Bundesliga:Schalke sollte sich eine neue Mannschaft leisten

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In der Theorie ist das Team von S04 besser als der in der Praxis ausgewiesene Tabellenplatz - dennoch werden die Verantwortlichen heftig in Hierarchie und Struktur eingreifen müssen.

Kommentar von Christof Kneer

Clemens Tönnies wird nicht in dieselbe Versuchung geraten wie Uli Hoeneß. Tönnies weiß sehr, sehr, sehr genau, dass Huub Stevens im Sommer nicht weitermachen wird, anders als Hoeneß, der vor einem Jahr nur sehr genau wusste, dass Jupp Heynckes aufhören würde und dieses Wissen deshalb prächtig ignorierte. Clemens Tönnies, immerhin, kann jetzt schon mal anfangen, den Trainermarkt durchzusehen.

Wer auf Schalke gerade an die Zukunft denkt, denkt aber vor allem ans nächste Spiel in Hannover - bei einem Rivalen im Abstiegskampf. Dank der nun anstehenden Länderspielpause ist diese Zukunft immerhin zwei Wochen lang, zwei Wochen lang dürfen damit auch alle Nicht-Schalker diese herrlichen Huub-Sätze hören: dass man das alles "nur zusammen tun kann" und dass "die Jungens Leidenschaft brauchen". Und bestimmt sagt der Huub dann noch irgendwann "von daheraus", und dann wird sowieso alles gut.

Schalke 04
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Nach nur anderthalb Tagen mit Huub Stevens wirkt die Mannschaft diszipliniert wie schon lange nicht mehr - für einen Punkt gegen Leipzig reicht es dennoch nicht.

Von Philipp Selldorf

1 Trainer, 1 Sportdirektor, 1 Kaderplaner, 1 Mannschaft

Nein, Abstiegskampf macht keinen Spaß, dennoch darf man behaupten, dass es den Anhängern von Schalke 04 gerade besser geht als den verbliebenen Funktionären des Klubs. Den Anhängern reichen acht Wochen Zukunft, sie müssen nichts anderes tun, als darauf zu hoffen, dass der Huub das schon richten wird mit den Jungens. Die Verantwortlichen unter Federführung des neuen Sportvorstandes Jochen Schneider sollten sich dagegen mit einer Zukunft beschäftigen, die mit einem erfolgreichen Abstiegskampf nicht enden, sondern erst beginnen würde.

Schalke 04 sucht Jungens, und zwar auf allen Ebenen. Ein Blick aufs Personaltableau und das derzeit gültige Klub-Organigramm macht noch weniger Spaß als Abstiegskampf: Der neue Sportvorstand Schneider muss ja nicht nur nach einem Trainer fahnden, der dem fähigen, zuletzt aber enorm glücklosen Domenico Tedesco folgt. Schneider hat auch bereits angekündigt, dass er zwei weitere Sportverantwortliche suche, einen fürs Tagesgeschäft zuständigen Sportdirektor und einen Kaderplaner. Und spätestens diese beiden werden feststellen, welche Kleinigkeit man sich zur Vermeidung weiterer Abstiegskämpfe am besten auch noch leisten sollte: eine neue Mannschaft.

Schalkes Team ist in der Theorie besser als der in der Praxis ausgewiesene Tabellenplatz, dennoch werden die noch zu findenden Verantwortlichen arg in Hierarchie und (Gehalts-)Struktur einer Elf eingreifen müssen, in der die teuren Profis des früheren Vorstands Christian Heidel (z.B. Embolo, Konoplyanka, Bentaleb) nie prägende Faktoren geworden sind.

Auf Schneiders Einkaufszettel steht also: 1 Trainer, 1 Sportdirektor, 1 Kaderplaner, 1 Mannschaft. Das ist von daheraus keine kleine Aufgabe, aber wenigstens kann sich Schneider ein bisschen Expertise im Schalker Aufsichtsrat holen. Dort sitzt ab Sommer wieder Huub Stevens.

© SZ vom 18.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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