Schwimmsport:Weltcup in Berlin ohne "Offene Kategorie" für alle Geschlechter

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Lia Thomas löste in den USA eine Debatte über die Teilnahme von Transpersonen bei Schwimmwettbewerben aus. (Foto: John Bazemore/dpa)

Für das Pilotprojekt, alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten beim Weltcup antreten zu lassen, gehen keine Meldungen ein. Das Angebot richtete sich vor allem an Transpersonen. Nun will der Weltverband Ursachenforschung betreiben.

Schlag ins Wasser statt revolutionärer Weltpremiere: Für die "Offene Kategorie" aller Geschlechter und Geschlechtsidentitäten beim Weltcup in Berlin haben sich keine Teilnehmer gefunden. Der Schwimm-Weltverband World Aquatics (WA) verkündete am Dienstag, drei Tage nach dem Meldeschluss, das vorläufige Aus seiner Idee, die im Vorfeld der Veranstaltung für kontroverse Diskussionen gesorgt hatte. "Wir bedauern es sehr, dass die Initiative augenscheinlich keinen Anklang gefunden hat. Umso wichtiger ist es jetzt, aktiv Ursachenforschung zu betreiben, zuzuhören und zu lernen, um funktionierende Ideen für zukünftige Projekte zu entwickeln", sagte Vizepräsident Kai Morgenroth vom Deutschen Schwimm-Verband (DSV).

Trotz des Fehlstarts will WA sein international beachtetes Pilotprojekt insbesondere für Transpersonen weiterentwickeln. "Die Arbeitsgruppe Offene Kategorie wird ihre Arbeit und ihr Engagement fortsetzen. Auch wenn derzeit auf dem Eliteniveau keine Nachfrage besteht, plant die Arbeitsgruppe die Prüfung der Möglichkeit, künftig Wettbewerbe der Offenen Kategorie bei Masters-Veranstaltungen durchzuführen", teilte die Organisation mit.

Wettbewerbe in einer Offenen Kategorie sollen die WA-Antwort auf die scharfe Kritik am Ausschluss der US-Transschwimmerin Lia Thomas von internationalen Wettbewerben sein. Bei der Verkündung der Premiere im vergangenen August stellte der Verband das Projekt als "bahnbrechend" und als Erfolg für die Inklusion vor. Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) allerdings sprach von einem falschen Signal: "Uns verwundert es, dass die Schaffung einer Sonderkategorie als Inklusionserfolg verkauft wird", sagte LSVD-Vorstandsmitglied Mara Geri. Transpersonen in eine eigene Kategorie zu "zwingen", sei "ein Rückschritt im Kampf für die Akzeptanz und Gleichberechtigung", hieß es weiter.

Das Anliegen beschäftigt die Sportwelt weit über den Schwimmsport hinaus, daher war die Einführung der "Offenen Kategorie" in Berlin mit Spannung erwartet worden. Ob Fußball, Leichtathletik oder Rugby: Viele Sportarten suchen nach der passenden Einordnung von Transfrauen und Transmännern.

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