Goldenes Steak:Der Luxus-Terz um Ribéry lässt tief blicken

Lesezeit: 2 min

Die Tiraden des Bayern-Profis nach seinem Restaurant-Video offenbaren, wie es aussieht im Inneren der abgeschotteten Spezialgesellschaft. Der Franzose ist kein Einzelfall im Millionenbetrieb.

Kommentar von Thomas Kistner

Ein Steak, obszön umhüllt mit 24 Karat Blattgold. Ein Sturm der Entrüstung auf Instagram, eine wüste Pöbelei retour: Den FC Bayern holt sein Imageproblem mit Franck Ribéry ein. Mit dem Franzosen, der nach zwölf Jahren Klubzugehörigkeit durchaus ein Teil der DNA des Rekordmeisters ist.

Kein Futterneid. Ribéry mag essen, was er will. Zum Thema wird das, wenn die Zurschaustellung eines bacchantischen Gelages diejenigen provoziert, die es aus oft schwach gefütterten Portemonnaies alimentieren. Dann macht es auch keinen Unterschied, ob Ribéry mit Geld bezahlte oder mit seinem Promistatus.

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Der FC Bayern schafft es in zwölf Jahren nicht, einen seiner Helden der Straße so zu bändigen, dass er nicht ständig das torpediert, was im Fußball als Grundwerte verkauft wird. Bald wird Ribéry 36 Jahre, in seiner Heimat Frankreich brennt gerade eine Sozialdebatte, die seine Landsleute auf die Straßen treibt. Sie sind es, mit denen sich der sinnenfrohe Profi anlegt. Gut, dass die Bayern zum nächsten Champions-League-Spiel nach Liverpool müssen und nicht nach Paris.

Die Frage ist auch: Wann ist ein Tweet, ein Posting zu viel?

Was nicht ist, kann aber noch kommen. Wo zieht der Klub die Grenze, gibt es die überhaupt, jenseits monetären Kalküls? Eher nicht. Letztlich teilt der Arbeitgeber ja das schlichte Weltbild Ribérys, indem er einfach die nächste Strafzahlung verhängt. So eine Geldbuße wirkt im Kontext güldener Gaumenfreuden besonders drollig: Lässt sie sich auch mit einer Fuhre hochkarätiger Steaks begleichen?

Der Klub darf sich allmählich Gedanken machen, wie er mit den gar nicht mehr so neuen sozialen Medien klarkommt: Wann ist ein Tweet, ein Posting zu viel? Ob Spieler oder Spielerfrau - was über Jahre mit Image- und Kommunikationsberatern mühevoll abtrainiert und durch glattgewaschene Standard-Statements ersetzt wurde, bricht sich nun zunehmend Bahn im Netz: Bauchgefühle.

Aus Sicht des Publikums ist das zu begrüßen. Ein Fauxpas wie der von Ribéry offenbart nur, wie es im Inneren so einer abgeschotteten Spezialgesellschaft aussieht. Und wie ein Urgestein des FC Bayern über die Dinge des Lebens denkt, lässt sich viel eher am gedankenlosen Posting und der folgenden Wutattacke gegen die Kritiker ablesen, als an einer nachgereichten, ritualisierten Abbitte. Der Luxus-Terz am Golf erlaubt aber auch einen tieferen Blick hinter die Kulissen. Der zeigt, dass Ribéry kein Einzelfall ist im blühenden Milliardenbetrieb, sondern ein Paradebeispiel. Denn sein Dubaier Goldkoch hat auch den Boss des Weltfußballs für sich einspannen können, auf Instagram posiert er im Restaurant mit Gianni Infantino. Der Fifa-Chef drückt und umarmt den teuren Wirt, er fabuliert über Herz und Gefühl, und dass "food like football" sei, Essen wie Fußball. Es ist das übliche dumme Zeug, gewiss, aber dieses hier reicht in die Zukunft.

Infantino versucht ja gerade, den Volkssport endgültig an ein Konsortium von Rohstoff-Tycoons auszuliefern, für die Geld etwas ist, das aus dem Boden kommt. Mit List und Tücke will er die Fifa-Rechte in die Golfregion verscherbeln, und zugleich schon die WM 2022 in Katar auf 48 Teams aufblähen. Dann können auch viele arabische Anrainer als Gastgeber auftreten - und Dubaier Goldsteaks als Kabinen-Snack gereicht werden.

© SZ vom 07.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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