Beförderung bei Mainz 05:Fortschritt ohne Fußball

Lesezeit: 2 Min.

Gleichstand auch in der Luft: der Mainzer Leandro Barreiro (links) im Kopfballduell mit Darmstadts Bartol Franjic. (Foto: Michael Bermel/Eibner/Imago)

Das ereignisarme 0:0 zwischen Darmstadt und Mainz bringt zumindest Bewegung auf den Trainerbänken. Während sich in Mainz die Beförderung von Jan Siewert andeutet, steht in Darmstadt die Rückkehr von Torsten Lieberknecht bevor.

Von Frank Hellmann, Mainz

Die meisten Akteure hatten sich im Zustand der Erschöpfung erst einmal auf den Rasen gekauert, als Stadionsprecher Colin Mahnke schon die Einordnung der torlosen Bundesligapartie zwischen Darmstadt 98 und Mainz 05 vornahm. "Schluss. Aus. Ende. Einmal tief durchatmen. Null-null im Rhein-Main-Duell: Damit können beide vor der Länderspielpause gut leben." Der Mann am Mikro schickte sodann 17 810 Augenzeugen mit besten Wünschen für ein "schönes Wochenende" auf den Heimweg, und eigentlich wäre damit fast alles gesagt gewesen, wenn nicht den Männern an der Seitenlinie die Aufmerksamkeit gegolten hätte. Und wenn schon fußballerisch keine Weiterentwicklung zu erkennen war, deutete sich wenigstens auf den Trainerbänken ein kleiner Fortschritt an.

Bei den Gästen aus Mainz hatte Jan Siewert auch in seiner zweiten Partie nach der emotionalen Trennung von Bo Svensson einiges richtig gemacht. Wie schon beim Einstand gegen RB Leipzig (2:0) kein Gegentor kassiert zu haben, sei ein "erster Schritt", sagte Siewert ohne jeden Überschwang. Man müsse allerdings in Zukunft "mutiger nach vorne kommen". Die Zeit für kreative Verbesserung wird dem 41-Jährigen offenkundig eingeräumt. "Er hat das Team stabilisiert, zweimal zu null gespielt und vier Punkte geholt. Es spricht derzeit vieles dafür, dass es mit ihm weitergeht. Er kann sich festspielen", sagte Sportdirektor Martin Schmidt, und: "Er bleibt unser Trainer bis auf Weiteres."

"Bis auf Weiteres": Jan Siewert kann sich beim nächsten Auswärtsspiel als Dauerlösung empfehlen

Letzterer Zusatz wird (noch) nicht gestrichen - weitere Pluspunkte soll der beförderte U-23-Coach also bitte noch sammeln. Martin Schmidt, der an diesem Standort einst denselben Werdegang durchlief, lobte Siewert als "sehr kommunikativen, fordernden" Coach. Wichtig sei, dass "ein neuer Trainer etwas anderes macht". Der Schweizer deutete an, dass nach den Svensson-Jahren offenbar einige Automatismen aufgebrochen werden mussten. Nun wird genau beobachtet, ob der veränderte Ansatz dauerhaft verfängt. Siewert hat angeblich kein Problem mit der Kurzfristigkeit seines Tuns - nach dem Spiel wollte er nur übers Auslaufen und die Analyse am nächsten Tag reden. Die nächste Mainzer Auswärtspartie in Hoffenheim wird er definitiv coachen.

Dann möchte auf Darmstädter Seite Ovid Hajou schon wieder im Hintergrund verschwinden. Der Fußballlehrer mit syrischen Wurzeln war ja nur eingesprungen, weil Torsten Lieberknecht nach einem Schlaganfall seiner Frau bei der Familie weilte. Ohne Cheftrainer gelang dem Aufsteiger das erste Mal in dieser Saison ein "zu null", Co-Trainer Hajou wechselte mit Fraser Hornby und Mathias Honsak zwei Stürmer ein, die in der wilden Schlussphase jeweils beinahe den Siegtreffer erzielt hätten. Hajou wollte dafür kein Lob hören, sondern berichtete artig, dass man "alles gemeinsam" vorbereitet hätte. Noch in der Halbzeitpause habe Lieberknecht mit Teammanager Matthias Neumann telefoniert.

"Torsten war komplett eingebunden", betonte Hajou, der wie alle beim Aufsteiger heilfroh ist, dass sich Lieberknechts Ehefrau dem Vernehmen nach auf dem Wege der Besserung befindet. "In der kommenden Woche wird sich Torsten noch voll auf die Familie konzentrieren. Wir gehen aber fest davon aus, dass er beim nächsten Meisterschaftsspiel wieder dabei sein wird." In diesem Fall hätte der Stadionsprecher auch vor der Partie den richtigen Ton getroffen, als er seine Begrüßung ganz der Genesung der Familie Lieberknecht widmete.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusFC Bayern gegen Heidenheim
:Das Beste fängt nicht an, das Beste kommt zum Schluss

Aufstellung einmal anders: Den Strapazen des Novembers begegnet Bayern-Trainer Thomas Tuchel beim 4:2 gegen Heidenheim mit einer interessanten Idee.

Von Christof Kneer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: