Rückzug vom Afrika-Cup:Was tun mit Togo?

Lesezeit: 2 min

Auf Anordnung der Regierung reist Togo ab. Normalerweise straft der Fußball-Weltverband solch politisches Eingreifen rigide. Zieht er das jetzt durch, drohen Groll und Empörung.

Thomas Kistner

Und jetzt? Wann suspendiert der Fußball-Weltverband Fifa den Fußballverband von Togo?

Sepp Blatter und die Fifa sanktionieren politische Einmischungen normalerweise rigide. (Foto: Foto: AP)

Beim Afrika-Cup wollten Togos Spieler und Offizielle, auf Drängen des Kontinentalverbands CAF und der angolanischen Veranstalter, trotz des Blutbads in Cabinda antreten. Das hat ihr Regierungschef per Machtwort unterbunden. Das Team müsse zurückkehren, ordnete Togos Premier an und schickte ein Flugzeug. Wie immer das zu bewerten ist - hier hat der Staat in den Sport eingegriffen; massiver geht's nicht: Wann hat je ein Land seine Athleten von einem Turnier abgezogen?

Nun gilt politische Einmischung als zentrale Sünde im Weltsport, weshalb der sich ein scharfes Schwert zugelegt hat. Just die Fifa mit ihren vielen korrupten Nationalverbänden hat chronische Erfahrung mit Regierungen, die in Sportverbänden aufräumen und Präsidenten, Kassiers und Generalsekretäre absetzen wollen. Sie pocht dann auf Artikel 14 der Fifa-Satzung: Bei Einflussnahme der Politik ist die Suspendierung des jeweiligen Landesverbandes mit allen Teams vorgesehen.

So eine Regel kann sinnvoll sein, etwa in Ländern mit autoritärer staatlicher Durchdringung. Aber gerade dort sind die Bande des Sports mit den Regiernden besonders eng: im arabischen Raum etwa oder in Russland, wo Putin schon ein Revirement durchsetzte.

In anderen Fällen zeigt die Fifa gern Härte, sie droht und suspendiert. Denn die Sache mit der Nichteinmischung ist auch ein Instrument, um sich Politik und Justiz vom Hals zu halten. Als jüngst die korrupten Verbände Polens, Kenias und Perus unter die Aufsicht ihrer Regierungen gerieten, griff die Fifa ein. Kenia und Peru wurden gesperrt, und Polen, Mitausrichter der EM 2012, vermied die Suspendierung in letzter Sekunde, indem der Sportminister einen kommissarischen Verbandsverwalter abberief, der den dubiosen Fußballbossen und ihren internationalen Kollegen nicht passte. Polen blieb keine Wahl, die EM stand auf dem Spiel.

Das Folterwerkzeug im Verbandsarsenal

Was soll die Fifa also tun mit Togo: Hat das Team nicht spielen wollen, hat nicht der CAF darauf gedrängt? Und bringt Togos Regierungs-Order die Veranstalter nicht in die Klemme, weil das Turnier einfach amputiert wurde?

Die CAF hat Togo vom Afrika-Cup disqualifiziert, die Fifa aber dürfte stillhalten. Unpopulärer ließe sich ja nicht vorführen, welches Folterwerkzeug im Verbandsarsenal liegt. Setzt sie ihr Nichteinmischungsgebot in diesem Fall durch, zöge die Fifa Groll und Empörung (nicht nur) der Sportwelt auf sich, die mit den Opfern in Togo fühlt. Das kann sie nicht wollen; auch hat Afrika, Schauplatz der WM, genug Probleme. Regierungen aber, die künftig wieder bei der Korruptionssäuberung gebremst werden, sollten dann wissen, dass es eine Lex Togo gibt.

Beantworten müssen Fifa und CAF jetzt die eigentliche Frage: Wäre die Tragödie in Cabinda vermeidbar gewesen, wenn sie ihre Regel, den Sport frei von Politik zu halten, befolgt hätten? Dass Cabinda eine Unruhe-Provinz ist, war stets bekannt, trotzdem musste dort gespielt werden, aus erkennbarem innenpolitischen Interesse. Darin liegt der Missbrauch dieses Turniers.

© SZ vom 12.01.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: