SSV Jahn Regensburg:Die Luft ist raus

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Zum Haare raufen: Regensburgs Sarpreet Singh (weißes Trikot) nach der besten Möglichkeit zur Führung gegen Darmstadt. Am Ende siegten die Lilien mit 2:0 im Jahn-Stadion. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Nach dem fulminanten Saisonstart handelt sich der SSV Jahn Regensburg gegen Darmstadt 98 die dritte Niederlage in Serie ein.

Von Linus Freymark, Regensburg

Seit der Fußball wieder ohne Zuschauer auskommen muss, hat sich im Regensburger Jahnstadion eine kreative Gruppe zusammengetan. Eine Handvoll Jahn-Mitarbeiter trommelt auf der Tribüne auf Kanistern oder Putzeimern herum, auch eine Tröte haben die Männer mitgebracht, um gegen die traurige Stille im Stadion anzukämpfen. Vergangene Woche haben die tapferen Kanistertrommler dem Schneefall getrotzt, am Sonntagnachmittag nahmen sie es mit dem grauen Regensburger Dezemberhimmel auf. Genutzt hat das alles nichts, trotz der treuen Unterstützer auf den Rängen hat der Jahn nach dem 2:3 gegen Werder Bremen am Sonntag die nächste Heimniederlage kassiert. 0:2 gegen Darmstadt 98 - anstatt auf Platz drei, auf den der Jahn im Falle eines Sieges hätte springen können, beendet er das Jahr auf Rang acht und hat nun sieben Punkte Rückstand auf die zweitplatzierten Lilien.

Dass es beim Jahn vielleicht doch nicht ganz reicht, um auf Dauer an der Ligaspitze mitzumischen, ließ sich gegen Darmstadt gut beobachten. Vor allem in der ersten Hälfte dominierten die Gäste aus Hessen das Spiel und legten sich die Regensburger immer wieder zurecht - das erste Mal bereits nach 30 Sekunden, als ein Abschluss von Tim Skarke gegen den Pfosten schepperte. Nach 20 Minuten war es wieder Skarke, der mit seinem zweiten Versuch Alexander Meyer zu einer Parade herausforderte. Ansonsten passierte nicht viel auf dem Rasen, nur auf der Tribüne brachten die Kanistertrommler etwas Unterhaltung.

Trainer Selimbegovic ist am Sonntag unzufrieden, dennoch sagt er: "Wir können stolz auf die Hinrunde sein."

Nach der Pause kamen die Regensburger besser ins Spiel und hatten in der 69. Minute die Riesengelegenheit zur Führung: Sarpreet Singh tauchte frei vor dem Darmstädter Tor auf - und setzte den Ball wenige Zentimeter zu weit rechts neben den Pfosten. Im Gegenzug machten es die Gäste besser. Nach einem haarsträubenden Ballverlust von Jan Elvedi legte Phillip Tietz den Ball von der Grundlinie zurück in Richtung Strafraumkante, von wo aus Emir Karic zum 1:0 für die Lilien einschob. Regensburg gelang nicht mehr viel, Max Besuschkow versuchte es noch zweimal aus der Distanz, aber seine Schüsse landeten entweder neben dem Tor oder in den Händen von Marcel Schuhen. Das war nicht immer so, Besuschkow hatte in dieser Saison schon mal eine Phase, in der diese Bälle durchaus auch mal im Tor landeten. Aber ein bisschen scheint es mit der Präzision Besuschkows ähnlich zu sein wie mit der gesamten Jahn-Elf - die Luft ist nach dem fulminanten Saisonstart ein bisschen raus.

Mit der Niederlage gegen Darmstadt hat der Jahn nun drei Pleiten nacheinander kassiert. Eine "schlechte und schlimme Phase" sei das, fasste Trainer Mersad Selimbegovic die derzeitige Situation Mannschaft zusammen. Dennoch dürfe man nicht vergessen, was seine Elf in den nun 18 Partien dieser Spielzeit geschafft habe. "Wir haben öfter begeistert als enttäuscht", sagte Selimbegovic. "Wir können stolz auf die Hinrunde sein."

Doch Selimbegovic war anzumerken, dass ihm der Auftritt seines Teams gegen Darmstadt nicht gefallen hatte. Die erste Halbzeit habe es "komplett verschlafen", das einzig Positive sei das 0:0 gewesen, denn der Gegentreffer "lag in der Luft". Nach dem Seitenwechsel habe seine Mannschaft besser dagegengehalten, Darmstadt jedoch habe "klug und clever" agiert. Ein Resümee, das man beim SV Darmstadt 98 auch auf den gesamten bisherigen Saisonverlauf beziehen könnte. Denn anders als der Jahn mischen die Lilien als Überraschungsmannschaft weiter an der Tabellenspitze mit, auf Platz zwei zur Winterpause hatte die Hessen vor dieser Saison kaum jemand gesehen. Mit dem 2:0 in Regensburg hat Darmstadt nun sogar fünf Punkte Vorsprung auf den Hamburger SV auf Rang drei und nur einen Zähler Rückstand auf Spitzenreiter St. Pauli.

Das 2:0 in Regensburg besiegelte übrigens Tobias Kempe mit einem Schlenzer in der Nachspielzeit. Von den Kanistertrommlern war da nichts mehr zu hören - sie hatten schon zusammengepackt und ihre Plätze geräumt.

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