden. Lokalmatador Marco Odermatt drehte eine Ehrenrunde, riss seine Ski nach oben und brüllte ein lautes "Ja, man!". Der 24 Jahre alte Technik-Spezialist triumphierte am Samstag erstmals bei seinem Heim-Riesenslalom und feierte den vierten Weltcup-Erfolg in diesem Olympia-Winter. Manuel Feller aus Österreich wurde beim Riesentorlauf-Weltcup mit einem Rückstand von 0,48 Sekunden Rückstand Zweiter. Der französische Gesamtweltcupsieger Alexis Pinturault (+0,54) komplettierte das Podium.

Deutschlands Hoffnung Alexander Schmid, der zuletzt in Alta Badia erstmals aufs Podest gerast war, hatte am legendären Chuenisbärgli wie gewohnt zu kämpfen. Nach Platz neun im ersten Durchgang stürzte der Allgäuer im zweiten Lauf und schied aus. Bester Deutscher wurde Julian Rauchfuss auf Rang 21. Fabian Gratz hatte den Finaldurchgang verpasst.

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Der Ski-Weltcup sorgt sich wegen des Wetters, des engen Zeitplans aber vor allem wegen Corona um seine Handlungsfähigkeit. Der deutsche Alpin-Vorstand findet es derzeit "kaum zu verantworten", Aktive und Trainer zu Olympia zu schicken.

Von Johannes Knuth

Der Riesenslalom-Klassiker in Adelboden verlangte den Ski-Rennfahrern wieder einmal alles ab. "Eines der härtesten Rennen, das ich bestritten habe. Einfach nur brutal. Jeder ist am Limit", sagte Schmid in der ARD. Der Norweger Lucas Braaten, der im Vorjahr an gleicher Stelle schwer gestürzt war, gab seinen Lauf kurz vor Einfahrt in den Zielhang auf. Luca de Aliprandini krachte in die Fangnetze und schien sich verletzt zu haben. Anschließend stürzten auch Stefan Brennsteiner aus Österreich und der US-Amerikaner River Radamus.

Die mehr als 10 000 Fans waren zugelassen, obwohl die nationale Corona-Inzidenz in der Schweiz aktuell bei 1700 liegt. "Aus Läufersicht ist es schwierig, denn wir selber müssen Verantwortung zeigen und Abstand halten. Dennoch ist es eine riesen Motivation, und es macht einfach unheimlich Spaß, wenn Stimmung aufkommt", sagte Schmid. Zuletzt hatten sich auch in der Ski-Szene Corona-Fälle gehäuft.

Ski alpin II: Die deutsche Skirennfahrerin Paulina Schlosser hat sich in ihrem erst zweiten Weltcup-Rennen im slowenischen Kranjska Gora schwer verletzt. Nach wenigen Toren war Schlosser weggerutscht und wurde über die Piste geschleudert. Rund 20 Minuten wurde die 20 Jahre alte Sportlerin vom SC Kreenheinstetten am Samstag behandelt, bevor sie mit dem Rettungsschlitten abtransportiert wurde. "Unterschenkelbruch rechts", lautete die Diagnose des Deutschen Skiverbandes nach dem Rennen.

Der Sieg im Riesenslalom am Podkoren ging an die Schwedin Sara Hector, die nach dem Erfolg in Courchevel bereits zum zweiten Mal in diesem Olympia-Winter triumphierte. Zweite wurde die Französin Tessa Worley mit einem Rückstand von 0,96 Sekunden gefolgt von Vorjahressiegerin Marta Bassino aus Italien (+1,32).

Emma Aicher konnte als zweite deutsche Starterin nicht unter die besten 30 fahren. Die Youngsterin braucht weiterhin einen Platz unter den Top 15, um sich für die Olympischen Winterspiele in Peking zu qualifizieren. Die nächste Chance dazu hat die 18 Jahre alte Nachwuchshoffnung schon an diesem Sonntag, wenn für die Frauen an gleicher Stelle ein Slalom auf dem Programm steht. Jessica Hilzinger fehlt nach einem positiven Corona-Test weiterhin.

Das Spitzen-Duo um die US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova aus der Slowakei hofft dann auf eine Leistungssteigerung. Am Samstag landete Shiffrin auf Rang sieben, Vlhova abgeschlagen auf Platz 15. Weil in Maribor nicht genügend Schnee liegt, werden die Rennen an diesem Wochenende in Kranjska Gora ausgetragen.

