Die Hoffnungen auf Olympia 2022 in München haben durch das Scheitern der Bewerbung des möglichen Rivalen Graubünden frische Nahrung erhalten. Die Konkurrenzsituation beim Rennen um die Winterspiele in neun Jahren habe sich durch das Nein der Wähler im Schweizer Kanton "erheblich entspannt", sagte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper am Sonntag. Dies werde bei der Entscheidung des Deutschen Olympischen Sportbunds über ein weiteres Antreten Münchens "positiv Berücksichtigung finden", so Vesper weiter.
Die bayerische Landeshauptstadt war zuletzt mit ihrer Kandidatur für die Winterspiele 2018 gescheitert. Gastgeber ist nun Pyeongchang in Südkorea. Nach den Wahlen zum Bundestag und zum bayerischen Landtag sowie der Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees über den Sommer-Gastgeber 2020 im September will der DOSB über eine Münchner Bewerbung für 2022 beraten. Für 2022 gibt es bislang noch keine offiziellen Bewerber. Krakau in Polen, Barcelona in Spanien, Lwiw in der Ukraine und Oslo in Norwegen haben mehr oder minder deutlich Interesse an der Gastgeberrolle signalisiert.
Dagegen hatte das Nationale Olympische Komitee der USA bereits entschieden, keine Kandidatur für 2022 einzureichen. Damit nahm sich einer der Favoriten selbst aus dem Rennen. Das Platzen der Schweizer Träume öffnet nun die Tür für München noch ein Stück weiter. Die zweimalige Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Katarina Witt hat sich schon mehrfach für einen erneuten Versuch der Münchner stark gemacht. "Deutschland kann das. Es wäre ein großer Motivationsschub für die jungen Athleten in unserem Land", sagte Witt erst vor wenigen Tagen.
Beim Anlauf auf Olympia 2018 war sie das Gesicht der Bewerbung gewesen. In Graubünden hatte am Sonntag fast 53 Prozent der Wähler die Pläne für eine gemeinsame Olympia-Kandidatur der Eidgenossenschaft und des Kantons abgelehnt. Die "kantonale Olympia-Vorlage" wurde mit 41 758 zu 37 540 Stimmen verworfen, wie die Kantonskanzlei mitteilte. Die Stimmbeteiligung habe bei etwas über 59 Prozent gelegen. "Die Entscheidung zeigt, wie wichtig die Bürgerbeteiligung ist. Darum hat der DOSB diese auch zur Voraussetzung für jede mögliche neue Bewerbung gemacht", sagte Vesper.
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Ein möglicher Bürgerentscheid über eine Münchner Bewerbung ist für den 10. November geplant. Bei der Olympia-Vorlage in Graubünden ging es konkret um die Anlegung einer Finanzreserve für die Winterspiele in Höhe von 300 Millionen Franken (245 Millionen Euro). Dazu war die Mehrheit der Bündner nicht bereit. Die Zustimmung zu finanziellen Kandidaturbeiträgen in den zwei vorgesehenen Olympia-Dörfern St. Moritz und Davos konnte die kantonale Vorlage nicht mehr retten. Zur Weiterführung der Kandidatur hätte es in Graubünden drei Ja an den Urnen bedurft: einmal kantonal und je einmal kommunal in St. Moritz und Davos.
Fast auf den Tag genau vor 33 Jahren, am 2. März 1980, hatten die stimmberechtigten Bürger des Kantons schon einmal Olympia-Pläne an der Urne zunichtegemacht - damals mit einem Nein-Anteil von 77 Prozent. Die letzte erfolgversprechende Schweizer Kandidatur für Winterspiele war jene von "Sion 2006". Den Zuschlag erhielt jedoch die italienische Stadt Turin.