Neuer Trainer bei Bayer Leverkusen:Schweizer mit spanischem Touch

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Dreimal Meister mit Young Boys Bern: Trainer Gerardo Seoane wechselt preisgekrönt zu Bayer 04 Leverkusen. (Foto: Pius Koller/Imago)

Mit Young Boys aus Bern wurde Leverkusens neuer Coach Gerardo Seoane dreimal Meister, bei Bayer kennt man ihn auch aus der Europa League - und schwärmt von seiner Spielidee.

Von Ulrich Hartmann, Leverkusen

Durch die Adern des Schweizer Trainers Gerardo Seoane, 42, fließt spanisches Blut. Seine Eltern sind einst aus La Coruña nach Luzern gezogen, um in einer Textilfabrik zu arbeiten. Der spanische Einfluss zeigt sich bei Seoane in seiner Liebe zum schnellen, dominanten und angriffslustigen Fußball. Während ihm als Spieler einst keine größeren Erfolge vergönnt waren, avancierte er als Trainer in den vergangen Jahren zum Shooting Star des Schweizer Fußballs. Anfang 2018 führte er seinen Heimatklub FC Luzern binnen weniger Monate unverhofft in die Qualifikation zur Europa League.

Seit dem Sommer 2018 machte er dann Young Boys Bern drei Mal nacheinander souverän zum Schweizer Meister - als Nachfolger von Adi Hütter, der vor seinem Wechsel nach Frankfurt die Berner Meistertitel-Serie eröffnet hatte. Nun wechselt Seoane zu Bayer 04 Leverkusen ins Rheinland, der Werksklub lässt sich die Verpflichtung dem Vernehmen nach eine Million Euro kosten.

Seoane, Spitzname "Gerry", hat bei Bayer einen Vertrag bis 2024 unterschrieben. Den sportlichen Verantwortlichen, Rudi Völler und Simon Rolfes, gefällt die "attraktive und offensive Spielidee", des künftigen Trainers. Diese Idee wollen sie wie ein Software-Update in der Mannschaft installieren: "Unseren technisch anspruchsvollen, dominanten Stil wollen wir mit Gerardo Seoane weiterentwickeln", betonte Rolfes am Mittwoch.

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Der Schweizer kommt von Young Boys Bern und erhält einen Dreijahresvertrag. Interimscoach Hannes Wolf kehrt zum DFB zurück.

Hannes Wolf, 40, den Leverkusen nach der Entlassung von Peter Bosz im März für die letzten acht Saisonspiele vom Deutschen Fußball-Bund ausgeliehen hatte und der das Team mit zwölf Punkten aus sieben Spielen zumindest sicher in die Europa League führte, kehrt als U19-Trainer zum DFB zurück. Sein Abschiedsspiel bestreitet Wolf an diesem Samstag bei Borussia Dortmund - just gegen jenen Trainerkollegen, Edin Terzic, mit dem er an der Bochumer Ruhr-Universität einst zusammen Sportwissenschaft studierte und mit dem er sehr gut befreundet ist.

Das 4:3 und 2:0 für Bern im Februar imponierte den Leverkusener Klub-Bossen

Seoane, Schweizer und spanischer Staatsbürger, bringt aus Bern seinen Co-Trainer Patrick Schnarwiler mit. So dominant das Duo national mit Bern zuletzt drei Jahre lang war, so schwer tat man sich international. In der ersten Saison schieden die Young Boys in der Champions-League-Gruppenphase aus, in der zweiten scheiterten sie in den Playoffs zur Königsklasse an Roter Stern Belgrad und kamen anschließend in der Europa League nicht über die Gruppenphase hinaus.

Und in der dritten, der aktuellen Saison, gab es wieder eine Niederlage in der Champions-League-Qualifikation (gegen Midtjylland). In der Europa League gelang jedoch diesmal immerhin der Einzug ins Achtelfinale, wo gegen Ajax Amsterdam Schluss war. Zuvor konnte Bern im Februar einen deutschen Klub eliminieren: Leverkusen. Das 4:3 und 2:0 für Seoanes Team hat den Bayer-Bossen gewiss imponiert.

Im Leverkusener Kader wird vor allem Deutsch, Französisch und Spanisch gesprochen. Da ist es hilfreich, dass Seoane außer Schwyzerdütsch auch Hochdeutsch, Spanisch, Französisch, Englisch und Italienisch kann. In allerlei Sprachen also vermittelt er seinen Spieler die ihm wichtige Werte, zum Beispiel "Solidarität und Leidenschaft". Beobachtern gilt Seoane in der Teamführung als durchaus streng.

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Mit 16 hatte er einst als Spieler in Luzern debütiert, mit knapp 20 wechselte er zu Deportivo La Coruña in die Heimat seiner Eltern, blieb dort vier Jahre, spielte aber kein einziges Mal in der Priméra Division. Als Trainer lief es deutlich besser: Nach fünf Jahren in vielerlei Positionen bei Luzern (Jugend-, Interims- und Co-Trainer von Markus Babbel) wurde er im Januar 2018 zum Chefcoach befördert und führte die Mannschaft direkt vom neunten auf den dritten Platz. Das machte ihn zügig für Meister Bern interessant.

Nun geht es weiter aufwärts: "Der Wechsel nach Leverkusen ist für mich ein Sprung aufs nächste Level", sagt Seoane, "wir Schweizer schauen auf die Bundesliga, dort gehört Bayer seit vielen Jahren zur Spitze. Ich finde es extrem reizvoll, einen Kader mit solch einem Potenzial zu trainieren."

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