Bundesliga-Relegation:Kiels goldener Kopfball

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Sofort voll da: Simon Lorenz (19) erzielt den Führungstreffer gegen Köln (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Der 1. FC Köln braucht jetzt starke Nerven, um den Bundesliga-Abstieg noch abzuwenden: Im Hinspiel der Relegation gegen Holstein Kiel verliert der Klub 0:1 - der eingewechselte Simon Lorenz trifft nach wenigen Sekunden.

Von Ulrich Hartmann, Köln

Schon wieder hätten die Fußballer vom 1. FC Köln ein spätes Tor gebraucht. So wie am vorangegangenen Samstag gegen Schalke. Doch diesmal war ihnen das Glück nicht hold. Der Bundesligist verlor das Relegations-Hinspiel gegen den Zweitligisten Holstein Kiel mit 0:1 (0:0). Den Kölnern droht der vierte Bundesliga-Abstieg binnen 15 Jahren. Am Samstagnachmittag (18 Uhr) wird sich die Angelegenheit im Rückspiel in Kiel endgültig entscheiden. "Ich habe mir das natürlich anders vorgestellt. Aber ich wusste, dass es eine schwere Aufgabe wird", sagte Kölns Trainerroutinier Friedhelm Funkel. "Wir haben uns nicht so viele klare Möglichkeiten erspielt wie noch am Samstag gegen Schalke. Wir hatten dennoch einige Möglichkeiten und haben insgesamt wenig zugelassen." Er wusste aber auch: "Wir werden am Samstag eine bessere Leistung auf den Platz bringen müssen."

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Die Relegation funktioniert oft so, dass ein euphorisierter Zweitliga-Dritter auf einen deprimierten Bundesliga-16. trifft und dass es auch deshalb spannend wird. Sämtliche vier Relegations-Matches der vergangenen beiden Jahre waren unentschieden ausgegangen und nur durch die Zahl der Auswärtstreffer entschieden worden: 2019 zu Gunsten des Zweitligisten Union Berlin (gegen den VfB Stuttgart) und 2020 zu Gunsten des Bundesligisten Werder Bremen (gegen den 1. FC Heidenheim).

Diesmal trafen in Köln ein eigentlich euphorisierter Bundesliga-16. und ein vermeintlich zweifelnder Zweitliga-Dritter aufeinander: Die Kölner hatten drei ihrer letzten fünf Saisonspiele gewonnen und von diesen fünfen nur eines verloren. Sie waren happy, es überhaupt noch in die Relegation geschafft zu haben. Die Kieler hingegen hatten ihre letzten beiden Saisonspiele verloren. Sie hätten zerknirscht sein können, nicht direkt aufgestiegen zu sein und überhaupt in diese Relegation zu müssen.

Waren Kölner Happiness und Kieler Wut aber zu erkennen am Mittwochabend? Mitnichten. Es dauerte keine zwei Minuten, da hatten sich die Kölner schon eine blutige Nase geholt, genauer: Marius Wolf nach einem Check seines Kollegen Sebastiaan Bornauw. Danach war auf beiden Seiten nur noch Herzblut zu sehen. Die Teams waren gleichwertig, die Kölner wirkten engagierter. Es sollte bis zum Ende ein von Nervosität geprägtes Spiel bleiben.

Die Kölner hatten nicht ganz mit jener Startelf begonnen, mit der sie am Samstag 1:0 gegen Schalke gewonnen hatten. Der Trainer Friedhelm Funkel brachte Ellyes Skhiri und Ismail Jakobs neu ins Team, Jonas Hector rückte in die Spitze. Seine Rolle als Mittelstürmer schien die Kieler überrascht zu haben. Ondrej Duda agierte als hängende Spitze.

Die Gäste schienen auf ein torloses Remis aus zu sein

Die Kieler konnten gar nicht mit jener Startelf antreten, mit der sie am Sonntag zuvor 2:3 gegen Darmstadt verloren hatten. Der Trainer Ole Werner musste im Mittelfeld Jonas Meffert und Alexander Mühling ersetzen, die beide nach ihrer fünften gelben Karte für das Relegations-Hinspiel gesperrt waren. Werner brachte aber auch noch Niklas Hauptmann für Fabian Reese. Der gebürtige Kölner Hauptmann ist eine Leihgabe vom 1. FC Köln.

Hauptmann störte die Kölner in vorderster Linie. Allenfalls durch Konter kamen die Holsteiner zu Chancen. Die Kölner waren hier und da gefährlich. Ein Schuss von Duda knapp neben das Tor kurz vor der Pause war die beste Chance. Hinter der Südtribüne hörte man die Kölner Fans, die sich dort versammelten. Sie sangen, böllerten und hielten die Polizei in Schach.

In Schach halten mussten die Kieler auch die Kölner. Die Gäste schienen auf ein torloses Remis aus zu sein, doch wenige Sekunden, nachdem Simon Lorenz in der 59. Minute für Ignjovski ins Spiel gekommen war, köpfte er das 1:0 für Holstein. Es sollte das goldene Tor bleiben. "Wir haben die eine Chance genutzt", sagte Kiels Trainer Ole Werner, "aber diese Effektivität braucht es auch." Janni Serra traf für Kiel sogar noch die Latte (78.). Auf der anderen Seite rettete der Kieler Neumann nach einem Freistoß zweimal auf der Linie (84.), wobei vor allem die Rettungstat gegen den eingewechselten (und immer noch angeschlagenen) FC-Stürmer Sebastian Andersson hervorzuheben war.

Union Berlin hatte sich 2019 mit zwei Unentschieden als Zweitligist gegen den Bundesligisten Stuttgart durchgesetzt, aber es ist neun Jahre her, dass ein Zweitligist überhaupt mal ein Relegationsspiel gewonnen hat. Fortuna Düsseldorf mit einem 2:1-Hinspiel-Sieg bei Hertha BSC Berlin war am 10. Mai 2012 der zuvor letzte Zweitlist gewesen, dem ein Sieg gelang. Seither hatte in 17 Relegations-Matches acht Mal der Bundesligist gewonnen und neun Mal gab es ein Unentschieden. Sechs der acht Siege erfolgten mit nur einem Treffer Differenz. Die Relegation war nie etwas für schwache Nerven. Und ganz bestimmt wird sie das auch nicht am Samstag sein. "Es ist Halbzeit", resümierte Friedhelm Funkel. "0:1 ist ein Ergebnis, das man korrigieren kann." Kiels Kollege Ole Werner hielt dagegen: "Diesen Vorteil zur Halbzeit haben wir uns mit viel Leidenschaft erarbeitet."

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