70. Geburtstag von Roger Van Gool:"Richtig Mist habe ich da gespielt"

Gool

Wechselte 1976 nach Köln: Roger Van Gool

(Foto: imago sportfotodienst)

Auch in der Mannschaft habe er keinen Neid verspürt, weder von Veteranen wie Overath, Weber oder Löhr noch von aufstrebenden Leitwölfen wie Cullmann oder Flohe. Zudem hatte er einen guten Start: Köln holte in den ersten fünf Spielen fünf Siege. Danach aber fielen die Kölner in ein Loch, und die Debatten um die Million brachen doch noch auf. "Richtig Mist habe ich da gespielt", sagt Van Gool. Sein Manager erzählte ihm, Feyenoord Rotterdam sei bereit, ihn gegen die ominöse Million in Köln wieder auszulösen. "Ich dachte, ich würde Weisweiler einen Gefallen tun, wenn ich gehe: Er hatte mich ja nicht persönlich gesehen, das fiel ja auch auf ihn zurück." Weisweiler zeigte aber kein Interesse. "Roger, hat er gesagt, denen zeigen wir`s. Denen zeigen wir, dass wir echte Männer sind."

Sie zeigten es "denen" so richtig erst in der Saison 1977/1978, also mit Verzögerung. In Van Gools erster Saison holte der FC zwar den DFB-Pokal. In der zweiten Saison aber folgte das Double - und jener Unfall, an den ihn seine Stirn erinnert.

Wenige Tage vor Saisonende war Roger Van Gool tief in der Kölner Nacht versackt, hatte sich in ein Taxi gesetzt und war sofort auf dem Rücksitz eingeschlafen. Was er getrieben hat, damals, "das weiß ich nicht mehr". Er erinnert sich daran, dass ihn der Taxifahrer nicht erkannt habe. Und dass er irgendwann auf dem Rücksitz "instinktiv wieder wach" wurde, es aber schon zu spät war: Sein Chauffeur war ebenfalls eingenickt, "und dann macht es boing". Das Taxi war erst an der Leitplanke zum Stehen gekommen.

Anderntags stand alles in der Zeitung, wie das im schwatzhaften Köln so üblich ist, die Konzentration des FC aufs Pokal- und aufs Bundesligafinale war grob gestört. "Und dann setzte mich Weisweiler unter Druck: Wenn wir nicht mindestens einen Titel holen, bist Du dran, sagte er mir. Vor der gesamten Mannschaft", erinnert sich Van Gool: "Das war Druck!"

Das Tor zum 2:0, das er daraufhin im Pokalfinale am 15. April 1978 in Gelsenkirchen gegen Fortuna Düsseldorf erzielte, sei längst nicht sein schönstes gewesen. Er traf nach Hereingabe von Dieter Müller aus kurzer Distanz ins Netz: "Aber mein wichtigstes war es schon."

Dieser Text ist erschienen im Buch "15:30 - Die Bundesliga. Das Buch" aus der Süddeutschen Zeitung Edition. Mehr Informationen dazu gibt es hier: szshop.sueddeutsche.de/Buecher/Sport/15-30-Die-Bundesliga-Das-Buch.html

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