SSV Jahn Regensburg:Unterwegs in Richtung 40

Lesezeit: 2 min

Heißer Kampf im kalten Stadion: Der Anschlusstreffer zum 2:3 von Sarpreet Singh (links., hier gegen Bremens Marco Friedl) in der Nachspielzeit kam zu spät. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Trotz des 2:3 zu Hause gegen Werder Bremen beendet Regensburg die Hinrunde mit 28 Punkten auf Rang fünf. Die eigenen Erwartungen sind damit weit übertroffen, dennoch blickt der Jahn weiterhin lieber nach unten als nach oben.

Von Linus Freymark, Regensburg

Die "Überraschung" ist den Regensburgern diesmal nicht gelungen. Als solche hatte Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic vor der Partie gegen Werder Bremen einen Sieg gegen die Norddeutschen bezeichnet - auch wenn die Statistik die Oberpfälzer als Favoriten auswies. Die Regensburger standen nach dem besten Saisonstart der Vereinsgeschichte auf Platz drei, die Gäste aus Bremen dagegen belegten lediglich den achten Rang.

Die Regensburger Bescheidenheit ist nichts Neues, Selimbegovic gilt als Experte darin, die Favoritenrolle dem Gegner zuzuschustern. Das schnelle Umschaltspiel, die Brecher im Sturmzentrum - immer gibt es eine besondere Stärke des Gegners, die die Partien zur Herausforderung für den SSV Jahn werden lassen. Die Bremer etwa würden sich durch ihren "ruhigen Spielaufbau" sowie das "Kombinationsspiel im Zentrum" auszeichnen, hatte der Regensburger Coach vor dem Spiel analysiert. Die Beobachtungen waren - das lässt sich nach dem verschneiten Freitagabend im Jahnstadion konstatieren - zutreffend: Der Jahn hielt nach Kräften dagegen und hatte immer wieder Phasen, in denen er das Spiel dominierte. Trotzdem mussten sich die Regensburger am Ende 2:3 geschlagen geben und stehen nun auf Rang fünf.

Das ist ein historisch gutes Hinrundenergebnis, aufgrund dessen man andernorts die defensiven Aussagen seines Trainers kritisch hinterfragen würde. In Regensburg aber wollen sie gar nicht erst damit anfangen, andere Ziele als den Klassenverbleib auszugeben. Und wahrscheinlich tun die Verantwortlichen gut daran: Denn vom Spielerischen her gibt es in der zweiten Liga deutlich stärkere Mannschaften als den Jahn, zudem haben Klubs wie Schalke oder der Hamburger SV - nach verpatztem Saisonstart haben sich beide Mannschaften in den Aufstiegskampf zurückgespielt - ganz andere finanzielle Möglichkeiten als der SSV. Und dann ist da noch die Tabelle selbst, die so eng ist wie lange nicht mehr: Den nun auf Rang drei stehenden HSV und die trotz des Sieges in Regensburg auf Platz neun abgerutschten Bremer trennen gerade einmal drei Punkte.

Bereits 14 verschiedene Torschützen stehen für den Jahn auf den Spielberichtsbögen - Ligaspitzenwert

Die Regensburger haben nun 28 Zähler auf dem Konto, und auch wenn man die eigenen Erwartungen damit übertroffen hat, sah Selimbegovic keinen Grund, seine Sachlichkeit aufzugeben und in Euphorie zu verfallen. Ein "sehr gutes Fundament" sei diese Ausbeute, "eine Basis, auf der wir weiter aufbauen können" - und die den Trainer hoffen lässt, dass sich seine Mannschaft auf gutem Weg "in Richtung 40" befindet, also jener Punktehürde, von der an ein Abstieg als fast ausgeschlossen gilt.

Dass die Regensburger in der Rückrunde nur noch vier Siege brauchen, um das Saisonziel zu erreichen, liegt unter anderem daran, dass der Jahn plötzlich eine ungeahnte Offensivkraft auf den Platz bringt. Mit nun 24 Heimtoren hat der SSV schon jetzt einen Treffer mehr im heimischen Jahnstadion erzielt als in der gesamten Vorsaison. Das Angriffsspiel ist zudem deutlich variabler geworden: Während man in der vergangenen Spielzeit mehr oder weniger abhängig von Andreas Albers war, stehen nun nach 17 Spieltagen bereits 14 verschiedene Torschützen auf den Spielberichtsbögen - Ligaspitzenwert. Für Albers persönlich bedeutet die neue Flexibilität dagegen wenig Gutes, gegen Bremen saß er wie schon in auffällig vielen Spielen zuvor zunächst nur auf der Bank. Seinem Vertreter Joël Zwarts stellte Selimbegovic ein durchwachsenes Zeugnis aus. "Er war heute auch bemüht, das Beste zu geben, was er im Moment kann", sagte er über den Stürmer, der kaum Gefahr ausstrahlte.

Auch das Fehlen von David Otto, der zunächst verletzt war und nun wegen einer Tätlichkeit beim Gastspiel in Heidenheim noch zwei weitere Spiele aussetzen muss, fiel kaum auf. Gegen Bremen trafen in Steve Breitkreuz und Sarpreet Singh ein Verteidiger und ein Mittelfeldspieler. Aber solange das so weiter geht, ist in der Oberpfalz alles in bester Ordnung - die 40 Punkte sollten ja kein Problem sein.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: