Scharapowa vs Williams:Zwei zu 17

Lesezeit: 2 Min.

Ob es diesmal klappt? Maria Scharapowa trifft in Wimbledon auf Serena Williams. (Foto: dpa)
  • Im Halbfinale von Wimbledon trifft Maria Scharapowa auf Serena Williams.
  • Beide haben das Frauentennis in den vergangenen Jahren dominiert, doch im direkten Aufeinandertreffen gewann fast immer Williams.
  • Hier geht es zu den Ergebnissen in Wimbledon.

Von Lisa Sonnabend, Wimbledon

Maria Scharapowa denkt in diesen Tagen oft zurück an jenen Julinachmittag 2004. Vielleicht hat sie sich sogar die Bilder noch einmal angeschaut: Wie sie als 17-Jährige den Schläger von sich warf, auf den Boden sank, die Hände vor die Augen hielt, wieder aufstand und über den Centre Court in Wimbledon taumelte vor Glück. Womöglich ruft sie sogar ein paar Youtube-Filmchen von damals auf. Zur Vorbereitung auf das nächste Match.

An jenem 3. Juli 2004 triumphierte Scharapowa nicht nur in Wimbledon, sondern sie schaffte etwas, was sie später nur noch ein einziges Mal wiederholen sollte: Sie schlug Serena Williams. Am Donnerstag treffen die Spielerinnen nun im Halbfinale von Wimbledon erneut aufeinander.

Die ernüchternde Bilanz: zwei zu 17

Scharapowa und Williams haben das Frauentennis in den vergangenen Jahren dominiert. Die meiste Zeit über führte die Amerikanerin die Weltrangliste an, Scharapowa lauerte hinter ihr. Doch es war keine Rivalität wie zwischen Roger Federer und Rafael Nadal. Denn wenn die beiden Spielerinnen aufeinander trafen, war es in der Regel ein höchst ungleiches Duell. Seit elf Jahren konnte Scharapowa nicht mehr gegen Williams gewinnen, der letzte Triumph gelang ihr auf der WTA Tour in Los Angeles 2004. Seit 2010 sicherte sich Scharapowa gerade einmal einen Satz gegen die Weltranglistenerste. Die ernüchternde Bilanz aus ihrer Sicht: zwei zu 17.

"Ich liebe es, gegen Maria zu spielen", sagte Williams, nachdem sie am Dienstag in einem spektakulären Match Victoria Asarenka aus dem Turnier befördert hatte. 17 Asse schlug die Amerikanerin, ihr gelangen 46 Winner. Noch zwei Siege fehlen, dann würde Williams zum zweiten Mal in ihrer Karriere den "Serena Slam" holen, also alle vier Grand-Slam-Turniere hintereinander. Bei den US Open wäre dann sogar der echte Grand Slam drin, den seit Steffi Graf 1988 keine Spielerin mehr gewann. Wie soll Scharapowa sie da stoppen?

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Nachdem die Russin bei den French Open als Titelverteidigerin früh ausgeschieden war, rutschte sie in der Weltrangliste auf Rang vier ab und wurde prompt in London in die Tableauhälfte von Williams gelost. Die Spielerinnen im anderen Halbfinale wären für Scharapowa die deutlich angenehmeren Gegnerinnen gewesen: Dort stehen sich die Polin Agnieszka Radwanska und die aufstrebende Spanierin Garbine Muguruza gegenüber.

Im Turnierverlauf präsentierte sich Scharapowa bislang solide, ohne allerdings zu glänzen. Im Achtelfinale musste sie beim 6:4 und 6:4 gegen die Kasachin Zarina Diyas kämpfen, im Viertelfinale strauchelte sie: Erst nach zwei Stunden und 45 Minuten hatte sie Coco Vandeweghe mit 6:3, 6:7 (3) und 6:2 niedergerungen. Zehn Doppelfehler unterliefen ihr, den brachialen Grundlinienschlägen der Amerikanerin hatte sie oft nicht genug Kraft entgegenzusetzen. Doch sie blieb ruhig, ihre große Erfahrung machte schließlich den Unterschied.

Nach der Partie gegen Vandeweghe nahm Scharapowa im "Main Media Room" Platz. Sie wirkte unruhig, fast nervös, strich sich mit den Händen immer wieder über die Augenbrauen, drehte sich auf dem Stuhl hin und her. Als ihr Blick auf die Anzeigentafel an der Wand wanderte, kommentierte sie: "Asarenka hat den ersten Satz gewonnen." Es klang hoffnungsfroh. Gegen die Weißrussin hat sie eine deutlich bessere Bilanz als gegen Williams: Sie gewann die vergangenen vier Duelle. Doch die Partie drehte sich schnell zugunsten der Amerikanerin.

Die Reporter fragten an diesem Nachmittag auch nach ihrem Wimbledon-Triumph im Jahr 2004. Scharapowa wirkte gelöst, lachte viel, als sie von damals sprach. "Ich habe meinen Namen auf der Trophäe seit Ewigkeiten nicht mehr gelesen", sagte sie. "Weil ich sie schon so lange nicht mehr in der Hand gehalten habe."

Immerhin eines spricht am Donnerstag für einen Sieg von Scharapowa: Die Spielerin, die mehr zu verlieren hat, ist Serena Williams.

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