Schalke verliert gegen Chelsea:Schockstarre gegen die Freibeuter

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Gegen Chelsea am Ende chancenlos: Der FC Schalke 04. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Phasenweise auf Augenhöhe, am Ende verdient verloren. Der FC Schalke 04 geht gegen den FC Chelsea 0:3 unter. Ein frühes Gegentor leitet das Unheil ein. Später lassen die Schalker ein Aufbäumen vermissen.

Mit einem Remis hätte sich Schalke 04 im Spiel gegen den FC Chelsea gern begnügt. Aber als Eden Hazard drei Minuten vor Abpfiff das 0:3 erzielte, hatten sich die Königsblauen auch von diesem bescheidenen Wunsch längst verabschiedet. Phasenweise hatten sie gegen die englischen Multimillionäre halbwegs mithalten können, aber an der Berechtigung des Erfolgs der Londoner zweifelte kein einziger der 54.442 Augenzeugen. Ihre Punkte fürs Achtelfinale müssen die Schalker gegen Basel und Bukarest sammeln.

Während draußen die Helfer noch damit beschäftigt waren, das Laken mit dem Champions-League-Logo zu schütteln, bahnten sich in der Lobby drei Chelsea-Profis in schwarzen Ausgehanzügen den Weg zu ihren Plätzen. Für sie hatte José Mourinho keine Verwendung, außer dem aus Hoffenheim bekannten Angreifer Demba Ba gehörte auch der aus Bremen bekannte Mittelfeldmann Kevin de Bruyne zur Londoner Touristengruppe.

Noch neidischer wurden die Schalker, wenn sie einen Blick auf Chelseas Reservisten warfen: dazu gehörten unter anderen die Brasilianer David Luiz und Willian, der Spanier Juan Mata und ein gewisser Samuel Eto'o. André Schürrle durfte auf dem linken Flügel stürmen, ein erneuter Gala-Abend war ihm nicht beschieden. Er enttäuschte.

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Nach dem Auswärtssieg beim FC Arsenal in der Champions League zeigt sich Dortmunds Trainer Jürgen Klopp sehr angetan von seinem Treffen mit Arsene Wenger. Schalkes Chefcoach Jens Keller ägert sich indes darüber, dass die Heimniederlage gegen den FC Chelsea zu hoch ausgefallen ist.

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Aber auch Jens Keller leistete sich ein bisschen Luxus. Seinen Torjäger Adam Szalai ließ er auf der Bank, dafür übernahm Kevin-Prince Boateng die Rolle des Frontstürmers. Die Idee: Max Meyer durfte seinen Platz in der Zentrale behalten, wo er zuletzt viel Wirkung hatte. Andererseits war man sich aber nicht sicher, ob man dem knapp volljährigen Meyer diesen Einsatz unbedingt wünschen sollte: gegen Freibeuter wie Lampard, Terry, Ramires, Jovanovic.

Zunächst sah es tatsächlich schlimm aus: Schalke erstarrte in Angst, Chelsea durfte in den Abend spazieren. Das 0:1 erhielten die Engländer zum Gastgeschenk. Zweite Ecke für Chelsea, Lampard bringt den Ball hinein, Ivanovic verlängert, Hildebrand und Neustädter lassen passieren, Torres nimmt ihn dankend. Wer jetzt nicht ein Debakel befürchtete, der konnte kein echter Schalker sein. Echte Schalker sehen schließlich immer das Übel kommen.

"Es ist sehr ärgerlich, dass wir nach fünf Minuten ein Standardtor kriegen", würde Keller später sagen. "Nach dem 0:1 haben wir das Spiel sehr offen gestaltet. Wir haben dann drei, vier Möglichkeiten, viel mehr bekommt man gegen Chelsea nicht."

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Doch Schalke hatte die Chance, sich von dem Schock zu erholen, und nach einer Weile fingen sie tatsächlich an, Fußball zu spielen. Meyer, Neustädter und Aogo hatte daran markant Anteil, Jones deutlich weniger. Boateng hingegen war als Sturmspitze verschenkt, weshalb er zunehmend dorthin zurückwich, wo er mehr Spielbeteiligung bekam. Schalke dominierte, und wenn es auch eine Dominanz von Chelseas Gnaden war, so ergaben sich nun einige Möglichkeiten: Uchida kam nach Neustädters Pass im Strafraum frei, aber vergeblich zum Schuss (26.); zuvor erfreute Cech die Zuschauer mit einer Parade gegen Aogos Schlenzer (aus dem Abseits).

Hildebrand schaut fassungslos zu

Cech erlebte hektische Momente, und das Publikum schöpfte Hoffnung. Zur zweiten Halbzeit zog endlich das verhaltene Spieltempo an, Chelsea behielt zwar seinen stabilen Defensivverbund bei, gab sich aber etwas mehr Mühe, Gebrauch von seinen offensiven Kapazitäten zu machen. Nach einem Freistoß von Lampard setzt Torres den Kopfball an die Latte (51.), Hildebrand schaute fassungslos zu - eine Angewohnheit, die ihm die Schalker Fans allmählich verübeln.

Schalke suchte nach diesem Erlebnis klugerweise den Weg nach vorn - in der gegnerischen Hälfte konnte die stets unsichere Hintermannschaft keinen Schaden anrichten. Außerdem waren die Angriffe nicht aussichtslos: Eine gefährliche Hereingabe des fleißigen Clemens forderte Cech zum schnellen Eingreifen heraus; ein Kopfball von Höwedes ging knapp neben dem Pfosten nieder.

Dass man aber in der gegnerischen Hälfte kein Tor kassieren kann, das widerlegten die Schalker schließlich selbst. Meyers Ballverlust am linken Flügel brachte den kleinen Brasilianer Oscar in die Lage, ein Solo über den halben Platz hinzulegen, Matip und Jones warfen sich vergeblich in den Weg; am Ende schob Torres den Ball zum 2:0 ins Tor. Schlagartig befand sich die Partie im Zustand der Abwicklung. Boateng verließ schonungshalber den Platz, Szalai wechselte in den Angriff. Aber es gab kein Aufbäumen mehr.

Chelseas Trainer Jose Mourinho konnte am Ende zufrieden sein: "Ich habe den Spielern nach der Niederlage gegen Basel gesagt, dass wir Müll fabriziert haben und nun aufräumen müssen. Dies haben wir in der bestmöglichen Weise getan: mit zwei Auswärtssiegen. Nun sind wir in einer guten Position, uns für das Achtelfinale zu qualifizieren."

© SZ vom 23.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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