Skispringen: Die deutschen Skispringer haben im ersten Weltcup-Wettbewerb nach der Vierschanzentournee eine große Enttäuschung erlebt. Karl Geiger landete am Samstag in Bischofshofen nach zwei Sprüngen auf jeweils 132 Meter auf Rang acht und wurde damit bester Deutscher. Dahinter holten Andreas Wellinger (19.), Stephan Leyhe (22.), Constantin Schmid (23.) und Pius Paschke (28.) Punkte. Für ganz vorne reichte es knapp vier Wochen vor dem Olympia-Start aber bei keinem deutschen Springer. Markus Eisenbichler wurde wegen seines nicht regelkonformen Anzugs disqualifiziert.

Den Sieg sicherte sich der Norweger Marius Lindvik, der bei der Tournee noch Gesamtrang zwei belegt hatte. Lindvik (133,5 und 139 Meter) gewann vor Landsmann Halvor Egner Granerud und dem Österreicher Jan Hörl. Tournee-Sieger Ryoyu Kobayashi (135 und 133,5 Meter) aus Japan kam diesmal nicht über Rang vier hinaus. Am Sonntag (16.00 Uhr/ARD und Eurosport) steht im Pongau noch ein Teamwettbewerb auf dem Programm. Severin Freund war im ersten Sprung gestürzt und hatte deshalb den Einzug in den zweiten Durchgang verpasst.

Biathlon: Vanessa Hinz versuchte, den sechsten Platz bei der Olympia-Generalprobe positiv zu sehen. "Wir sind nicht weit weg vom Podium", sagte die Biathletin nach dem Rennen mit der Mixedstaffel am Samstag im thüringischen Oberhof. Zwar fehlten dem deutschen Quartett mit Roman Rees, Benedikt Doll, Vanessa Voigt und Hinz nach insgesamt sechs Nachladern lediglich 9,4 Sekunden auf Rang drei. Der Rückstand auf den siegreichen Weltmeister Norwegen betrug im Thüringer Wald aber satte 2:10,7 Minuten. Zweiter wurde Belarus vor Frankreich, das längst nicht in Bestbesetzung antrat.

Wenn es in genau vier Wochen bei den Winterspielen in Peking um die ersten Medaillen geht, dürfte auch für den Deutschen Skiverband eine ganz andere Mannschaft am Start stehen. Am Rennsteig wurden unter anderen Denise Herrmann und Johannes Kühn nicht eingesetzt, Franziska Preuß fehlte wegen einer Fußverletzung. Die 27-Jährige könnte in der kommenden Woche beim zweiten Heimspiel in Ruhpolding in den Weltcup zurückkehren. Sie gilt wie Herrmann als Medaillenhoffnung, Kühn ist derzeit Deutschlands stärkster und konstantester Skijäger der Männer.

Mit Abstand konnte das Trio auch beobachten, wie die Routiniers Erik Lesser (33) und Franziska Hildebrand (34) im nicht-olympischen Single-Mixed eine Chance bekamen, aber nach zwischenzeitlicher Führung nur den siebten Platz belegten. Der neueste Wettbewerb der Biathleten gehört im Februar nicht zum Programm der Winterspiele. Den Sieg in Oberhof sicherte sich Russland vor Österreich und der Ukraine. Lesser, der am Freitag die Qualifikation für China schaffte, und Hildebrand, die die Norm noch nicht erfüllt hat, leisteten sich zusammen elf Nachlader und hatten im Ziel 1:25,7 Minuten Rückstand.

Wenige Stunden zuvor hatte Startläufer Rees zum Auftakt mit der großen Mixedstaffel über 4 x 7,5 Kilometer erneut eine starke Leistung gezeigt. Einen Tag nach seinem fünften Platz im Sprint leistete er sich nur einen Nachlader und übergab als Dritter auf Doll. Die Bedingungen am Rennsteig waren dabei deutlich besser als noch einen Tag zuvor. Bei weniger Wind, wärmeren Temperaturen und ohne Nebel oder Schneefall gaben die favorisierten Norweger von Beginn an das Tempo vor. Doll benötigte beim Schießen drei Extrapatronen, hielt sich aber weiterhin auf Position drei.

