Bundesliga:Nächster Schalker Radikal-Wandel

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Bald kein Königsblauer mehr: Sportvorstand Jochen Schneider geht spätestens am Saisonende. (Foto: Tim Rehbein /RHR-Foto / Imago)

Nach der Ankündigung des Abschieds von Sportvorstand Schneider plant S04 mit Hilfe aus den eigenen Reihen für eine mögliche Zweitliga-Zukunft - neues Personal ist auf allen Ebenen nötig.

Von Philipp Selldorf, Gelsenkirchen

Bevor die Öffentlichkeit informiert wurde, hat Jochen Schneider am Dienstag der Schalker Mannschaft seinen Rückzug vom Amt des Sportvorstands im kommenden Sommer erläutert. Er habe dabei "gute Worte gewählt", berichtete Ralf Fährmann, aber besonders begeistert ist der Torwart nicht, dass nun noch atemloser als üblich über den Klub diskutiert wird. Am Samstagabend kommt Borussia Dortmund, da sei eine Debatte über Umbauten zum Fortbestand des Vereins "nicht gerade förderlich für die Konzentration aufs Wochenende". Erst recht, wenn diese Umbauten auf eine Zweitliga-Zukunft hindeuten.

Fährmann versichert, die Mannschaft beschäftige sich nicht "mit irgendwelchen Wenn-Dann-Szenarien - wir glauben fest an den Klassenerhalt." Die Klubfunktionäre können darauf aber keine Rücksicht mehr nehmen, sie planen bereits defätistisch den Abstiegsfall. Die frühzeitige Bekanntgabe von Schneiders Abschied bringt das zum Ausdruck.

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"Grundlegende Veränderungen" seien notwendig, um den Verein aus der Krise zu führen, erklärte der Aufsichtsratschef Jens Buchta. Schneider, 50, wird seinen bis 2022 laufenden Vertrag im Sommer auflösen, die Kosten für das letzte Vertragsjahr erspart er dem Verein - eine Geste, die zu ihm passt.

Mangel an Hingabe oder Integrität wird dem Manager niemand vorwerfen. Oft aber bewirkten seine mit guter Absicht getroffenen Entscheidungen das Gegenteil. Einen dieser Fälle hat Schneider nun in einer Talkrunde mit Mitgliedern eingestanden: Der Mittelstürmer Vedad Ibisevic musste im November gehen, weil er sich nicht mit dem Trainer verstanden hatte; Schneider befürchtete, dass Manuel Baums Autorität dadurch geschwächt werden könnte.

Doch am selben Tag verletzte sich der zweite Mittelstürmer Goncalo Paciencia am Knie (er ist bis heute nicht zurück), und ein paar Wochen später musste Baum gehen, weil er keinen Draht zur Mannschaft gefunden hatte. "Es war ein Fehler, Vedad zu suspendieren", stellte Schneider jetzt fest.

Norbert Elgert, Mike Büskens und Peter Knäbel kümmern sich nun um die sportliche Planung

Sein Nachfolger wird einem Verein beitreten, der den nächsten, umständehalber erzwungenen Radikalwandel meistern muss. Es ist nicht damit getan, die vakante Stelle im Vorstand zu schließen, der Klub braucht, falls der 66-jährige Christian Gross nicht wider Erwarten im Dienst bleiben sollte, auch einen neuen Trainer. Ferner einen Sportdirektor und in weiten Teilen eine neue Mannschaft, mutmaßlich für eine neue Liga.

Einen neuen Aufsichtsrat wird es auch geben, denn die Hälfte der Gremiumsmitglieder scheiden turnusmäßig aus dem Amt, unter anderem wird Alt-Trainer Huub Stevens seine Tätigkeit beenden. Da der neue Rat frühestens im Juni von den Mitgliedern gewählt werden kann, steuern bis dahin lauter Vertreter mit auslaufendem Mandat wesentliche Personal- und Zukunftsentscheidungen. Das sorgt, wie es sich gehört auf Schalke, für Unruhe.

Schneider, der bis Juni die Arbeit fortsetzt, wird den Räten nur noch beratend zur Seite stehen, maßgebend in sportlichen Dingen ist stattdessen eine Arbeitsgemeinschaft, deren wichtigste Grundlage der Legendenstatus und die Zugehörigkeit zum Verein ist: Der altgediente Juniorentrainer Norbert Elgert, 69, und der Vereinsgetreue Mike Büskens, 52, bilden mit Nachwuchschef Peter Knäbel, 54, eine Kooperative mit Beschlusskraft. Auf die drei warten anspruchsvolle Aufgaben. Auch dann, wenn Schalke beim Derby doch noch erfolgreich in den Abstiegskampf einsteigen sollte.

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