Schalker 2:1 gegen Borussia Dortmund:Freiheiten wie in weiter Prärie

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Klaas Jan Huntelaar traf diesmal nicht - aber der Holländer konnte sich trotzdem über das 2:1 gegen den BVB freuen. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Borussia Dortmund vergibt im Revierderby durch zwei schwere Abwehrfehler früh ein gutes Ergebnis. Zwar gelingt noch in der ersten Hälfte der Anschluss, doch die Schalker zeigen sich am Ende einfach willensstärker. In der Tabelle steht S04 nun vor dem BVB.

Von Andreas Morbach, Gelsenkirchen

Erst der linke Arm hoch, dann die linke Hand zum Haareraufen an den Kopf. Mit diesen Gesten begleitete Jürgen Klopp die letzten Sekunden eines wieder einmal aufreibenden Revierderbys. Als der BVB-Coach sich die Frisur endgültig verwuschelte, war das 1:2 seiner Mannschaft auf Schalke amtlich. Und eine Minute später präsentierte die Stadionregie auch schon genüsslich die Blitztabelle der Bundesliga, auf der Weiß auf Blau zu lesen war: Schalke Siebter, einen Punkt besser als der Rivale aus Dortmund auf Rang neun.

Aus Sicht der Borussia ist der Saisonstart damit offiziell missglückt. Das Team von Jens Keller dagegen scheint langsam in die Spur zu finden - auch wenn die Defensive der Gastgeber in der zweiten Hälfte zum größten Teil gegen den Ausgleich anschwamm.

Keller gab sich anschließend entsprechend gelöst: "Wir sind sehr, sehr gut ins Spiel gekommen und haben von Anfang an Druck gemacht. Das 2:1 hat ein bisschen einen Knick gebracht, was das Fußballerische angeht. Aber die Jungs haben sich in jeden Ball reingeworfen. Ganz Schalke ist heute froh." Sein Gegenüber sah das Geschehen naturgemäß anders: "Wer solche Gegentore kriegt, wird im Fußball selten Spiele gewinnnen. Das hat das Spiel dramatisch beeinflusst. Schalke hat 2:1 gewonnen, weil sie zwei Tore gemacht haben, bei denen wir ihnen tatkräftig unter die Arme gegriffen haben."

Klopps Plan, beim Nachbarn nicht nur die Punkte einzusammeln, sondern zudem "ein bisschen was zurechtzurücken", ging also daneben. Dafür gewann der 47-Jährige immerhin das verbale Vorgeplänkel. Befragt zum TÜV-beanstandeten Freistoßspray (es soll hormonell wirksam sein) kommentierte Klopp vorab: "Ich finde das Spiel per se geil - von daher bewirkt das bei mir nicht viel."

Das galt auch für die Protagonisten auf dem Rasen: Bereits in der ersten Minute rappelten Schalkes Eric Maxim Choupo-Moting und Dortmunds Lukasz Piszczek so heftig mit den Köpfen aneinander, dass der BVB-Verteidiger seine Arbeit mit dickem Pflaster über dem Auge fortsetzen musste. Danach waren beide Parteien zunächst damit beschäftigt, sich ordentlich zu sortieren und dem Gegner keine Angriffsflächen zu bieten.

Der ballgewandte Choupo-Moting schlängelte sich nach neun Minuten als Erster in Richtung Gefahrenzone, sein Schuss stellte Gästekeeper Roman Weidenfeller jedoch vor keine Probleme. Wenige Sekunden später sah das anders aus: Die Schwarz-Gelben, schon mit einer Gegentorquote von knapp zwei Toren in die Partie gegangen, ließen S04-Innenverteidiger Joel Matip bei einem Eckstoß von Dennis Aogo frei zum Kopfball kommen - und schon lag der Vizemeister beim Vorjahresdritten 0:1 zurück (10.).

Von einer Sekunde auf die nächste drohte die blau-weiße Mehrzweckarena vor Jubelgeschrei zu bersten. Die nachlässigen Westfalen brauchten aber nicht lang, um den eigenen Fauxpas zu verarbeiten. So legte sich Ciro Immobile nach 18 Minuten den Ball hübsch mit dem Kopf vor, weniger gekonnt war die Nachfolgeaktion des Italieners: Der 24-Jährige schwankte zwischen Schuss aufs Tor und Pass auf Mitspieler Adrian Ramos, ehe er sich letztlich für ein harmloses Mittelding entschied.

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Die königsblaue Gemeinde atmete durch und schrie kurz danach erneut vor Glück auf. Wieder war ein Eckball Ausgangspunkt ihrer Freude: Zwar passte BVB-Innenverteidiger Mats Hummels - bei seinem Startelfdebüt in dieser Saison - diesmal besser auf. Auch Weidenfeller konnte einen Schuss von Klaas-Jan Huntelaar gerade noch aus der Ecke fischen. Allerdings hatten die beiden Nationalspieler nicht mit dem Leichtsinn von Adrian Ramos gerechnet: Von der Torauslinie spielte der Kolumbianer einen wirren Flachpass mitten in den eigenen Strafraum, wo sich Choupo-Moting mit einem Linkschuss aus halber Drehung bedankte. Die Dortmunder hatten dem Gegner erneut verblüffende Freiheiten gewährt - in der Defensive passte bis dahin ziemlich wenig zusammen.

Doch auch nach dem zweiten Nackenschlag schüttelte sich die Klopp-Elf nur kurz, noch kürzer sogar als beim ersten Mal. Zu den einsetzenden Schalker Gesängen ("Die Nummer eins im Pott sind wir") nahm Ramos wieder einen Pass vor - diesmal an die richtige Adresse: Sein Zuspiel landete beim Gabuner Pierre-Emerick Aubameyang, der aus zwölf Metern auf 1:2 verkürzte (26.).

Gleich darauf gab Jürgen Klopp an der Seitenauslinie ein paar klare Anweisungen an seinen Innenverteidiger Neven Subotic. Die BVB-Abwehr leistete sich bis zur Pause denn auch keine weiteren Schnitzer, und Klopp joggte am Ende einer ausgesprochen intensiven und temporeichen ersten Hälfte blitzschnell in die Kabine. Und die interne Besprechung dort fruchtete offenkundig, denn mit Wiederbeginn drängten die Dortmunder immer stärker auf den Ausgleich.

Im Weg stand ihnen dabei aber ein ums andere Mal Geburtstagkind Ralf Fährmann. Zu seinem 26. Wiegenfest holte der S04-Schlussmann Schüsse von Immobile und Aubameyang aus dem Toreck, zwischendurch vergab Kevin-Prince Boateng von der Strafraumgrenze eine gute Gelegenheit, die Gelsenkirchener Nerven zu entlasten. Fährmann war es auch, der den Dortmundern in der letzten Viertelstunde immer wieder die Bälle vor der Nase wegpflückte - mal vor Ramos, mal vor Sven Bender, und in der Nachspielzeit noch mal vor Aubameyang. Dann war Schluss, Schalke hatte seinen Freischwimmer bestanden - und Jürgen Klopp raufte sich die Haare.

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