"Perfekt war das Rennen nicht, aber läuferisch habe ich mich richtig gut gefühlt", sagte Doll im Ziel: "Das stimmt mich positiv." Drei Nachlader seien in so einem Rennen aber zwei zu viel, bemerkte der Ex-Weltmeister aus dem Schwarzwald. In ihrer Thüringer Heimat patzte Voigt nur einmal am Schießstand, konnte in der Loipe aber nicht mithalten und fiel auf Rang vier zurück. "Man hat gesehen, dass ich auf der Strecke ein paar Defizite habe. Das wusste ich aber auch vorher schon", sagte die 24 Jahre alte Voigt. Schlussläuferin Hinz konnte nach vorne nichts mehr ausrichten.

Dort lief Norwegen ungefährdet dem nächsten Sieg entgegen. Die Brüder Tarjei und Johannes Thingnes Bö deuteten zusammen mit Ingrid Landmark Tandrevold und Marte Olsbu Röiseland an, was in einem Monat in China von ihnen zu erwarten ist. Dabei fehlten in Sturla Holm Laegreid oder Tiril Eckhoff zudem noch weitere Siegläufer. Auch die Franzosen schonten einige Stars um den Gesamtweltcup-Führenden Emilien Jacquelin und schafften es trotzdem auf das Podium.

Eisschnelllauf: Die deutschen Sprinter haben bei den Eisschnelllauf-Europameisterschaften im niederländischen Heerenveen knapp eine Medaille verpasst. Nico Ihle (Chemnitz), Joel Dufter (Inzell) und Moritz Klein (Erfurt) wurden am Samstag zum Auftakt des zweiten Wettkampftages Vierte im nicht-olympischen Teamsprint. In 1:20,72 Minuten war das Trio nur um 0,19 Sekunden langsamer als das drittplatzierte Team aus Polen. Europameister wurden die favorisierten Niederländer in 1:19,71 Minuten vor Norwegen (1:19,83). Für die EM-Gastgeber war es vierte Titel im fünften Wettbewerb.

Nordische Kombination: Vinzenz Geiger kochte Eric Frenzel im Sprint um Platz zwei eiskalt ab, wenig später hüpften die Kombinations-Olympiasieger dann Seite an Seite auf das Podest: Mit einer erneut starken Vorstellung haben Geiger und Frenzel auch im ersten Einzel-Weltcup des Jahres ihre Olympia-Form unter Beweis gestellt. Den Sieg musste das DSV-Duo in Abwesenheit von Dominator Jarl Magnus Riiber aber Weltmeister Johannes Lamparter (Österreich) überlassen.

"Mein Sprünge werden besser und besser. Letzte Woche war ich noch ein bisschen krank, daher wusste ich nicht genau, wie es in der Loipe geht. Aber es hat gepasst", sagte Geiger, der 2019 und 2020 im Fleimstal gewonnen hatte. Auch Frenzel war "richtig glücklich. Ich habe einen tollen Sprung gemacht, auch wenn die Landung nicht perfekt war. Das hebe ich mir für den nächsten Wettkampf auf."

Der 20 Jahre alte Lamparter führte bereits nach einem starken Flug auf 105,5 m, in der Loipe hielt er die Konkurrenz souverän in Schach und hatte im Ziel 16 Sekunden Vorsprung auf das deutsche Duo. Geiger (Oberstdorf) und Frenzel (Geyer) hatten auch im letzten Wettkampf des Jahres 2021 die Ränge zwei und drei belegt, damals aber hinter Riiber.

Rodeln: Der dreimalige Olympiasieger Felix Loch hat seinen ersten Weltcupsieg in dieser Saison erneut knapp verpasst, zeigte sich nach seiner Corona-Zwangspause über Weihnachten aber wieder in besserer Form. Der 32-Jährige belegte beim Weltcup in Sigulda am Samstag hinter dem Letten Kristers Aparjods zum dritten Mal in diesem Winter den zweiten Platz. Dritter wurde der Italiener Dominik Fischnaller. Der Gesamtweltcup-Führende Johannes Ludwig aus Oberhof, der bei sechs vorausgegangenen Weltcups jeweils einen Podestplatz erreicht hat, kam diesmal nur auf Rang 13 und bleibt im Gesamtklassement vorne. Der dritte deutsche Olympia-Fahrer Max Langenhan wurde Siebter.

Loch war mit seinem Ergebnis zufrieden, hat aber nach seiner Corona-Zwangspause immer noch Probleme. "Es ist im Moment noch ein wenig anstrengend für mich, Corona hängt mir noch ein bisschen nach. Aber es wird von Tag zu Tag besser. Es macht mir wieder richtig Spaß und es war wichtig, mal wieder auf dem Podest zu stehen", sagte Loch.

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