Saarbrücken im DFB-Pokal:Der Rasen setzt die letzte Pointe

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Zwei Kopfballtore kassierte Saarbrückens Torwart Tim Schreiber (rechts) gegen Kaiserslautern. Beim ersten Gegentreffer war der Zustand des Rasens entscheidend. (Foto: Jean-Christophe Verhaegen/AFP)

Wochenlang war das Grün im Saarbrücker Stadion die meistdiskutierte Wiese Deutschlands. Verhalf sie dem Drittligisten erst zum Einzug ins Halbfinale, trägt sie nun eine Mitschuld am Pokal-Aus.

Von Martin Schneider, Saarbrücken

Es musste ja so kommen, dass der Saarbrücker Rasen noch eine letzte Pointe setzte. Wochenlang war der Platz an der Camphauser Straße die meistdiskutierte Wiese Deutschlands. Und in dem Moment, in dem die Spielfläche kein Thema mehr zu sein schien, als das Pokalhalbfinale zwischen Saarbrücken und Kaiserslautern bei trockenen Bedingungen angepfiffen werden konnte - da sprang der Ball vor Torhüter Tim Schreiber auf dem schwammartigen Untergrund nicht so ab, wie ein Ball normalerweise abspringt.

"Der Ball ist nicht mehr hochgekommen", beobachtete Lauterns Trainer Friedhelm Funkel korrekt, stattdessen sprang der wenig druckvolle Kopfballaufsetzer von Lauterns Marlon Ritter Schreiber flach durch die Beine - das 1:0. Der junge Torhüter versuchte nach dem Spiel im ARD-Interview die Fassung zu wahren, was ihm nur unter größter Kraftanstrengung gelang. "Man will im Boden versinken", sagte der 21-Jährige. "Mir persönlich tut das leid, dass es durch meinen Fehler so zu Ende geht", sagte der Torhüter: "Das hat das Spiel entschieden."

Die Vorwürfe, die er sich selbst machte, machte ihm sonst keiner. Nur der Schütze des Tores zeigte sich in seinem Urteil gnadenlos. "So ist es, wenn der Rasen scheiße ist, dann geht der rein", sagte Ritter: "Wenn die einen vernünftigen Rasen gehabt hätten, hätte er ihn aufgenommen. Aber dann wären sie wahrscheinlich auch nicht mehr hier gewesen."

Die Zuschauer im Ludwigspark feiern ihre Mannschaft, doch bei den Spielern überwiegt der Frust

Aber noch viel mehr als über das Gegentor ärgerte sich Saarbrücken über die Tatsache, dass sie nach den Siegen gegen Bayern, Frankfurt und Gladbach kurz vor Berlin ausgerechnet an einem Gegner scheiterten, der sie mit ihren eigenen Mitteln geschlagen hatte. "Lautern hat sich nur hinten reingestellt", sagte Saarbrückens Kapitän Manuel Zeitz: "Wenn jetzt hier ein Erst- oder Zweitligist herkommt und uns vier-, fünfnull auseinander spielt, dann ist es eben so, dann ist das der Klassenunterschied." Es sei aber doppelt bitter, wenn man ausscheide, "ohne dass man die schlechtere Mannschaft ist".

Die Zuschauer im Ludwigspark feierten ihre Mannschaft, der Stolz über die Pokalsaison war auf den Rängen da, doch in den Worten der Spieler lag nur der Frust über die verpasste Finalchance. "Wir sind selber schuld, haben die Fehler gemacht. Ja, es ist beschissen", sagte Lukas Boeder.

Trainer Rüdiger Ziehl hat nun - vor allem wegen der aufgrund des Rasens verlegten Drittligaspiele - noch sieben Pflichtspiele im Monat April vor sich. Das ist ein voller besetztes Programm, als es zum Beispiel Europapokal-Teilnehmer Bayer Leverkusen bevorsteht. In der dritten Liga steht Saarbrücken weit jenseits der Abstiegs- und Aufstiegsränge - und das für den Klub wichtigste Aprilspiel ist dabei noch gar nicht terminiert. Denn um auch im kommenden Jahr im DFB-Pokal mitspielen zu können, muss der FCS entweder Tabellenvierter in der dritten Liga werden, was nur durch eine Siegesserie möglich erscheint - oder den Saarlandpokal gewinnen. Um wieder Bayern, Frankfurt oder Gladbach schlagen zu können, müssen sie im Viertelfinale erst mal am FC Hertha Wiesbach vorbeikommen.

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