Schach-WM:Magnus Carlsen pariert souverän

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Unentschieden im siebten Spiel für Magnus Carlsen. (Foto: REUTERS)

Ein Unentschieden, das sich für Magnus Carlsen wie ein Sieg anfühlt: Viswanathan Anand versucht einiges, doch Carlsen wehrt die Angriffe des Titelverteidigers ab. Nach nur 32 Zügen steht das Remis fest - Anands Chancen auf den Gesamtsieg schwinden.

Nur einmal in diesen ersten sieben Spielen der Schach-Weltmeisterschaft wurde es für Herausforderer Magnus Carlsen so richtig knapp. Gerade einmal 13 Sekunden vor dem offiziellen Beginn des Spiels hastete der Norweger am Montag an den Tisch - und verhinderte so gerade noch eine technische Niederlage.

Abgesehen davon zeigt der 22-Jährige gegen den indischen Titelverteidiger Viswanathan Anand bislang keine Schwächen und führt nach einem Remis im siebten von zwölf möglichen Spielen 4,5:2,5.

Wie bereits in der vierten und sechsten Partie wählte Carlsen in Spiel sieben die defensive Berliner Verteidigung als Eröffnung und wartete geduldig auf Fehler seines Gegners. Anand wirkte schnell unzufrieden - angesichts von nur noch fünf ausstehenden Partien war das Unentschieden nach nur 32 Zügen ein gefühlter Sieg für Carlsen.

Anand bei der Schach-WM in Chennai
:Verunsichert gegen den Fallensteller

Ist der Respekt vor der Spielkunst und dem Selbstbewusstsein seines Herausforderers zu groß? Oder hemmt es ihn, dass die Schach-WM in seiner Heimat stattfindet? Viswanathan Anand muss nun einen 2:4-Rückstand gegen Magnus Carlsen aufholen. Doch der Weltmeister wirkt seltsam ratlos.

Von Martin Breutigam

"Ich denke, dass ich minimal schlechter stand, es war aber nichts Besonderes. Nachdem so viele Figuren abgetauscht wurden, war die Stellung total ausgeglichen", sagte Carlsen zufrieden. Anand haderte dagegen damit, dass seine Taktik nicht aufging: "Es war eine Partie mit langsamen Manövern. Ich dachte, dass ich etwas Druck ausüben kann nach der Eröffnung, aber mein Vorteil am Königsflügel war gering."

Ohnehin wirkt der Norweger Carlsen, der sich seinen freien Sonntag mit Basketball und Volleyball ("allerdings nicht so erfolgreich") vertrieb, deutlich gefestigter. In den Spielen fünf und sechs hatte sich Anand jeweils zum Ende leichte Fehler geleistet, mögliche Unentschieden verschenkt und seinen Kontrahenten so möglicherweise entscheidend in Vorteil gebracht. Die deutlich bessere Kondition des 21 Jahre jüngeren Herausforderers scheint, wie im Vorfeld vermutet, ein wichtiger Faktor zu sein.

Vielleicht hatte Anand zusätzlich auch die unerwartete Anwesenheit der Schach-Legende Garri Kasparow irritiert, der Anfang vergangener Woche ebenso plötzlich wie uneingeladen im indischen Chennai aufgetaucht war. Der russische Großmeister, ein früherer Trainer und großer Anhänger von Carlsen, wird vom Weltschachverband FIDE wenig geliebt. 1993 rebellierte der damalige Weltmeister und gründete kurzerhand einen eigenen Verband, kommendes Jahr will er als FIDE-Präsidentschaftskandidat antreten.

Kasparow wird der bisherige Erfolgszug seines ehemaligen Schützlings gefreut haben. Zeigte das fünfte Remis doch erneut, dass Carlsen nur sehr schwer zu schlagen ist, wenn er kein Risiko eingeht. Und Risiko hat der Norweger angesichts seiner Führung eigentlich nicht nötig - auch nicht als Sprinter vor Beginn des Spiels.

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